Geopolitik

Provinz Aleppo: Schrein eines muslimischen Scheichs in Brand gesetzt – Proteste in Syrien | ABC-Z

In Damaskus und weiteren syrischen Städten haben zahlreiche Menschen nach der Zerstörung eines Heiligtums protestiert. Das berichtete die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Demnach ist in der nordwestlichen Provinz Aleppo der Schrein eines muslimischen Scheichs in Brand gesetzt worden, der von Alawiten verehrt wird.

Die Alawiten sind eine religiöse Minderheit mit schiitischen Wurzeln, die heute vor allem in Syrien lebt. Auch die Familie des gestürzten Langzeit-Machthabers Baschar al-Assad gehört den Alawiten an.

Die Demonstranten forderten den Angaben zufolge, dass die Verantwortlichen für die Tat zur Rechenschaft gezogen werden. Dem Übergangsinnenministerium zufolge wurde der Schrein bereits im vergangenen Monat von unbekannten Gruppen verwüstet, als die Rebellenoffensive auf Aleppo begann.

In einer Mitteilung warnte das Ministerium vor Gerüchten, „die darauf abzielen, das Land zu destabilisieren und den zivilen Frieden zu stören.“ Verbliebene Assad-Anhänger würden die Gerüchte ausnutzen, hieß es.

Christen, Alawiten und andere Minderheiten fürchten nach dem Umsturz Repressionen. Der Anführer der de-facto-Machthaber der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gab sich zuletzt moderat. Am Montagabend hatte ein in Brand gesetzter Weihnachtsbaum im Westen des Landes für Empörung gesorgt.

Die neuen Machthaber in Syrien haben am Mittwoch zudem große Mengen an Drogen verbrannt, darunter etwa eine Million Pillen des amphetaminähnlichen Aufputschmittels Captagon. Ein Videojournalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie in der Hauptstadt Damaskus im Hof eines Gebäudes des früheren syrischen Sicherheitsapparats Feuer an die Drogen gelegt wurde. „Wir haben eine große Menge Captagon gefunden, etwa eine Million Pillen“, sagte ein Vertreter der neuen Machthaber.

Bei dem Drogenfund handelte es sich um ein Lager mit Cannabis, dem Schmerzmittel Tramadol und etwa 50 Tüten mit rosafarbenen Captagon-Pillen, wie der AFP-Journalist feststellte.

Der Handel mit Captagon hatte Syrien unter dem gestürzten langjährigen Machthaber Baschar al-Assad zum größten Drogenstaat der Welt gemacht. Captagon war das mit Abstand wichtigste Exportgut Syriens und stellte alle legalen Ausfuhren in den Schatten, wie Recherchen von AFP auf der Grundlage offizieller Daten 2022 ergeben hatten.

Partydroge der reichen Elite

Im Nahen Osten ist Saudi-Arabien der größte Markt. Dort ist Captagon die Partydroge der reichen Elite und weit weniger tabu als Alkohol. Aber auch einfache Arbeiter putschen sich damit auf, um dem höllischen Arbeitstempo standhalten zu können. Ursprünglich wurde Captagon als Medikament gegen Narkolepsie und Aufmerksamkeitsstörungen verwendet.

Vor knapp zweieinhalb Wochen hatten Kämpfer der Islamistenmiliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündeter Gruppen die Hauptstadt Damaskus eingenommen und die jahrzehntelange Herrschaft der Assad-Familie beendet. Seitdem bemühen sich die neuen Machthaber, die Neuordnung der staatlichen Strukturen und den Wiederaufbau des durch den fast 14-jährigen Bürgerkrieg schwer gezeichneten Landes voranzutreiben.

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