FC Bayern: So lässt Kompany seine Gegner auseinandernehmen | ABC-Z
München – Seit Jahren gilt beim FC Bayern: Wenn Uli Hoeneß spricht, hat jedes Wort Gewicht. “Jetzt wird bei uns endlich wieder hart gearbeitet”, posaunte der Baron vom Tegernsee auf einer mitarbeiterinternen Veranstaltung. Adressiert waren die Worte an Chefcoach Vincent Kompany.
Kompany fordert vor Spielen detaillierte Gegnerberichte
Die Arbeitsmoral des Belgiers gefällt dem 73-Jährigen sogar so gut, dass er Kompany das “Du” angeboten hat. Ein äußerst seltenes Unterfangen beim Rekordmeister. Eines, das unter Vorgänger Thomas Tuchel unmöglich gewesen wäre. Gilt das Verhältnis zwischen Hoeneß und dem schwäbischen Taktikfanatiker nach wie vor als angespannt. Man fand nie wirklich auf einen gemeinsamen Nenner. Also: Good Job, Vinny!
Doch arbeitet Kompany wirklich härter als Tuchel? Was den Bereich Spielanalyse und Gegnervorbereitung angeht definitiv. Wie die AZ erfuhr, fordert der 38-Jährige von seinen Videoanalysten vor jeder Partie detaillierte Berichte. Vor allem im Bereich der Gegneranalyse. Selbst gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenregion wie den FC St. Pauli.
Tuchel forderte Einzelspieleranalysen nur vor Top-Spielen
Kompany will die Stärken und Schwächen nahezu jedes Gegenspielers genaustens kennen. Schon in der Vorbereitung auf das Testspiel gegen Tottenham fiel diese Akribie auf. Bis in die späten Abendstunden saß sein Analystenteam im Büro, schnitt eifrig Spielszenen und identifizierte sämtliche Schwachstellen der Spurs-Akteure.
Unter Tuchel war das noch anders, weniger detailgetreu. Nur vor Spitzenspielen, wie gegen Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder Real Madrid sollen die Gegenspieler komplett filetiert worden sein. Abgeschaut hat sich Kompany diese Akribie bei seinem großen Lehrmeister Pep Guardiola.
Upamecano-Böcke waren von Guardiola einstudiert
Der Taktik-Perfektionist von Manchester City hat nicht zuletzt dadurch die Bayern im Viertelfinale 2023 aus der Champions League gekegelt. Die Upamecano-Böcke, die den 3:0-Hinspielsieg für die Citizen ebneten, waren von Guardiola einstudiert.
Hatte der Spanier den Franzosen komplett in Einzelteile auseinandernehmen lassen, um Jack Grealish und Co. die Schwächen von Upamecano und Lösungsansätze zu präsentieren. Genial!
Rangnick überließ schon zu Leipzig-Zeiten nichts dem Zufall
In der Bundesliga betreibt vor allem RB Leipzig einen ähnlich hohen Aufwand in der Datenanalyse. Eingeführt wurde das einst von Ralf Rangnick, der wie Guardiola nichts dem Zufall überlassen will. Mit Erfolg: Zwar hinken die Roten Bullen aktuell vor allem international den Erwartungen hinterher, dennoch wären die Erfolge der letzten Jahre wohl kaum ohne detaillierte Analysen möglich gewesen.
Ähnlich dürfte es nun beim FC Bayern sein. Immerhin geht Kompany, wie beim RB-Offensivpressing, mit dem hohen Stellungsspiel viel Risiko ein. Wie schnell das bestraft werden kann, zeigten vor allem die Fahrten nach Frankfurt und Barcelona.
FC Bayern: Spieler haben unter Kompany eine deutlich höhere Laufintensität
Mit jeweils vier (!) Torschüssen kam die Eintracht zu einem 3:3, während die Mannschaft von Trainer Hansi Flick die Münchner mit einem 1:4 in den Flieger nach München schickte. Ohne die genaue Kenntnis über die Gegenspieler wären solche Rückschläge beim FC Bayern wohl deutlich häufiger an der Tagesordnung.
Aber nicht nur das. Auch müssten die Spieler von Kompany wohl nochmal mehr Meter auf dem Platz abspulen. Bei der aktuellen Laufintensität ist das kaum möglich. Denn nicht nur das Team um den 38-Jährigen herum arbeitet vermeintlich härter, auch seine Akteure müssen mehr ranklotzen.
Hoeneß hat Bayern-Fans die Meisterschale bereits versprochen
Unglaubliche 182,8 Kilometer legte alleine Joshua Kimmich in dieser Bundesligasaison zurück. Die Strecke München-Nürnberg hat er damit schon nach 15 Partien geknackt. Unglaublich! Ob die Arbeitsmoral à la Kompany und die Extrameter der Bayern-Spieler wieder zu Pokalen führen?
Zumindest in der Liga ist der Rekormeister auf Titelkurs, hat vor dem Start in die zweite Saisonhälfte gegen Gladbach vier Punkte Vorsprung auf Meister Bayer Leverkusen. Die braucht es auch. Immerhin hat Hoeneß den Bayern-Fans die Schale bereits zugesagt. . .