Diese vier Sätze sollten hellhörig machen | ABC-Z
Berlin. Weihnachten, das Fest der Liebe? Von wegen. Laut einer Studie steigt das Interesse am Fremdgehen in der Weihnachtszeit um 30 Prozent.
Während viele Weihnachten mit Geschenkestress, anstrengenden Schwiegereltern und trockenem Gänsebraten verbringen, treibt untreue Partner eine ganz andere Frage um: „Wie arrangiere ich ein Treffen mit meiner Affäre, ohne Verdacht zu erregen?“ Für sie wird das Fest der Liebe zur heiklen Gratwanderung zwischen heimlicher Leidenschaft und bestehender Partnerschaft.
Welche Vorwände nutzen Menschen, die Fremdgehen, um ihre Geheimnisse zu wahren? Und was macht die besinnliche Zeit so anfällig für Untreue? Eine Paartherapeutin klärt auf – und zeigt, was hinter dem Fremdgeh-Phänomen „Weihnachten“ steckt.
Mehr Seitensprünge zu Weihnachten: Mythos oder Realität?
Ist Weihnachten wirklich die Hochsaison für Seitensprünge? Laut einer Studie der britischen Plattform „llicit Encounters“ soll ein Drittel aller Menschen während der Feiertage fremdgehen. Provokante Zahlen liefert auch eine Umfrage von „FirstAffair.de“: 56 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, auf der Weihnachtsfeier mit einem Kollegen im Bett zu landen – oder ihn dorthin „abzuschleppen“.
Nun werden die Umfragen allesamt von Portalen in Auftrag gegeben, deren Geschäftsmodell die außereheliche Affäre ist. Steckt also wirklich etwas hinter dem vermeintlichen Fremdgehboom zu Weihnachten? Die Berliner Paartherapeutin und systemische Coachin Louisa Scheel ist skeptisch: „Untreue kennt keinen festen Anlass. Jede Jahreszeit kann Anlässe bieten.“ Dennoch räumt sie ein, dass die Weihnachtszeit durch ihre besonderen Umstände oft ein Auslöser für Seitensprünge sein kann.
„Die Feiertage sind für viele Menschen mit enormem Stress verbunden“, erklärt Scheel. „Kinder, Einkäufe, Feiern und familiäre Verpflichtungen können bei manchen zu emotionalen Ausbrüchen führen, die in den Armen eines anderen Menschen enden.“ Hinzu komme der Druck durch übermäßige Ausgaben und hohe Erwartungen, die das Bedürfnis nach „Selbstberuhigung“ wecken, beobachtet die Therapeutin. „Untreue wird dann als Strategie eingesetzt, um sich selbst zu entlasten, Stress abzubauen oder emotionalen Schmerz zu lindern“, sagt Scheel.
Besonders anfällig für Untreue: emotional verletzliche Menschen
Vor allem für emotional verletzliche Menschen können die Feiertage zur Belastungsprobe werden, so die Paartherapeutin. „Untreue – sei es durch heimliche Treffen, Flirten über Dating-Apps oder auch heimlichen Pornokonsum – wird oft als scheinbar schnelle Lösung genutzt, um emotionale Spannungen abzubauen“, erklärt die Paartherapeutin.
Doch sie warnt eindringlich: „Das Verschweigen solcher Verhaltensweisen bricht das Vertrauen in einer Beziehung und kann daher bereits als Untreue gewertet werden.“ Denn anders als noch vor 20 Jahren beginne der Vertrauensbruch laut Scheel heute nicht erst bei körperlicher Nähe, sondern bereits beim bewussten Verschweigen von Handlungen, die das Vertrauen des Partners verletzen.
Fremdgehen an Weihnachten: Die beliebtesten Ausreden der Untreuen
Ob heimlicher Pornokonsum, Sexting oder eine andauernde Affäre: Wer in seiner Beziehung Geheimnisse pflegt, läuft Gefahr, sich in einem Netz aus Lügen zu verstricken. Doch wie gelingt es Untreuen, ihren Partner zu täuschen? Eine Umfrage der Dating-Plattform „Ashley Madison“ unter 9.500 Seitenspringern zeigt die vier beliebtesten Ausreden, mit denen sie sich Zeit für ihre heimlichen Aktivitäten verschaffen.
