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Der Puls wird schwächer: Kreisklinik Ebersberg steckt finanziell in der Krise – Ebersberg | ABC-Z

Schweinfurt ist nicht Ebersberg, dennoch griff Kreisklinik-Chef Stefan Huber jüngst auf ein Beispiel aus Unterfranken zurück, um die Lage des hiesigen Krankenhauses zu verdeutlichen: Weil die Schließung teurer wäre als ein notdürftiger Weiterbetrieb, bleibt die Schweinfurter Klinik vorerst geöffnet. Eigentlich sollte das Haus, das wie viele andere in Deutschland Jahr für Jahr rote Zahlen schreibt, dicht gemacht werden. Nun aber die überraschende Wende. Es ist eine Situation der Ungewissheit, in der viele Krankenhäuser hierzulande stecken. Auch in Ebersberg kann man nur mutmaßen, was die Zukunft bringen wird, weshalb Stefan Huber deutliche Worte findet: „Wir stecken in der größten Klinikkrise, die es je gegeben hat.“

Wie prekär die Lage auch im Ebersberger Krankenhaus ist, zeigte der Klinik-Geschäftsführer vor ziemlich genau einem Jahr auf, als er den Finanzbericht für sein Haus im Kreistag vorstellte. Damals rechnete Huber vor, dass die Kreisklinik ein Defizit von 27 000 Euro erwirtschafte – und zwar jeden Tag. Am Ende des Jahres 2023 stand ein Minus von 8,8 Millionen Euro zu Buche. Für das laufende Geschäftsjahr gibt es zwar noch keine endgültigen Zahlen, Huber dämpfte aber bereits die Erwartungen. „Das Ergebnis 2024 wird nicht besser werden“, sagte er, als er in der jüngsten Kreistagssitzung den Halbjahresbericht für das Ebersberger Krankenhaus vorlegte.

Geht es der Klinik schlecht, muss der Landkreis finanziell einspringen

Dazu muss man wissen, dass das Schicksal der Klinik unmittelbar mit den Finanzen des Landkreises und dadurch letztlich mit denen jeder einzelnen Gemeinde verknüpft ist. Der Kreis nämlich ist vertraglich verpflichtet, das Minus seines Krankenhauses mit fünf Jahren Verzögerung auszugleichen. Weil die Jahresergebnisse vor 2023 recht ordentlich waren, stehen in nächster Zeit keine allzu großen Zahlungen an. 2028 aber schießt der Verlustausgleich mit knapp über zehn Millionen Euro rasant nach oben. Bleibt das erwirtschaftete Defizit des Krankenhauses also auch in den kommenden Jahren hoch, wird der Landkreis viel Geld zur Verfügung stellen müssen, um die Klinik über Wasser zu halten. Für Landrat Robert Niedergesäß (CSU) jedenfalls ist diese Unterstützung alternativlos: „Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um die Zukunft unserer Kreisklinik zu sichern.“

Mit Krisen kennen sich Landrat Robert Niedergesäß (links) und Kreisklinik-Geschäftsführer Stefan Huber aus. Hier stehen die beiden im Jahr 2020 in der Ebersberger Turnhalle, die während Corona zeitweise zu einem Hilfskrankenhaus umfunktioniert worden ist. (Foto: Christian Endt)

Die Fäden hat der Kreistag dabei jedoch nicht komplett selbst in der Hand, denn auch die finanziellen Möglichkeiten des Landkreises werden von Jahr zu Jahr begrenzter. „Es braucht ein Bundesprogramm zur finanziellen Entlastung der Kliniken“, forderte deshalb Stefan Huber. Für Besserung sollte ja eigentlich die von Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebrachte Krankenhausreform sorgen, doch hier meldet der Ebersberger Krankenhaus-Chef seine Zweifel an. „Das System bleibt leistungsgetriggert“, sagte Huber über die Reformpläne, wonach Krankenhäuser künftig je nach Versorgungsangebot in verschiedene Level eingeteilt werden sollen. Zudem erwarte er durch das neue Gesetz, das zum Jahreswechsel in Kraft treten wird, einen höheren Bürokratieaufwand. Mehr Geld für die Kliniken werde es indes nicht geben. Ohnehin hält Huber die Lebensdauer der Reform für begrenzt: „Wenn es eine neue Bundesregierung gibt, gehe ich davon aus, dass das Gesetz recht schnell neu betrachtet wird.“

Bis klar ist, unter welchen Rahmenbedingungen die Kliniken in Deutschland künftig arbeiten werden, richtet Stefan Huber den Blick lieber auf hausinterne Themen – und dort sind die Aussichten deutlich erfreulicher. Die Ebersberger Klinik nämlich dürfte nach Einschätzung des Geschäftsführers im Vergleich zu vielen anderen Häusern wenig Probleme damit haben, das neue Level II-Niveau – also jene Stufe zwischen Basis- und Maximalversorgung – zu erreichen. Grund dafür ist das breite und dennoch hoch spezialisierte Leistungsspektrum, das in der Kreisstadt bereits jetzt angeboten wird. Ein Beleg dafür sind etwa die 188 erfolgreichen Eingriffe mithilfe des OP-Roboters DaVinci, die in der Klinik 2024 vorgenommen wurden – was einer Steigerung von 178 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Drei neue Chefärzte sollen das medizinische Angebot der Kreisklinik erweitern

Um das medizinische Angebot nicht nur auf hohem Niveau zu halten, sondern auch neue Impulse von außen zu bekommen, hat die Ebersberger Klinik im laufenden Jahr drei neue Chefärzte verpflichten können: Heiko Wendorff (Gefäßchirurgie) kam vom Klinikum rechts der Isar, Fabian Gilbert (Unfallchirurgie) vom LMU Klinikum und Alexander Gratz (Allgemein und Viszeralchirurgie) vom Barmherzige Brüder Krankenhaus München. Zudem wird sich Christian Bayer als neuer Medizinischer Direktor künftig um die internen Abläufe kümmern.

Aber auch am Klinikgebäude selbst wird es in den nächsten Jahren Veränderungen geben. Für Ende 2026 ist die Fertigstellung des Personalwohnbaus in der Von-Scala-Straße geplant, in dem 64 Wohnungen für Krankenhaus-Mitarbeiter entstehen werden. Ein Jahr später – Ende 2027 – soll dann die neue, leistungsfähigere Notaufnahme ihren Betrieb aufnehmen. Beide Bauvorhaben sollen im kommenden Jahr starten. Vor diesem Hintergrund fand Peter Kreissl, der sich im kommenden Jahr als Ärztlicher Direktor der Kreisklinik in den Ruhestand verabschieden wird, aller unsicheren Prognosen zum Trotz, doch noch ein paar versöhnliche Worte: „Die Klinik ist gut und wird hier gebraucht“, sagte er, um hinterherzuschieben: „Wir sollten den Kopf nicht hängen lassen.“

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