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René Benko hinterlässt Bauruinen in München: Diese Gebäude konnten bereits gerettet werden | ABC-Z

München – Ein Jahr ist vergangen, seit das Imperium des einstigen Milliardärs René Benko zusammengefallen ist. Der Österreicher hat als Unternehmer ein kaum zu toppendes Chaos hinterlassen: mit Schulden in Milliarden-Höhe, vielen geprellten Anlegern und verzweifelten Angestellten, die nach den Pleiten ihre Arbeit verloren haben.

Das Erbe von René Benko macht der Münchner Innenstadt noch zu schaffen.
© Marcel Kusch/dpa
Das Erbe von René Benko macht der Münchner Innenstadt noch zu schaffen.

von Marcel Kusch/dpa

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Dutzende Strafverfolger befassen sich nun damit,  ob sie Benko kriminelle Machenschaften nachweisen können. Zeitgleich versuchen Insolvenzverwalter, möglichst viel für die Gläubiger herauszuholen – und verdienen sich dabei selbst goldene Nasen.

In diesem Anwesen in Igls bei Innsbruck residiert Benko trotz Privatinsolvenz. Die 235.000 Euro Miete zahlt seine Mutter.
In diesem Anwesen in Igls bei Innsbruck residiert Benko trotz Privatinsolvenz. Die 235.000 Euro Miete zahlt seine Mutter.
© Johann Groder (Expa/APA)
In diesem Anwesen in Igls bei Innsbruck residiert Benko trotz Privatinsolvenz. Die 235.000 Euro Miete zahlt seine Mutter.

von Johann Groder (Expa/APA)

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Auf den meisten Baustellen, wo Benkos Immobilien-Konzern Signa Prestige-Bauten errichten wollte, wird nach wie vor nicht gearbeitet. Sichtbar viel getan hat sich in München seit der Jahrhundert-Pleite in den vergangenen Monaten nicht. Ein bisschen was aber doch. Investoren haben sich erste Immobilien aus Benkos Trümmerreich gesichert. Und einige Unternehmen aus seinem Handel-Unternehmensgeflecht konnten dank Übernahmen weitermachen.

Große Fototafeln mit schönen München-Motiven verdecken seit ein paar Monaten den Blick auf die traurige Signa-Bauruine zwischen dem Hauptbahnhof und dem Stachus. Die Schützenstraße schaut heute nicht mehr ganz so verwahrlost und trostlos aus wie in den ersten Monaten, nachdem das Signa-Firmenimperium zusammengebrochen war. Obdachlose und Drogenabhängige hatten sich in und vor dem alten Karstadt-Bau aus den 70ern niedergelassen. Inzwischen haben sich die meisten andere Plätze gesucht – große Absperrgitter, die die Stadt nach Protesten der Anwohner, Hoteliers und Händlern aufstellen ließ, haben sie vertrieben.

Die Baustellengitter vor dem Karstadt in der Schützenstraße halten Obdachlose fern. Mittlerweile hängen hübsche München-Motive daran.
Die Baustellengitter vor dem Karstadt in der Schützenstraße halten Obdachlose fern. Mittlerweile hängen hübsche München-Motive daran.
© Daniel von Loeper
Die Baustellengitter vor dem Karstadt in der Schützenstraße halten Obdachlose fern. Mittlerweile hängen hübsche München-Motive daran.

von Daniel von Loeper

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Auf der Baustelle seit über einem Jahr kein Leben mehr

Wer die Bauruine hinter den bunten Fototafeln allerdings wieder zum Leben erweckt und das Grundstück aus der Insolvenzmasse kauft, ist noch unklar. Das Gleiche gilt für das Hermann-Tietz-Kaufhaus daneben. Das denkmalgeschützte Gebäude mit der Adresse Bahnhofplatz 7 ist komplett entkernt. Außer Stadttauben, die herumflattern, ist auf der Baustelle seit über einem Jahr kein Leben mehr. Die Immobilie steht zum Verkauf: Rund 130 Millionen wollen die insolvente Signa und der Insolvenzverwalter offenbar dafür haben.

