Inflation übersteigt Ertrag: Festgeld-Realzinsen sind wieder im Minus | ABC-Z

Inflation übersteigt Ertrag
Festgeld-Realzinsen sind wieder im Minus
30.01.2025, 10:51 Uhr
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Die EZB dürfte heute erneut den Einlagenzinssatz senken, obwohl die Inflation zuletzt wieder anzog. Auch die Festgeldzinsen für Sparer sind seit ihrem Höhepunkt gegen Ende des letzten Jahres spürbar gesunken. Und in der Breite negativ. Beim Tagesgeld sieht es nicht besser aus.
Parken Banken und Sparkassen Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB), erhalten sie derzeit dafür 3,00 Prozent Zinsen. Heute steht erneut ein Zinsentscheid der Notenbanker an, wobei die meisten Marktteilnehmer mit einer erneuten Senkung rechnen.
Mit durchschnittlich 2,24 Prozent sind die Zinsen für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Zugleich hat die Inflation hierzulande auf 2,6 Prozent deutlich angezogen. Infolgedessen sind die Realzinsen (Zinsertrag minus Inflation) zweijähriger Festgeldanlagen mit minus 0,36 Prozent zum ersten Mal seit einem Jahr in den Negativbereich abgerutscht.
Geringfügig höher ist der Durchschnittszins mit 2,26 Prozent beim 1-jährigen Festgeld. Wer den Zinssatz über einen Fünf-Jahres-Zeitraum festschreiben lässt, muss sich hingegen mit 2,16 Prozent Zinsen begnügen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von rund 800 Banken und Sparkassen durch das Vergleichsportal Verivox.
„Durch die Kombination aus anziehender Teuerung und sinkenden Zinsen hat sich für Sparer so etwas wie der perfekte Sturm zusammengebraut“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Zum ersten Mal seit gut einem Jahr liefern Sparanlagen im Marktdurchschnitt nicht mehr ausreichend hohe Erträge, um den inflationsbedingten Wertverlust auszugleichen.“
Höhere Tages- und Festgeldzinsen nach wie vor zu haben
Auch bei den Tagesgeldzinsen ging es im Januar weiter abwärts. Bei bundesweit aktiven Banken erhalten Sparer im Schnitt aktuell einen Tagesgeldzins in Höhe von 1,56 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit Oktober 2023. Bei den meisten regionalen Kreditinstituten müssen sich Sparerinnen und Sparer aber noch mit wesentlich niedrigeren Tagesgeldzinsen begnügen. Der Durchschnittszins der Sparkassen steht aktuell bei 0,54 Prozent, regionale Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken, PSD-Banken und Sparda-Banken zahlen im Schnitt 0,55 Prozent Zinsen. Nur rund ein Sechstel (16 Prozent) aller Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken bietet einen Tagesgeldzins von 1 Prozent oder mehr.
„Auch im laufenden Zinssenkungszyklus haben die Banken noch genügend Spielraum, um höhere Zinsen zu zahlen“, sagt Oliver Maier. „Wer sich im Markt umschaut, findet immer noch Kreditinstitute, die Tages- und Festgeldzinsen oberhalb der laufenden Teuerung bieten. Anleger müssen sich mit Niedrigzinsen und einem schleichenden Wertverlust ihrer Ersparnisse also nicht einfach abfinden.“