Ex-Schwägerin Danielle Diettrich Hegseth erhebt neue Vorwürfe gegen nominierten US-Verteidigungsministers Hegseth | ABC-Z
Aggression und Trunkenheit
Ex-Schwägerin erhebt neue Vorwürfe gegen Hegseth
22.01.2025, 11:31 Uhr
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Die Liste von Vorwürfen gegen den nominierten US-Verteidigungsminister Hegseth ist lang. Bisher lässt er in den Senatsbefragungen alles an sich abprallen. Nun kommen jedoch neue Anschuldigungen hinzu – von seiner Ex-Schwägerin. Für die Demokraten ist er damit untragbar, die Republikaner sind zwiegespalten.
Danielle Hegseth, die Ex-Schwägerin des nominierten US-Verteidigungsministers Pete Hegseth, hat im US-Senat schwere Vorwürfe gegen diesen erhoben. Sie beschuldigte den ehemaligen TV-Moderator am Dienstag in einer eidesstattlichen Erklärung, gegenüber seiner zweiten Frau, Samantha Hegseth „missbräuchlich“ gewesen zu sein. Das berichtet die „New York Times“. Das soll so weit gegangen sein, dass sich seine Frau einmal in einem Schrank vor ihm versteckte und ein „Codewort“ gehabt haben soll, um Hilfe zu rufen, wenn sie sich vor ihm in Sicherheit bringen wollte.
Danielle Hegseth sagte, dass sie „nicht persönlich Zeuge von körperlichem oder sexuellem Missbrauch durch Hegseth war“, beschrieb aber „sprunghaftes und aggressives Verhalten“ von ihm über viele Jahre. Sie berichtete laut „New York Times“ zudem von zahlreichen Vorfällen zwischen 2008 und 2013, bei denen sie Zeuge wurde, wie Hegseth so betrunken war, dass er ohnmächtig wurde. Danielle Hegseth war von 2011 bis 2019 mit Pete Hegseths Bruder Nathaniel verheiratet. Samantha und Pete Hegseth waren von 2010 bis 2018 verheiratet.
„Er war sehr aggressiv mir gegenüber“
Viele der Vorwürfe betreffen laut „New York Times“ Fälle von Trunkenheit Hegseths. In einigen Situationen habe er sich zudem rassistisch geäußert, was seine Ex-Schwägerin als beleidigend empfunden habe. „Er schrie mir eines Abends im Jahr 2009 betrunken ins Gesicht“, schrieb sie und erinnerte sich daran, dass Hegseth wütend geworden war, nachdem sie den Raum verlassen hatte. Zuvor hatte er demnach eine Geschichte mit einem „rassistischen“ Zungenschlag erzählt, die sie störte. „Er war sehr aggressiv mir gegenüber in seiner Militäruniform“, fügte sie hinzu.
2013 soll Hegseth ihrem Bericht zufolge bei einem Familienessen in einem Restaurant in Minneapolis so viel getrunken haben, dass ein Uber-Fahrer auf einer Autobahn anhalten musste, damit er sich übergeben konnte. In einer anderen Bar tanzte Hegseth demnach im selben Jahr betrunken mit einem Glas Gin Tonic in jeder Hand, ließ die Gläser auf die Tanzfläche fallen und musste aus der Bar geschleppt werden.
Die ehemalige Schwägerin berichtete von einem weiteren Fall, den sie aber nicht persönlich erlebt habe und der sich im Jahr 2009 zugetragen haben soll. Nach einer Übung mit der Nationalgarde soll Hegseth in einem nahegelegenen Stripclub angetroffen worden sein. Er habe dabei seine Uniform getragen, sei völlig betrunken gewesen und habe sogenannte Lapdances erhalten.
Hegseth und sein Anwalt bestritten die Anschuldigungen. Sie kommen zu einer Zeit ans Licht, da die Republikaner versuchen, ihn zügig im Amt zu bestätigen. Die jetzt vorgebrachten Vorwürfe könnten dieses Vorhaben untergraben. Ein halbes Dutzend Republikaner soll privat ernsthafte Bedenken gegenüber Hegseth haben, nachdem sie von den Vorwürfen erfuhren.
Republikaner wollen weitere Befragungen unterbinden
Der Großteil der Republikaner ließ sich von den Vorwürfen allerdings nicht beirren und bemühte sich, die Hegseths Bestätigung schnell voranzutreiben. Senator John Thune aus South Dakota versuchte, die Debatte zu begrenzen und eine Abstimmung innerhalb weniger Tage anzusetzen. Damit soll jede weitere Möglichkeit der Senatoren ausgeschlossen werden, weiter zu recherchieren und Hegseths auf Basis neuer Erkenntnisse zu befragen.
Da davon auszugehen ist, dass die Demokraten im Senat geschlossen gegen Hegseth auftreten, dürfen nicht viele Republikaner von Trumps Kandidaten abrücken. Andernfalls ist seine Bestätigung ernsthaft in Gefahr. Daher erklärt sich auch das Tempo, das die Republikaner nun an den Tag legen.
Danielle Diettrich Hegseth, die laut „New York Times“ zuvor mit dem FBI über Hegseth gesprochen hatte, erklärte in ihrer eidesstattlichen Versicherung, dass ihr Bericht ausreichend Republikaner überzeugen könne, ihn nicht für das Amt des Verteidigungsministers zu bestätigen. Im sogenannten Backgroundcheck des FBI, einem Bericht zu den Hintergründen einer Person, hätten die Vorwürfe von Hegseths Ex-Schwägerin gefehlt.
Der demokratische Senator Jack Reed aus Rhode Island erklärte, „das angebliche Muster von Missbrauch und Fehlverhalten von Herrn Hegseth ist beunruhigend“. Es „würde jedes Mitglied des Militärs für eine Führungsposition im Militär disqualifizieren, ganz zu schweigen von einer Bestätigung als Verteidigungsminister“, so Reed weiter.
Die neuen Vorwürfe ähneln einer Reihe von Anschuldigungen, die bereits erhoben wurden, seit Trump ihn als Leiter des Pentagon ausgewählt hat. Hegseth hat die Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen und sie als politisch motivierte Verleumdungen anonymer Quellen abgetan. Tim Parlatore, einer seiner Anwälte, wies Danielle Hegseths Anschuldigungen in einer Erklärung zurück: „Sam hat nie behauptet, dass es einen Missbrauch gegeben hat, sie hat Gerichtsdokumente unterschrieben, in denen sie bestätigt, dass es keinen Missbrauch gegeben hat, und hat dies vor Kurzem in ihrem Gespräch mit dem FBI bekräftigt“.