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Warum haben viele junge Menschen Schulden? Leben über den Verhältnissen | ABC-Z

„I’m doing a no-buy-year“ tönt es neuerdings in meiner Social-Media-Bubble, in der überwiegend Mode und popkulturelle Themen abgehandelt werden, und überhaupt das, was Gen-Z so interessiert. Endlich mal ein Trend, bei dem wirklich alle mitmachen können.

„No-buy-year“ oder alternativ „low-buy-year“ ist der Neujahrsvorsatz für 2025 und funktioniert so: Das ganze Jahr über kaufen diejenigen, die sich das vornehmen, nichts oder eben nur ganz wenig von dem, was sie nicht unbedingt zum Überleben brauchen. Die Challenge ist zwar nicht neu, auch im Netz macht sie die Runde, seit es Facebook und Blogs gibt, aber bislang ging es dabei meistens um ein Leben mit weniger Krempel, im Sinne der Nachhaltigkeit oder des Minimalismus. Dieses Mal geht es ums Geldsparen. Ums Anlegen von Geld. Und ums Abbezahlen von Schulden.

Das Geld wurde für Sneaker, Skincare und Reisen ausgegeben

Das führt zu ganz neuen Einsichten in das Leben dieser fremden Personen im Internet: In denselben Beiträgen geben sie nämlich ihre Berge an Schulden preis. Ob Kreditkartenschulden, Studienkredite oder die vor allem unter Angehörigen der Generation Z angesammelten Klarna-Schulden. Alles wird offengelegt. Die Summen sind beträchtlich. In den USA sprechen manche Frauen über mehrere 10.000 Euro, teilweise auf verschiedene Kreditkarten verteilt. Medizinische Behandlungen, Autokauf oder eben einfach Shopping. In Deutschland hingegen handelt es sich den Posts zufolge oft um Klarna-Schulden zwischen 500 und 5000 Euro. Das Geld wurde zuvor für angesagte Sneaker, Skincare-Neuheiten und Reisen ausgegeben. Nicht zu vergessen: für das Shopping, das vor dem Urlaub anfiel.

Aus den Beiträgen lässt sich schließen: Unsere Generation scheint auf großem Fuß zu leben. Viele junge Frauen teilen ihre Gedanken zum Shopping-Verhalten, und dabei fällt auf, dass offenbar viel Geld für Mode- und Beauty-Artikel ausgegeben wird, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können. Vor allem die Klarna-Funktion, ganz einfach mit einem Click Ratenkäufe zu tätigen oder die Zahlung auch nur in den nächsten Monat zu verschieben, macht die Entscheidung zu einem Kauf leichter. Damit hat es sich aber noch lange nicht. Schon gar nicht für Menschen, die noch in der Ausbildung sind, und daher meistens auch im Folgemonat wenig übrighaben.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.



Umso dankbarer bin ich Usern, die über Social Media mit ihren eigenen Geschichten über die Gefahren dieser Shopping-Apps aufklären. Zu den ersten gehörte @learicheri, die vor zwei Jahren ihre Community auf ihrem Weg aus den Klarna-Schulden auf Tiktok mitnahm und auch mir, mit damals 18, die Risiken dieses Bezahlsystems vermittelte. Mittlerweile hat sie ihre Schulden beglichen.

Auf Social Media lässt sich gut ausblenden, was das Leben eigentlich kostet

Wichtig ist, dass wir auf Social Media auch über Geld sprechen. Denn gerade da lässt sich besonders leicht ausblenden, was das Leben eigentlich kostet. Nirgendwo sonst kann man besser anderen Influencerinnen und Influencern beim extremen Konsum zuschauen, in teuren Hotels, teurer Mode, teurer Einrichtung.

Und auch wenn man sich nicht gleich einem Jahr völliger Konsumenthaltung verschreiben möchte, bringen die über 12.000 Videos unter dem Hashtag einige nützliche Ideen, um das Shopping zumindest ein wenig herunterzuschrauben: zum Beispiel einfach mal wieder im eigenen Kleiderschrank nachzuschauen und längst vergessene Teile neu zu kombinieren. Dabei fällt mir auf, wie viele weiße Pullover ich eigentlich besitze, sie aber selten anziehe, weil sie so schnell schmutzig werden.

Also gerne mal die Stichworte ins Tiktok-Suchfeld eingeben – oder sich zumindest kurz selbst beim eigenen Konsum ertappt fühlen, bevor man wieder auf die zeitgleich geöffnete Shoppingseite zurückkehrt. Aber dieses Mal: Finger weg!

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