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Wenn das Publikum das Drehbuch schreibt – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Tische mit weihnachtlicher Deko, Snacks und eine Bühne sind am Dienstagabend in der Aula des Viscardi-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck aufgebaut – für den Auftritt der Impro-Theatergruppe und ihre Weihnachtsshow. Die Schüler und Schülerinnen zeigen dabei vor allem eines: Selbstbewusstsein. Elina, Maja, Paul, Felix und Finja sind zwischen vierzehn und achtzehn Jahre alt und schaffen es, spontan ein für das Publikum amüsantes und unterhaltsames Programm zu spielen.

Improvisation heißt in diesem Fall, vom Publikum geschriebene Texte spontan in Szenen einzubauen, die Rollen durchzuwechseln und zehn verschiedene Möglichkeiten zu finden, wie man etwa auf zehn Arten an Lametta sterben kann. Das Publikum entscheidet mit und gibt Orte, Gegenstände oder Szenen vor. Finja, Jasmin und Felix inszenieren eine Paartherapie zwischen einem Nasenbären und einem Maulwurf. Finja und Jasmin, die die beiden Tiere spielen, wissen jedoch jeweils nur, was das Tier der anderen ist. So entsteht ein lustiges Gespräch, an dessen Ende jede raten darf, welches Tier sie ist. „Du beschäftigst dich den ganzen Tag damit, nach deinen Ameisen zu suchen“, wirft Finja Jasmin vor. „Na Regenwürmer sind doch nicht besser“, erwidert diese.

Am Ende erraten beide ihr Tier richtig und bekommen dafür zur Belohnung ein Schokobonbon von Moderator Claus Hilgers. Der 56-Jährige ist Lehrer am Viscardi und Leiter der Impro-Macchiato-Gruppe. Er selbst spielt auch Impro-Theater in der Neuen Bühne Bruck. Hilgers trainiert alle zwei Wochen mit Impro-Macchiato Techniken wie Storytelling oder die Arbeit mit unterschiedlichen Charakteren. „Das ist ein bisschen wie beim Fußballtraining“, sagt Hilgers, „da werden auch verschiedene Techniken und Pässe im Vorhinein trainiert, aber das Spiel selber bleibt vorher offen.“ Seiner Gruppe möchte Hilgers Selbstvertrauen und Empathie mitgeben. Zwei Fähigkeiten, die auch über die Schulzeit hinaus wichtig sind. „Die Schülerinnen und Schüler verlieren durch Impro-Theater die Angst davor, im entscheidenden Moment zu versagen. Sie lernen, dass sie immer auf sich und die anderen hoffen dürfen“, sagt der Mathematik- und Physiklehrer.

Das sieht auch die 18-jährige Jasmin Hallbauer so, die am Dienstagabend mit auf der Bühne steht: „Wir bestärken uns gegenseitig in der Gruppe. Fehler machen ist bei uns total okay. Wir unterstützen uns alle untereinander“, sagt sie. Finja, die mit vierzehn Jahren die Jüngste in der Theatergruppe ist, gefällt der Zusammenhalt bei Impro-Macchiato: „Es macht einfach in der Gemeinschaft Spaß. Auch diese lustigen Momente funktionieren ja nur so, weil wir uns auch alle super verstehen.“

Neben dem Gruppenzusammenhalt ist den Theatertalenten auch Gendergerechtigkeit ein Anliegen. „Es gibt in Deutschland und auf der Welt immer noch enorm viele Gewalttaten gegenüber Frauen“, sagt Maja Kendzia, die seit vier Jahren in der Impro-Gruppe ist. Deswegen haben sie und die anderen aus der Gruppe sich entschieden, die diesjährigen Spendeneinnahmen von Impro-Macchiato an den Verein „Frauen helfen Frauen“ in Fürstenfeldbruck zu spenden. Majas Impro-Kollege Felix findet, dass „es super wichtig ist, Vereine, die sich für Frauen einsetzen, zu unterstützen und dem Thema Gewalt an Frauen mehr Aufmerksamkeit zu geben.“ Tatsächlich wurde in Deutschland erst am Mittwoch laut der Seite „Femizidestoppen“ der in diesem Jahr hundertste Femizid begangen. Femizide bezeichnen Morde an Frauen, die aufgrund des Geschlechts begangen wurden.

Für den Verein „Frauen helfen Frauen“ sammelt Impro-Macchiato am Dienstagabend 528 Euro. „Die Spenden investiert der Verein in Lebensmittel und Kleidung für Frauen im Frauenhaus“, sagt Beatrice Melzner, die am Dienstagabend den Check für den Verein entgegennimmt.

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