1. Last-Minute-Einkäufe
Die wohl beliebteste Ausrede, vor allem bei Frauen: „Ich muss noch ein Geschenk besorgen“. 32 Prozent der befragten Frauen nutzen diesen Vorwand, um sich ein paar Stunden für ein heimliches Treffen freizuschaufeln. Bei Männern funktioniert diese Ausrede weniger häufig – nur 10 Prozent nutzen sie, wohl auch, weil sie für spontane Shoppingtouren oft weniger überzeugend wirken.
2. Treffen mit „alten Freunden“ oder der Familie
Männer nutzen gerne die Ausrede, einen alten Freund zu besuchen, der „nur über Weihnachten in der Stadt ist“. 33 Prozent der Männer nutzen diesen Vorwand, um Zeit für ein Schäferstündchen zu haben. Frauen sind kaum zurückhaltender: 25 Prozent geben an, sich mit der „besten Freundin“ zu treffen, um Raum für die Affäre zu gewinnen. Paartherapeutin Louisa Scheel ergänzt, dass einige Untreue auch die Familie ins Spiel bringen: „Zeit allein mit der Herkunftsfamilie zu verbringen, ist ebenfalls eine beliebte Erklärung“.
3. Arbeitstreffen
„Ich muss noch mal schnell ins Büro“ – In der Urlaubszeit klingt das oft wenig glaubwürdig, dennoch nutzen 14 Prozent der Männer und 11 Prozent der Frauen diese Ausrede. Noch beliebter: angebliche Überstunden oder ein Arbeitstreffen, gefolgt von einem „After Work“ mit Kollegen, hinter dem sich mehr verbirgt als nur ein Glühweinabend.
4. Die erfundene Weihnachtsfeier
Auch Weihnachtsfeiern und Firmenevents bieten eine perfekte Tarnung. Laut einer weiteren Umfrage des Datingportals „Victoria Milan“ erfinden 20 Prozent der untreuen Männer und 16 Prozent der untreuen Frauen eine nicht existierende Feier, um einen Abend für ihre Affäre freizuhalten. Das Alibi scheint perfekt: Weihnachtsfeiern gelten als gesellschaftlich akzeptiert, dauern lange und ziehen selten Nachfragen nach sich.
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Fremdgehen: Was tun bei Verdacht auf Untreue?
Was also tun, wenn der Verdacht aufkommt, dass die Weihnachtsfeier mehr war als ein geselliges Beisammensein unter Kollegen? Laut Paartherapeutin Scheel ist das eigene Bauchgefühl oft ein guter Indikator: „Gerade in Beziehungen kann das Bauchgefühl ein starker Wegweiser sein. Es entsteht oft durch kleine Veränderungen, die wir vielleicht nicht direkt benennen können, die aber unser Unterbewusstsein wahrnimmt.“
Trotz seines Wertes als Warnsignal rät Scheel davon ab, sofort aus dem Bauch heraus zu handeln, denn manchmal könne man mit seiner Intuition auch daneben liegen. Stattdessen empfiehlt Scheel, sich zunächst auf die eigenen Gefühle zu konzentrieren und diese zu sortieren. Außerdem sollte man den untreuen Partner wissen lassen, dass ein Gespräch jederzeit möglich ist, aber ohne Zwang.
Ein Satz wie „Wenn du bereit bist, darüber zu reden, komm bitte auf mich zu“ könne laut Scheel den Raum für Ehrlichkeit öffnen, ohne den Partner in die Enge zu treiben. Denn, so die Paartherapeutin: „Ehrlichkeit muss freiwillig kommen“, und Druck bringe den Partner in eine Verteidigungshaltung, die oft nur zu mehr Geheimnissen führe.
Verdacht auf Untreue: Wie offene Gespräche Vertrauen schaffen können
Wichtig sei dann, die eigene Unsicherheit klar zu kommunizieren, ohne direkte Vorwürfe zu machen. Ein Satz wie „Ich habe das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Können wir darüber reden?“ sei ehrlich und schaffe eine Basis für ein offenes Gespräch, erklärt Scheel. So könne sich der Partner äußern, ohne gleich das Gefühl zu haben, sich rechtfertigen zu müssen.
Wer genau hinhöre, so die Paartherapeutin, merke schnell, ob die Sorgen berechtigt sind oder ob etwas anderes hinter dem veränderten Verhalten steckt. So oder so: „Ziel ist es, gemeinsam Klarheit zu schaffen und das Vertrauen zu stärken – mit Bauchgefühl und offenen Ohren“, fasst Scheel zusammen.