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Ham Ham Hemminger: Wie man sich auf Sizilien glücklich isst – Starnberg | ABC-Z

„Die Stadt lächelt“, sagt Carlotta. Und sie hat recht. Catania ist die zweitgrößte Stadt Siziliens und für uns alle eine Überraschung. Früh sind wir an diesem Morgen aufgebrochen. Wir wollen den Fischmarkt der zweitgrößten Stadt Siziliens besuchen. Hier verkaufen die Fischer das, was sie am Morgen mit ihren Netzen vor der Küste aus dem Meer holen. Wir laufen durch schmale Gassen. „Schaut mal,“ rufen die Kinder. Über uns hängen hunderte von Regenschirme in blau, gelb, rot und grün. Sie tanzen in der Sonne, die seit Tagen endlich wieder scheint. Auf einem kleinen Platz ist ein gutes Dutzend improvisierter Stände aufgebaut, darauf Blechwannen mit jeder Menge Meerestieren: Plattfische, Makrelen, Seebarsche und viele andere, die wir noch nie gesehen haben. Jakob entdeckt einen Schwertfisch, sein Kopf liegt neben dem Körper, das Schwert ragt in den Himmel.

Die Garnelen zappeln hilflos, die Kalmare atmen schwer, ihre Körper heben und senken sich. „Warum machen die das? Das ist doch grausam“, sagt Carlotta. Ich finde keine Antwort, muss daran denken, wie hoch entwickelt diese Tiere sind, wie klug.

Wir kommen mit Giuseppe ins Gespräch. Er ist weit über 60 Jahre alt, und wenn er verschmitzt lächelt, sieht man den einzigen Zahn, den er noch im Mund hat. Geschwind pult er ein paar rohe Krabben aus ihren Panzern und steckt sie uns in die Münder. Alle probieren, auch die Mädchen – die Tiere sind zart und süß und schmecken nach Meer. Wir kaufen ein Kilo, dazu ein paar Makrelen. Giuseppe hat für beides Tipps zur Zubereitung: Viel Öl und etwas Zitrone, darauf kommt es an. Ob man Fische und Krabben kocht oder in der Pfanne brät, das sei dabei egal.

Jetzt haben wir Hunger. Direkt neben dem Fischmarkt liegt die Streetfoodbar „Scirocco Sicilian Fish Lab“. Cibo di strada, das Essen der Straße hat eine große Tradition in Sizilien und kommt eigentlich aus Palermo. Neugierig bestellen wir einmal die Karte rauf und runter: Arancinetti di Pesce, verschiedene frittierte Reisbällchen gefüllt mit Tintenfisch, Meeresfrüchten und Schwertfisch, Cartoccio con pescato del giorno, frittierte Sardellen und andere kleine Fischchen, und ein Tramezzino mit weißem gambero und Rettich. Als Anna und ich zufrieden die fettigen Finger ablecken, fragt Josefine vorsichtig: „Können wir jetzt vielleicht irgendwo noch was Richtiges essen?“

Wie bitte? Die Pizza kostet 3,80 Euro?

In der Via Montesano entdecken wir die kleine Pizzeria del Centro. In einem winzigen, halbdunklen Raum bestellen wir zwei Margherita. Ein alter Mann knetet den Teig und schiebt ihn in den Holzofen. „Macht 3,80 Euro das Stück“. Wir glauben uns verhört zu haben, aber es stimmt tatsächlich. Hauchdünn und knusprig sind die Pizzen, die Kinder hauen rein. Als es zu dämmern beginnt, landen wir in der „Legatoria Prampolini“: Buchhandlung, Café und Naturweinbar in einem. Während die Kinder durch italienische Bilderbücher blättern, nehmen Anna und ich einen Frizzante. Am Nebentisch schreibt ein junger Mann, seine Nachbarin zeichnet etwas, leise Stimmen fliegen durch den Raum. Tatsächlich: Die Stadt lächelt.

Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Bock auf Regional – Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier. 

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