Die bräunlich eingefärbten Immobilien gehörten alle zum Signa-Reich. Außerdem: das Gebäude (vorn), das von Galeria-Karstadt umgeben ist.
Die bräunlich eingefärbten Immobilien gehörten alle zum Signa-Reich. Außerdem: das Gebäude (vorn), das von Galeria-Karstadt umgeben ist.
© Signa
Die bräunlich eingefärbten Immobilien gehörten alle zum Signa-Reich. Außerdem: das Gebäude (vorn), das von Galeria-Karstadt umgeben ist.

von Signa

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Den 70er-Jahre-Kaufhausbau  daneben wollte René Benko abreißen lassen und an der Stelle einen dreiteiligen Büro-Komplex errichten lassen. Geschäfte sollte es nur noch in den unteren Stockwerken geben. Den Entwurf für den Neubau gibt es schon länger, er stammt von dem berühmten Architekturbüro David Chipperfield. Eine Großkanzlei hatte sich in dem Neubau bereits Büros gesichert. Aber wer das Projekt, das die Signa unter dem Namen Corbinian geplant hatte, realisieren wird – und wann – ist noch nicht raus.

Alte Akademie: Kosten von Hunderttausenden Euro seit Baustopp

Auch wann es mit Benkos anderem Vorzeigeobjekt in München weitergeht, ist noch in der Schwebe: Am früheren Jesuitenkolleg Alte Akademie in der Fußgängerzone ruhen seit November 2023 die Bauarbeiten. Ernsthafte Interessenten gibt es zwar, entschieden ist aber offenbar noch nichts.
Allein die Sicherungsmaßnahmen sollen seit dem Baustopp Hunderttausende Euro verschlungen haben, sagte ein Insider der AZ.

Ruht seit über einem Jahr: die Großbaustelle Alte Akademie.
Ruht seit über einem Jahr: die Großbaustelle Alte Akademie.
© Daniel von Loeper
Ruht seit über einem Jahr: die Großbaustelle Alte Akademie.

von Daniel von Loeper

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Es gibt auch gute Nachrichten: Alle Galeria-Filialen haben überlebt

Doch es gibt nicht nur Stagnation, seit Benko in München (und vielen anderen Städten) aberwitzige Schulden, kopfschüttelnde Strafverfolger und viel verbrannte Erde hinterlassen hat.

Eine gute Nachricht ist, dass in München alle vier Galeria-Karstadt-Kaufhof-Standorte, die es vor einem Jahr noch unter dem Dach der Signa gab, weitergeführt wurden. Im Sommer 2024 ging die Kaufhauskette an den amerikanischen Investor Richard Baker und den in der Schweiz lebenden Unternehmer Bernd Beetz. Sie führten die Kaufhauskette aus der dritten Insolvenz und wagten einen Neustart.

Galeria am Marienplatz und drei weitere Münchner Filialen haben die dritte Galeria-Karstadt-Kaufhof-Insolvenz überlebt.
Galeria am Marienplatz und drei weitere Münchner Filialen haben die dritte Galeria-Karstadt-Kaufhof-Insolvenz überlebt.
© Imago
Galeria am Marienplatz und drei weitere Münchner Filialen haben die dritte Galeria-Karstadt-Kaufhof-Insolvenz überlebt.

von Imago

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Die Münchner Filialen am Marienplatz, an der Münchner Freiheit in Schwabing, im OEZ in Moosach und am Rotkreuzplatz in Neuhausen blieben erhalten. Auch wenn es noch nicht überall an den Gebäuden steht, heißen die Kaufhäuser nun alle nur noch Galeria.

