Kältebus kümmert sich nachts um Obdachlose | ABC-Z
Wenn es draußen richtig kalt ist, fallen jene Menschen, die im Freien übernachten, besonders auf. Und nicht alle Passanten wissen, was sie tun können oder sollen, wenn jemand bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt draußen übernachtet. „Zunächst einmal gilt es, den Menschen ihren Willen zu lassen“, sagt Heiko Ewald, Bereichsleiter beim Frankfurter Verein für soziale Heimstätten, „das gebietet der Respekt.“ Der Frankfurter Verein betreut den sogenannten Kältebus und Notunterkünfte für Obdachlose in der Stadt.
Wer Zweifel habe, ob ein Mensch gut genug gegen die Kälte gewappnet sei, wer sehe, dass ein Schlafsack vom Regen schon durchweicht sei, der solle Hilfe rufen, sagt Ewald. Meldungen für den Kältebus nehmen Sozialarbeiter rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0 69/43 14 14 entgegen. Der Transporter ist allerdings nur zwischen 21 und 5 Uhr unterwegs, um den Hinweisen nachzugehen. Wer vormittags einen Menschen bei Minusgraden in Not glaubt, sollte eher den Notruf 112 wählen. Auch die städtische Hotline für soziale Notlagen unter der Nummer 0 69/21 27 00 70 kann weiterhelfen.
Nicht alle Obdachlosen können Übernachtungsmöglichkeiten nutzen
Zahlenmäßig gibt es genug Plätze, um allen Obdachlosen in Frankfurt nachts ein Dach über dem Kopf zu geben. In der B-Ebene der U-Bahn-Station Eschenheimer Tor können bis zu 200 Personen auf Matten übernachten. 150 haben in der Nacht auf Donnerstag dort geschlafen, wie Ewald berichtet. Zusätzlich gibt es Hunderte weitere Übernachtungsmöglichkeiten von verschiedenen Trägern in der Stadt.
Manche, die wegen mentaler Probleme oder Suchterkrankungen den Raum mit vielen anderen nicht teilen können, bleiben aber auch bei Minusgraden lieber draußen. Laut Ewald haben die Helfer in der Nacht auf Donnerstag 44 Menschen im Freien angetroffen, weitere 21 hätten sich in zugängliche Passagen zurückgezogen.
Jede Nacht sind zwei Mitarbeiter im Kältebus unterwegs, um nach diesen Obdachlosen zu schauen. „Diese Menschen sind konservativ“, sagt Ewald und meint damit, dass sie jede Nacht die gleichen Orte zum Schlafen aufsuchen. Die Sozialarbeiter fahren deshalb die bekannten Plätze an und gehen den tagsüber eingegangenen Hinweisen nach. Sie bieten ein warmes Getränk an, bei Bedarf auch eine Decke oder einen Schlafsack – und wenn gewünscht auch einen Transport in eine Notunterkunft. „Unser Ziel ist immer, dass jeder gut durch die Nacht kommt“, sagt Ewald.