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Weihnachten in der Ukraine: Momente der Unbeschwertheit | ABC-Z

Stand: 25.12.2024 09:56 Uhr

Schon zum dritten Mal erlebt die Ukraine ein Weihnachten im Krieg. Die Lage an der Front bleibt dabei angespannt. Trotzdem wollen viele Menschen feiern – und suchen nach Ablenkung.

Im ukrainischen Expocenter in Kiew dringen weihnachtliche Klänge aus den Lautsprechern: “Let it snow” auf Ukrainisch. Auf dem Außengelände des Messezentrums finden das ganze Jahr über verschiedene Veranstaltungen statt.

Jetzt ist hier ein Weihnachtsmarkt. Erwachsene drängen sich an den Glühweinständen und essen frisch gegrilltes Schaschlik. Kinder rodeln eine Rutschbahn herunter und fahren Schlittschuh auf einer Kunsteisfläche – Momente der Unbeschwertheit. Trotz Krieg wollen viele Weihnachten feiern.

“Der Krieg sollte unser Leben nicht auf Eis legen”

Aljona aus Uman ist mit ihren Kindern auf den Weihnachtsmarkt in Kiew gekommen. Sie will ihnen auch eine Ablenkung vom Kriegsalltag bieten. “Es ist unsere Realität, mit der wir seit Jahren leben”, sagt sie. “Unsere Kinder wachsen damit auf. Wir müssen sie wenigstens ein bisschen davor schützen und, damit sie sich auch an eine Kindheit erinnern, die nicht nur von Krieg, Beschuss und Angst geprägt ist.”

Julia, eine andere Besucherin, erzählt, dass sie mit ihrem Lebensgefährten zum ersten Mal Weihnachten feiert, ein besonderer Moment. “Ich glaube, dass der Krieg unser Leben nicht auf Eis legen sollte”, findet sie.

“Ich denke, es ist auch wichtig für die Soldaten an der Front zu wissen, dass wir uns hier wenigstens ein bisschen freuen können.” Schließlich kämpften sie für die Zukunft aller Menschen in der Ukraine.

Lage an der Front bleibt angespannt

Einer dieser Soldaten ist Wolodymyr, 44 Jahre alt. In der Nähe des ostukrainischen Bachmut wurde er schwer verwundet und muss deshalb noch ein weiteres Mal operiert werden.

Er hat gemischte Gefühle, wenn er hier auf dem Weihnachtsmarkt dem Trubel zusieht, gibt er zu. “Es ist ärgerlich, wie diese jungen Kerle hier rumlaufen. Aber ich verstehe auch, dass es nichts an der Situation ändern wird, wenn wir jetzt alle an die Front schicken.”

Die Situation an der über 1.000 Kilometer langen Front im Osten und Süden des Landes bleibt sehr schwierig für die Ukraine. Besonders unter Druck steht die Region Donezk. Fast täglich gibt es Meldungen darüber, dass die russische Armee weitere Dörfer dort eingenommen hat.

Selenskyj betont Wunsch nach Frieden

In seiner Weihnachtsansprache bekräftigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass sein Land Frieden wolle. Doch Russland sehe nur einen Sinn darin, den Tod zu bringen. “Alles, was wir wollen, ist friedlich auf unserem Land zu leben, die Sonne, unseren Himmel und darin den Weihnachtsstern zu sehen, und nicht die iranischen ‘Shahed’-Drohnen und russische Raketen.”

Schon zum dritten Mal müsse sein Land Weihnachten im Krieg feiern, ohne dass die große ukrainische Familie zusammen sein kann, so Selenskyj. “Leider sind nicht alle von uns zu Hause. Nicht alle haben ein Zuhause. Und nicht alle sind mit uns”, sagte der Präsident.

Doch trotz allen Elends, sei es Russland nicht gelungen, das Wichtigste zu erobern und zu zerstören: die Herzen der Menschen und ihr Glaube an Güte und Barmherzigkeit.

Ukraine änderte Datum für Weihnachten

In der Vergangenheit begingen viele orthodoxe Christen in der Ukraine Weihnachten nach dem julianischen Kalender, der auch in der russisch-orthodoxen Kirche gilt. Das war die Nacht vom 6. auf den 7. Januar.

Schon vor dem russischen Angriffskrieg wurde in der Ukraine darüber diskutiert, ob Weihnachten künftig dann gefeiert werden soll, wie es in vielen anderen christlichen Ländern üblich ist. Im Juli 2023 beschloss die Werochwna Rada, das ukrainische Parlament, den 25. Dezember zum offiziellen Weihnachtsfeiertag zu erklären.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Rating zufolge feiern inzwischen 42 Prozent der Ukrainer Weihnachten an diesem Tag. Andere begehen Weihnachten auch zweimal: im Dezember und im Januar.

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