Auch den Münchner Sportartikelhändler Sport Scheck, der ebenfalls zum Signa-Imperium gehört hat, gibt es noch. Allerdings nicht mehr als Sporthaus in München. Sport Scheck wurde von dem italienischen Sportartikelhändler Cisalfa übernommen. Sehr bitter für die Angestellten in München: Kaum hatte Cisalfa die Übernahme verkündet, teilte das Unternehmen mit, das Stammhaus in der Neuhauser Straße zu schließen. Der Hauseigentümer sei ihnen bei der Miete zu wenig entgegengekommen.

Im April 2024 heißt es "Alles muss raus" bei Sport Scheck. Das Stammhaus in der Neuhauser Straße muss schließen.
Im April 2024 heißt es „Alles muss raus“ bei Sport Scheck. Das Stammhaus in der Neuhauser Straße muss schließen.
© Daniel von Loeper
Im April 2024 heißt es „Alles muss raus“ bei Sport Scheck. Das Stammhaus in der Neuhauser Straße muss schließen.

von Daniel von Loeper

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Im Frühjahr 2024 hieß es, man suche nach einem neuen Standort in der Innenstadt. Den gibt es aber bis heute nicht.

Oberpollinger in Neuhauser Straße steht zum Verkauf

Als gerettet kann man den Geschäftsbetrieb der Luxus-Kaufhause-Kette bezeichnen, zu der neben dem KaDeWe in Berlin und dem Alsterhaus in Hamburg auch der Oberpollinger in der Neuhauser Straße in München gehört. Im Juni wurde die Übernahme besiegelt. Oberpollinger gehört nun zur Central Group, hinter der die schwerreiche thailändische Familie Chirathivat steht.

Die Oberpollinger-Immobilie steht ebenfalls zum Verkauf. Angeblich gibt es ein Kaufangebot in Höhe von 395 Millionen Euro.

Das Nobelkaufhaus Oberpollinger in der Münchner Fußgängerzone gehörte ebenfalls zu Benkos Signa. Die Handelskette ist bereits verkauft.
Das Nobelkaufhaus Oberpollinger in der Münchner Fußgängerzone gehörte ebenfalls zu Benkos Signa. Die Handelskette ist bereits verkauft.
© Sven Hoppe/dpa
Das Nobelkaufhaus Oberpollinger in der Münchner Fußgängerzone gehörte ebenfalls zu Benkos Signa. Die Handelskette ist bereits verkauft.

von Sven Hoppe/dpa

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Zwei Immobilien aus dem Portfolio von Benkos Signa haben bereits Käufer gefunden: Das frühere Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße (nahe Marienplatz) ist von einem Münchner Wirtschaftsanwalt und Immobilienunternehmer gekauft worden. Auf Presseanfragen reagiert er nicht, handelt aber entschlossen: Im Frühjahr ging der Deal über die Bühne, im Herbst begann er bereits mit Abrissarbeiten. Bauen will er eine gemischt genutzte Immobilie – genau so, wie es auch die Signa geplant hatte.

Ebenfalls verkauft: die Kaufhof-Immobilie am Rotkreuzplatz in Neuhausen.
Ebenfalls verkauft: die Kaufhof-Immobilie am Rotkreuzplatz in Neuhausen.
© Petra Schramek
Ebenfalls verkauft: die Kaufhof-Immobilie am Rotkreuzplatz in Neuhausen.

von Petra Schramek

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Ebenfalls nicht mehr in der Insolvenzmasse ist die Galeria-Immobilie am Rotkreuzplatz. Sie wurde im Herbst 2024 verkauft. Galeria hat dort nun einen neuen Vermieter.

Verkauft:  Das frühere Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße in München.
Verkauft: Das frühere Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße in München.
© Daniel von Loeper
Verkauft: Das frühere Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße in München.

von Daniel von Loeper

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Bleibt die Frage, wer sich Benkos größte Projekte in München schnappen wird – die Alte Akademie und das Kaufhausareal an der Schützenstraße. Wer wird die schlafenden Großbaustellen wieder zum Leben erwecken? 2025 wird in dieser Hinsicht spannend.

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