Mehr Andrang als erwartet: Massenprotest in München: 200.000 Menschen gegen rechts | ABC-Z

Mehr Andrang als erwartet
Massenprotest in München: 200.000 Menschen gegen rechts
08.02.2025, 17:24 Uhr
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„Bunt statt braun“: Hunderttausende versammeln sich in München, um gegen den Rechtsruck zu protestieren. Damit ist die Theresienwiese im Herzen der Stadt deutlich voller als ursprünglich geplant. Auch an vielen anderen Orten Deutschlands gehen Zehntausende auf die Straße.
Gegen einen Rechtsruck in Deutschland und unter dem Motto „Demokratie braucht Dich!“ sind nach Polizei-Angaben mehr als 200.000 Menschen in München auf die Straße gegangen – und damit deutlich mehr als ursprünglich erwartet. Die Veranstalter sprachen sogar von mehr als 320.000 Teilnehmenden. Angemeldet hatten sie ursprünglich 75.000. Bisher verlaufe alles friedlich, sagte ein Polizeisprecher. Die Demonstrantinnen und Demonstranten sprachen sich gegen Rechtsextremismus und eine Zusammenarbeit mit der AfD aus.
Bei strahlendem Sonnenschein zog es Frauen, Männer und Kinder in Scharen auf die Theresienwiese in München. Viele hielten Plakate hoch. Auf diesen stand unter anderem „Faschismus bekämpft man nicht mit Abschiebungen“, „Rassismus und Hass ist keine Alternative“, „Bunt statt braun“ oder „AfD-Verbot jetzt“. Ein Redner aus Österreich warnte vor ähnlichen Verhältnissen wie im Nachbarland. Dort verhandeln die rechte FPÖ und die konservative ÖVP über eine Koalition.
Unterstützt wurde die Demonstration für Vielfalt, Menschenwürde, Zusammenhalt und Demokratie aus ganz unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft, vom Filmfest München über Einrichtungen der Kirchen und der Freien Wohlfahrtspflege bis hin zu den Münchner Fußballclubs FC Bayern und TSV 1860. Der Münchner CSU-Chef, Bayerns Justizminister Georg Eisenreich, blieb hingegen explizit fern. Es sei zu erwarten, dass Stimmung gegen die Asyl- und Zuwanderungspolitik der Union gemacht werde, begründete er dies im Vorfeld.
24.000 Menschen in Hannover, 3000 in Rostock
Bundesweit hat auch die Initiative „Omas gegen Rechts“ zu Protesten aufgerufen, darunter in Hannover. Dort gingen laut einem Polizeisprecher in der Innenstadt 24.000 Menschen auf die Straße. Rund 3000 Menschen versammelten sich in Rostock für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Unter dem Motto „Alle gegen Faschismus – Rostock steht zusammen!“ zogen die Menschen durch die Innenstadt. Aufgerufen zu der Demonstration hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN – BDA). Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration friedlich. Auch in Boizenburg und Wismar wollten Menschen gegen rechts auf die Straße gehen.
Auch in der Innenstadt von Bremen war für den Nachmittag eine Kundgebung unter dem Titel „Bremen hält zusammen“ angesetzt. Vor Beginn hatten sich laut Polizei auf dem Domshof in der Innenstadt mindestens 25.000 Menschen versammelt. Wie die Polizei mitteilte, setzten sich am Nachmittag in Gießen nach einer Kundgebung gegen rechts 13.000 Menschen in Bewegung. In Darmstadt versammelten sich am Mittag 8000 Menschen. Die erwartete Zahl von rund 1000 Teilnehmern wurde damit deutlich übertroffen. Bereits am Vormittag fand in Mainz eine Demonstration unter dem Motto „Eine Welt, die zusammenhält – Mainz wählt Zusammenhalt“ statt. Die Polizei zählte etwa 4000 Teilnehmer.
Rund 3000 Menschen sind in Hamburg gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Unter dem Motto „Solidarity will win – Stoppt die Angriffe auf Geflüchtete“ zogen die Menschen durch die Innenstadt. Aufgerufen zu der Demonstration hatte ein breites Bündnis, darunter die Seebrücke Hamburg, das Hamburger Bündnis gegen Rechts sowie diverse weitere Initiativen gegen Rechts und zur Unterstützung von Geflüchteten. Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration friedlich.
Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in zahlreichen Städten Demonstrationen gegen den Rechtsruck und auch gegen den Migrationskurs der CDU gegeben. Am Sonntag hatten allein in Berlin zwischen 160.000 und 250.000 Menschen gegen Rechtsextremismus und für eine Abgrenzung der CDU von der AfD demonstriert. Die Union hatte mithilfe der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag durchgesetzt. Ein Gesetzentwurf zur Begrenzung der Migration war allerdings trotz AfD-Zustimmung im Parlament gescheitert.