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Artenvielfalt: Warum der Fund der Kegeligen Quellschnecke Hoffnung macht – Freising | ABC-Z

Sie ist gerade einmal zwischen zwei und vier Millimeter groß, mit bloßem Auge also kaum zu sehen. Ihre kegelartige Form gab ihr den Namen: Bythinella conica – oder auch Kegelige Quellschnecke. Die Minischnecke, die auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten geführt wird, wurde nun bei einem Monitoring des Landschaftspflegeverbandes Freising in der Nähe von Attenkirchen in de Hallertau entdeckt. „Für uns war das ein ganz besonderer Fund, wir haben uns sehr darüber gefreut“, sagt Fabian Eichhorn vom Landschaftspflegeverband.

Die nur wenige Millimeter große, seltene Kegelige Quellschnecke wurde bei einem Monitoring des Landschaftspflegeverbandes Freising bei Attenkirchen entdeckt. (Foto: privat)

Vorkommen dieser Quellschnecke, deren Farbe von weiß bis hin zu knallgrün bei Algenbesiedlung changiert, seien nördlich von München sehr selten, berichtet Eichhorn. Nur wenige besiedelte Standorte seien belegt. Bei Attenkirchen konnte in der Nähe eines Wohngebietes bei der faunistischen Schwerpunktuntersuchung mit Fokus auf Quellschnecken im vergangenen Jahr ein Vorkommen bestätigt werden: „Erfreulicherweise sogar mit einem individuenreichen Bestand“, sagt Eichhorn.

Bioindikatoren ersten Ranges

Quellschnecken seien wie viele andere Land- und Süßwasserschnecken aber viel mehr als nur kleine, unscheinbare Weichtiere, erklärt Eichhorn. „Die Winzlinge sind lebende Messinstrumente.“ Sie seien Bioindikatoren ersten Ranges: „Ihre Anwesenheit beziehungsweise Abwesenheit gibt uns präzise Auskunft über die Gesundheit unserer Feuchtbiotope.“ Ihre Anwesenheit gebe Aufschluss über die ökologische Intaktheit von Feuchtbiotopen. Wo Böden sauer seien, fühlten sich die hochsensiblen Organismen nicht wohl. Die Arten reagierten empfindlich auf Veränderungen des Wasserhaushalts. „Sie brauchen klares und nährstoffarmes Wasser – und das findet man relativ selten“, sagt Eichhorn.

Daneben seien der Klimawandel und menschliche Eingriffe in das Ökosystem für die empfindliche Tiergruppe eine große Bedrohung. „Jeder Lebendnachweis ist für uns daher ein kleines Puzzleteil, das hilft, die Biodiversität unserer Region besser zu verstehen“, erklärt Eichhorn. Dass die Kegelige Quellschnecke bei Attenkirchen einen geeigneten Lebensraum hat, sei ein Hoffnungsschimmer für den Erhalt dieser gefährdeten Art im Landkreis, sagt Eichhorn. „Und gleichzeitig ein Indikator für die zum Teil noch hohe Qualität der lokalen Quellökosysteme.“

Manfred Colling, ein Fachmann für Weichtiere, untersuchte im Rahmen des Projekts verschiedene Quellhabitate. Die Quellaustritte beprobte er vor allem mit einem Drahtsiebkescher, der einem handelsüblichen Küchensieb mit Stiel ähnelt. Für die Untersuchungen der umgebenden Landbiotope legte sich der Kartierer auch schon einmal auf den Boden, um die winzigen Schnecken sammeln und bestimmen zu können. „Manche Spaziergänger dachten sogar, er sei gestürzt oder betrunken“, erzählt Eichhorn.

Ein natürlicher Quellaustritt bietet Quellschnecken einen geeigneten Lebensraum. (Foto: privat)

Bei verschiedenen Weichtiermonitorings im Landkreis Freising in den vergangenen Jahren wurden aber nicht nur die Kegelige Quellenschnecke, sondern auch einige andere seltene Arten, wie die europaweit als schützenswert eingestufte Bauchige Windelschnecke, die Schmale Windelschnecke und die in Bayern stark gefährdete Zweizähnige Laubschnecke erfasst. Neben den ökologischen Erkenntnissen hatten diese Monitorings auch wirtschaftliche Aspekte: „Naturschutz ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit. Denn intakte Ökosysteme sind die Grundlage für Wasserqualität, Bodenfruchtbarkeit und biologische Vielfalt in unserer Region“, erklärt Eichhorn.

In den kommenden Jahren wolle man nun vor allem im nördlichen Landkreis Freising den Zustand der Quellökosysteme verbessern, um den kleinen Schnecken die Ausbreitung zu erleichtern. Eine Verbauung eines Quellaustritts beispielsweise bedeute genauso wie die Nutzungsintensivierung von Habitaten eine Bedrohung. Über Mahdgut- oder Streuausbringung will man zudem geeignete Standorte mit Individuen von seltenen Arten „beimpfen“.

Aber auch die Kommunen spielen als Eigentümer der Quellstandorte eine Rolle beim Erhalt der Artenvielfalt, sagt Eichhorn. Es gelte, die Biotope zu schützen. Der Bürgermeister von Attenkirchen, Matthias Kern, habe sich jedenfalls sehr gefreut, als er von dem Fund der Kegeligen Quellschnecke gehört hat.

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