Kultur

Julian Nida-Rümelin zur Bundestagswahl: Ansichten eines Zentristen – Kultur | ABC-Z

Die Demokratie ist derzeit auch bedroht, weil es in ihr zu viele Menschen gibt, die von der Richtigkeit ihrer eigenen Meinungen so überzeugt sind, dass sie jede Diskussion für überflüssig halten.

Obwohl Zentristen spätestens seit Macrons zweiter Amtszeit einen schlechten Ruf haben, bekenne ich mich, ein solcher zu sein. Thomas Mann war, nachdem er sich zum überzeugten Demokraten entwickelt hatte, erklärter Zentrist: „Ich bin ein Mensch des Gleichgewichts. Wenn das Boot nach links zu kentern droht, lehne ich mich automatisch nach rechts. Und umgekehrt.“ Der zweifellos bedeutendste Zentrist war aber Aristoteles. Seine Mesotes-Lehre besagt, dass das Mittlere zwischen zwei Extremen das Vernünftige sei. Auch wenn er dafür zahlreiche überzeugende Beispiele anführen kann, etwa Sparsamkeit als das Mittlere zwischen Geiz und Verschwendungssucht, hat er damit nur bedingt recht.

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