Darts-WM: Martin Schindlers acht perfekte Darts sind nicht genug | ABC-Z
Florian Hempel mahnte. „Das Leg muss Martin jetzt aber auch erst noch zumachen“, erinnerte der 34-jährige Kölner, der sich einen Tag vor seinem Zweitrundenmatch bei der Darts-WM unter das Publikum im Alexandra Palace gemischt hatte.
Oben auf der Bühne stand Martin Schindler, der nach acht perfekten Darts nur knapp das perfekte Spiel verpasst hatte, bei seiner folgenden Aufnahme statt der Doppel-6 aber die 13 traf. Hempels Warnung war berechtigt. Rydz bestrafte Schindler hart und checkte 87 Punkte über das Bullseye. Rückblickend der erste große, womöglich sogar entscheidende Knackpunkt, der letztlich zu einer glatten 0:3-Niederlage für den Deutschen führte.
„Gewinne ich den ersten Satz, wird es wahrscheinlich ein komplett anderes Spiel“, fand auch Schindler. Statt des 1:0 für den Deutschen erzwang der Engländer den Decider, in dem Schindler knapp an 156 Punkten zum Satzgewinn scheiterte, als er seinen Versuch auf der Doppel-18 ausließ. Rydz war erneut zur Stelle und holte sich den ersten Durchgang.
Im zweiten Satz war es Rydz, der zwar weiter konstant hoch punktete, sich nun aber einige Fehler erlaubte. Die Strafe des Strausbergers blieb jedoch konsequent aus. Trotz sieben verpasster Setdarts holte sich „The Riot“ auch das 2:0.
Bei Schindler ging nun nichts mehr. „The Wall“ verzweifelte an den Doppeln und gab Satz drei glatt mit 0:3 ab. Lediglich elf Prozent seiner Versuche beim Check-out waren im Doppelfeld, 25 Fehler waren mindestens ein Dutzend zu viel. Sein Average sank auch dadurch auf 89,37 Punkte. „Es fühlt sich bitter an, es ist enttäuschend. Mein Spiel war heute einfach nicht da“, so Schindler.
Schindlers WM-Bilanz steht bei 2:6
Nach zwölf Siegen gegen den Engländer verlor die deutsche Nummer eins damit erstmals gegen Rydz, der in der dritten Runde nach Weihnachten gegen den Belgier Dimitri van den Bergh oder Dylan Slevin aus Irland antreten wird.
„Meine eigene Erwartungshaltung hat sich verändert. Die zweite oder dritte Runde wäre kein akzeptables Resultat. Ich will mindestens ins Achtelfinale und am besten Weltmeister werden“, hatte Schindler, dessen WM-Matchbilanz nun bei 2:6 steht, vor dem Turnier selbstbewusst gesagt.
Das deutsche Sextett in London ist nun überraschend schnell zu einem Duo zusammengeschrumpft. Neben Hempel wird auch Ricardo Pietreczko am Montagabend versuchen, seine Zeit in Großbritannien über die Weihnachtstage zu verlängern.
Im vergangenen Jahr hatten es vier Deutsche in die dritte Runde geschafft, vor zwei Jahren war Gabriel Clemens bis ins Halbfinale vorgedrungen.
„Ich finde es toll, wie super der Dartsport in Deutschland ankommt. Wir haben ein paar gute Jungs, aber eben nicht den Major-Sieger oder Ähnliches“, lobte Schindler die Unterstützung, die ihm in der Halle, aber auch in den vergangenen Monaten widerfahren ist: „Ich bin dafür echt dankbar. Vielen Dank an die Fans, ich weiß es zu schätzen. Aber ich muss da oben dann auch meine Leistung bringen.“
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
Darts-WM, Ergebnisse, 22.12.
2. Runde
Ryan Searle (ENG/20) – Matt Campbell (CAN) 3:0 (3:1, 3:0, 3:0)
Dirk van Duijvenbode (NED/25) – Madars Razma (LAT) 1:3 (3:0, 2:3, 0:3, 2:3)
Joe Cullen (ENG/23) – Wessel Nijman (NED) 3:0 (3:1, 3:2 3:1)
Ritchie Edhouse (ENG/29) – Ian White (ENG) 1:3 (3:1, 1:3, 1:3, 1:3)
2. Runde (ab 20 Uhr)
Martin Schindler (D/22) – Callan Rydz (ENG) 0:3 (2:3, 1:3, 0:3)
Ross Smith (ENG/19) – Paolo Nebrida (PHI)
Gary Anderson (SCO/14) – Jeffrey de Graaf (NED)
Dimitri Van den Bergh (BEL/11) – Dylan Slevin (IRL)
Darts-WM, Spielplan am 23.12.
2. Runde (ab 13.30 Uhr)
Krzysztof Ratajski (POL/31) – Alexis Toylo (PHI)
Andrew Gilding (ENG/21) – Martin Lukeman (ENG)
Josh Rock (NIR/18) – Rhys Griffin (WAL)
Jonny Clayton (WAL/7) – Mickey Mansell (NIR)
2. Runde (ab 20 Uhr)
Gian van Veen (NED/28) – Ricardo Pietreczko (D)
Daryl Gurney (NIR/26) – Florian Hempel (D)
Dave Chisnall (ENG/6) – Ricky Evans (ENG)
Rob Cross (ENG/5) – Scott Williams (ENG)