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Elektromobilität gewinnt an Bedeutung: Diskussionen über nachhaltige Mobilität bei SZ-Gipfel Salon – Wirtschaft | ABC-Z

„Früher hieß Leasing: Gib mir einen Diesel“, erinnert sich Marcus Schulz an seinen Berufseinstieg. Der Manager beim Leasing-Unternehmen Arval berichtet auf dem Podium im SZ-Hochhaus, wie sich seine Branche in den vergangenen Jahren verändert hat. Die Nachfrage nach elektrischen Antrieben sei inzwischen groß, auch weil die Technologie immer besser werde. „Das Momentum kann nicht zurückgedreht werden“, sagt er. Trotzdem beobachtet Schulz gerade in Deutschland eine Art Grundskeptizismus gegenüber Veränderungen, den er in Nachbarstaaten Deutschlands wie etwa Belgien oder den Niederlanden nicht sehe. Die Deutschen seien vorsichtiger, bei neuen Technologien, stellt er fest.

Erst in dieser Woche hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) neue Zahlen zur Zulassung von Elektroautos veröffentlicht. Der Absatz ist deutlich gestiegen. Jedes sechste im Januar neu zugelassene Auto hat einen elektrischen Antrieb. Und mittlerweile setzen auch immer mehr Unternehmen auf elektronische Mobilität. Das zumindest war Konsens beim „SZ-Gipfel Salon“ am Donnerstagabend. Unter dem Motto „Vernetzt, nachhaltig, elektrisch: Die Mobilität der Zukunft“  diskutierten Unternehmerinnen und Unternehmer, wie etwa Firmen ihre Dienstflotten nachhaltig umrüsten können – und welche Herausforderungen es dabei gibt.

Marcus Schulz (links) beobachtet eine gestiegene Nachfrage nach elektrischen Antrieben. So erlebt es auch Andreas Kamm (rechts) in seiner Firma. (Foto: Daniel Schepers)

Mara Cole, Bereichsleiterin für Mobilität bei Bayern Innovativ, weiß, dass weiterhin viele Leute davor zurückschrecken, vom Verbrenner auf einen elektrischen Antrieb umzusteigen – etwa aus Sorge, die Reichweite des Akkus reiche nicht aus. Cole unterstützt Unternehmen dabei, innovative Mobilitätskonzepte umzusetzen. Gerade im ländlichen Raum sei die Ladeinfrastruktur noch lückenhaft, beobachtet sie. Doch auch in den Städten gebe es Nachholbedarf. „Da muss im gesamten öffentlichen Raum noch viel passieren.“ Im besten Fall, glaubt Cole, lässt sich die Fahrt zur Ladesäule in den Alltag integrieren: „Irgendwann lade ich mein Auto ganz nebenbei auf dem Supermarktplatz.“

Für eine Mobilitätswende reichen Insellösungen nicht aus

Um seine Mitarbeiter vom elektrischen Antrieb zu überzeugen, hat Andreas Kamm, Geschäftsführer von Zeppelin Baumaschinen, einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt. Installieren sie Wallboxen an ihren eigenen Häusern, übernimmt die Firma einen Teil der Kosten. Kamms Dienstwagenflotte ist inzwischen zumindest teilweise elektrifiziert, die anfängliche Skepsis der Mitarbeiter verflogen, erzählt er. Eigentlich würde Kamm gerne auch seine Transportfahrzeuge elektrisch aufrüsten. „Aber da geht es bisher nicht ohne Verbrenner“, bedauert der Geschäftsführer. Bei den massigen Fahrzeugen, die schwere Geräte zu Kunden transportieren müssen, mache die Batterie zu schnell schlapp. Trotzdem gebe es auch in der Baumaschinenbranche inzwischen einen Trend zur Elektrifizierung, erzählt Kamm: „Zumindest der Wunsch ist da.“

„Der Mobilitätswandel schreitet voran“, sagt Katharina Schmidt auf dem Panel des SZ-Gipfel Salons. (Foto: Daniel Schepers)

Klar ist aber auch – elektrische Mobilität kann letztlich nur ein Baustein auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität sein. Daran erinnern auch einige Zuhörer beim Gipfel-Salon, etwa Helmut Schrader vom Digital-Dienstleister Diconium. Er betont, dass im morgendlichen Pendlerverkehr eben auch E-Autos die Straßen verstopfen. „Wir sind zu sehr fokussiert auf individuelle Mobilität“, sagt er. Auch Panelistin Mara Cole macht sich stark dafür, dass Unternehmen immer auch Alternativen zum Dienstwagen prüfen. Sie empfiehlt ein Mobilitätsbudget, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann frei für ihren Arbeitsweg nutzen können, also auch für ein Job-Ticket oder Carsharing-Angebote.

Letztlich kann eine Verkehrswende nur gelingen, wenn Politik, Gesellschaft und Unternehmen an einem Strang ziehen. Aber die Zeichen stehen gut, bekräftigt Katharina Schmidt, Mitglied der Geschäftsleitung bei Arval Deutschland: „Der Mobilitätswandel schreitet in einem Tempo voran, das wir bisher nicht kannten.“

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