Mit zwölf Jahren Verspätung: Frankreichs mächtigster Atommeiler geht ans Netz | ABC-Z
Mit zwölf Jahren Verspätung
Frankreichs mächtigster Atommeiler geht ans Netz
18.12.2024, 15:04 Uhr
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Frankreich setzt energiepolitisch massiv auf Atomkraft. Der Bau eines besonders leistungsstarken Reaktors in Flamanville ist aber von Problemen begleitet. Nun soll er ans Netz gehen – zwölf Jahre später als geplant. Viel teurer wurde er auch.
Zwölf Jahre später als ursprünglich geplant soll der neue Meiler des französischen Atomkraftwerks Flamanville diese Woche den Betrieb aufnehmen. Erstmals wolle man den Reaktor am Freitag ans Netz anschließen, teilte der betreibende Stromkonzern EDF mit. Während der Testphase bis zum kommenden Sommer soll der Meiler mit verschiedenen Stärken laufen, danach mit voller Leistung. Der EPR-Reaktor wird mit 1600 Megawatt der mächtigste Atomreaktor Frankreichs.
Anfang September war der Atomreaktor beim langsamen Hochfahren automatisch abgeschaltet worden. Ursache für die Abschaltung sei eine fehlerhafte Konfiguration gewesen. Es habe sich nicht um ein Problem bei der Kernspaltung oder mit dem Material der Anlage gehandelt, erklärte die EDF wenige Tage nach der Abschaltung.
2007 wurde mit dem Bau des umstrittenen Reaktors am Ärmelkanal begonnen. Ursprünglich sollte er 2012 fertiggestellt sein. Die zuletzt geschätzten Kosten in Höhe von 13,2 Milliarden Euro sind viermal so hoch wie zu Beginn des Vorhabens vorgesehen. Der französische Rechnungshof hatte die Kosten 2020 sogar auf 19 Milliarden Euro geschätzt. Für Verzögerung sorgten unter anderem undichte Schweißnähte in der Stahlhülle.
Anders als Deutschland setzt Frankreich für seine Stromversorgung stark auf Nuklearenergie. Präsident Emmanuel Macron will den Atomsektor im Land entscheidend ausbauen. Paris erwägt den Bau von acht neuen Kraftwerken bis zum Jahr 2050. Im Gespräch war auch, die Laufzeiten von mehr als der Hälfte der 56 Atomkraftwerke in Frankreich zu verlängern, wenn die Sicherheit dies zulässt.