Heidi Beckenbauer: „Franz war und ist unser Lieblingsmensch“ | ABC-Z
Anfang 2024 starb einer der größten Fußballer der Geschichte. Seither gedenkt die Fußballwelt Franz Beckenbauer. Witwe Heidi und die gemeinsamen Kinder kümmern sich um das Vermächtnis des „Kaisers“ – und sorgten immer wieder für emotionale Momente.
Das Jahr 2024 wird immer auch mit dem Abschied von Franz Beckenbauer (†78) in Verbindung stehen. Bereits kurz nach Neujahr, am 7. Januar, verstarb der bislang beste deutsche Fußballer in Salzburg. Es folgten fast zwölf Monate, in denen die Fußball-Welt dem „Kaiser“ gedachte und ihn ehrte.
Mittendrin waren stets Heidi Beckenbauer (58), mit der Franz seit 2006 verheiratet war, und ihre gemeinsamen Kinder Joel (24) und Francesca (21). Heidi Beckenbauer sorgte für Momente, bei denen Deutschland die Tränen kamen – beim EM-Eröffnungsspiel in München, auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern und dem „Sport Bild“-Award.
Bei der Gala in der Hamburger Fischauktionshalle nahm Heidi die Ehrung für das Lebenswerk ihres Mannes entgegen. Die rund 600 Gäste applaudierten im Stehen, als sie die Bühne betrat. Die Beckenbauer-Witwe sprach über den Kuss, den sie als Gruß zur Eröffnung der EM im Sommer gen Himmel zu Franz geschickt hatte.
„Ganz ehrlich war das eine ganz spontane Aktion, die ich mir ganz kurzfristig überlegt habe“, sagte sie. „Weil eigentlich wäre ja Franz da gestanden und hätte den Pokal hereingetragen. Und da habe ich ihm gerade mal eben einen Gruß gesendet.“ In der Münchner Arena hatte sie am 14. Juni vor 66.000 Zuschauern die acht Kilogramm schwere EM-Trophäe „Henri-Delaunay-Pokal“ auf den Platz gebracht. Danach folgte der 5:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland.
Für die DFB-Auswahl hatte Franz Beckenbauer insgesamt 103 Mal gespielt. Er wurde als Spieler 1972 Europameister und 1974 Weltmeister. Ein Jahr nach seinem Rücktritt 1983 übernahm er dann in der Rolle des Teamchefs die Nationalelf und holte 1990 den WM-Titel in Italien.
„Er war einfach ein Herzensmensch“
Obwohl es keinen Größeren im deutschen Fußball gab, blieb Beckenbauer stets offen und nahbar. „Franz war und ist unser Lieblingsmensch“, sagte Heidi Beckenbauer in Hamburg. „Sein großes Herz war für alle da. Er war für alle da. Trotz seiner ganzen Erfolge und Pokale und Ehrungen, die er bekommen hat. Er ist immer bodenständig geblieben. Er war immer zuvorkommend, immer ehrlich. Er war einfach ein Herzensmensch.“
Beckenbauers Stärke sei es gewesen, jedem das Gefühl zu geben, ihm auf Augenhöhe zu begegnen, so Heidi Beckenbauer. Und weiter: „Er hat die Mitarbeiter, die Reinigungskräfte genauso behandelt oder angesprochen wie den Kanzler, den Präsidenten oder Prominente. Er hat keinen Unterschied gemacht.“
Kaum ein Fußballer bekam so viele Ehrungen wie der „Kaiser“: 1972 und 1976 erhielt er den „Ballon d’Or“ als Europas Fußballer des Jahres, gleich viermal (1966, 1968, 1974 und 1976) wurde er so in Deutschland geehrt. Beckenbauer war auch Deutschlands Fußballer des 20. Jahrhunderts.
Beckenbauers Rückennummer wird beim FC Bayern nicht mehr vergeben
Seine Witwe erklärte, was ihm diese Auszeichnungen bedeuteten: „Franz hat alles gerne gemacht, es mit Freude gemacht. Er mochte es, mit Menschen zusammen zu sein. Aber wichtig waren ihm nicht wirklich die Preise, sondern es war eher die Wertschätzung, die durch diese Preise übermittelt wurde. Das war ihm, glaube ich, wichtiger.“
In diesem Jahr kamen noch große Ehrungen dazu: Der FC Bayern beschloss auf seiner Jahreshauptversammlung, dass Beckenbauers Nummer „5“ nie mehr an einen Spieler vergeben wird. Diese trug zuletzt der Franzose Benjamin Pavard von 2019 bis 2023.
„Die Nummer 5 bleibt reserviert für ein einmaliges Vermächtnis“, sagte FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer: „Weil unser Verein und seine Geschichte ohne Franz schlichtweg undenkbar sind.“
Auch beim „Ballon d’Or“ in Paris wurde Beckenbauer für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Trophäe nahmen Heidi und Joel Beckenbauer entgegen. Die Laudatio hielt Karl-Heinz Rummenigge, der sagte: „Die Welt des Fußballs kann sich glücklich schätzen, dass sie Franz Beckenbauer in ihrer Mitte hatte. Franz war mein Kapitän, mein Trainer und unser Präsident – ein Mann von weltweitem Format, der Menschen über den Fußball hinaus verbunden und inspiriert hat.“
„Zu Hause war er nicht der Kaiser, da war er einfach Papa“
Heidi Beckenbauer war gerührt und sagte auf der Bühne: „Wir haben ihn als unfassbaren Fußballer in Erinnerung und als Mann mit großem Herz, auf den immer Verlass war.“ Joel ergänzte über seinen Vater: „Er war immer ein Vorbild. Er wollte immer, dass wir unseren eigenen Weg gehen und nicht in seinem Schatten stehen. Zu Hause war er nicht der Kaiser, da war er einfach Papa.“
Die Familie Beckenbauer kümmert sich in der Stiftung um sein Vermächtnis. Sohn Joel hat den Platz im Vorstand eingenommen. „Franz hat 1982 die Stiftung für Menschen mit Behinderung und Personen, die krank oder unverschuldet in Not geraten sind, in Hamburg gegründet“, sagt Heidi Beckenbauer. „42 Jahre hat er Spenden gesammelt, um bedürftigen Menschen das Leben ein bisschen einfacher zu machen. Genau da machen wir weiter. Joel wird mich da jetzt unterstützen, dass wir im Sinne von Franz die Stiftung weiterführen. Es ist uns eine Ehre, und wir sind sehr dankbar dafür, dass wir dieses Lebenswerk, eines seiner Lebenswerke, fortführen dürfen.“
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) geschrieben und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.