Uttinger Manufaktur “Zimtstangl”: Gewürze ohne Zusatzstoffe – Starnberg | ABC-Z
Schon draußen vor der Eingangstür der Gewürzmanufaktur „Zimstangl“ in Utting am Ammersee steigen dem Besucher verschiedene Gewürznoten in die Nase. Besonders sticht der Duft von Curry heraus. Im Eingangsraum der Manufaktur kommt – passend zum Namen der Manufaktur – der Geruch von Zimt dazu. Eine kleine Treppe führt abwärts in den Lager- und Abfüllraum der Manufaktur. Dort mischen sich die Düfte von allerlei Gewürzen dazu, und es wird schwierig, sie voneinander zu unterscheiden.
Im selben Raum trifft man auf Toni Stangl, den früheren Besitzer der Gewürzmanufaktur. „Wir haben auch Pulver, aber gscheids“, beschreibt er leidenschaftlich das Sortiment seiner ehemaligen Manufaktur. Seit fast einem Jahr wird diese von seiner Tochter Katherine Siegele geleitet. Die beiden Gewürzspezialisten stehen an einer großen silbernen Metallwanne gefüllt mit hellgrünen Ginger Lemongrass Teeblättern. Es knistert leise, als sie anfangen, die Blätter mit den Händen durchzumischen.
Im Lagerraum stehen deckenhohe Regale, in denen die Gewürze in rote, grüne und weiße Boxen einsortiert sind. In einer der Boxen ist eine „Spaghetti Bolognese“ Gewürzmischung gelagert. Weiter hinten im Lager öffnet Siegele eine andere Box und holt die Gewürzzubereitung „Grüner Curry Kerala“ heraus. An einem langen und breiten Tisch füllen zwei Mitarbeiterinnen die Mischungen in transparenten Tütchen ab, die später am Markt, online oder in Geschäften verkauft werden. Ungefähr fünfhundert Produkte führt die Manufaktur in ihrem Sortiment, alle ohne jegliche Zusatzstoffe. „Zimtstangl“ bietet allein 29 Salzsorten und -Mischungen, unter anderem Meersalz, Utah Ursalz und Kala Namak Salz. Letzteres schmeckt nach Ei, ist also ideal für Veganer geeignet.
Die Gewürzmanufaktur gibt es seit 2004. Der erste Verkaufsstand befand sich am Regensburger Donaumarkt, erzählt der gelernte Drogist und Manufakturgründer Stangl über die Firmengeschichte. 20 Jahre lang hatte die Manufaktur ihren Standort in Amberg, Anfang dieses Jahres ist sie nach Utting am Ammersee umgezogen. Im Rahmen des Umzugs hat Toni Stangls Tochter Katherine Siegele die Manufaktur übernommen.
Die Gewürze mischt und verpackt die Manufaktur selbständig. Beispielsweise wird die Gemüsebrühe in einem separaten Raum eine Stunde lang in einer Mischtrommel, einem großen bauchigen Gefäß mit runder Öffnung, vermischt. Abgefüllt werden die fertigen Gewürzmischungen von den Mitarbeiterinnen im Lager- und Abfüllraum. Das geschieht von Hand. Neben Siegele und ihrem Vater arbeiten sieben weitere Frauen in der Manufaktur. Siegele betont, sie lege Wert darauf, neben ihrem Vater nur Frauen zu beschäftigen, insbesondere junge Mütter, um ihnen einen Weg zurück ins Berufsleben zu ermöglichen.
Nach dem Umzug an den Ammersee hat Siegele, die vorher als Grafikdesignerin gearbeitet hat, einen neuen Online-Shop für ihre Gewürze gestaltet. Dadurch hat sich die Kundschaft verjüngt. „Es fangen immer mehr Junge an, zu kochen“, begründen Siegele und Stangl die Ausweitung ihrer Kundschaft. Die Manufaktur hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz Kunden. Viele davon gewinnt die Firma über die Weiterempfehlung bereits vorhandener Kunden.
In der Manufaktur direkt einzukaufen, geht nicht. Dafür bieten Siegele und Stangl online und auf Märkten das gesamte Sortiment an. Auf drei Märkten ist die Manufaktur vertreten: freitags in Landshut, samstags in Amberg und einmal im Monat in Beilngries. Auch Dorfläden und Geschäfte, beispielsweise in Furth, Riedenburg und Neumarkt in der Oberpfalz, führen „Zimtstangls“ Gewürze. Doch nicht nur Privatkunden kaufen die Produkte. Die Manufaktur beliefert auch Gastronomie, Kindergärten und Gewerbe, zum Beispiel verwendet eine Käserei Zimtstangls Gewürze. Im Online-Shop habe es in der vergangenen Woche zwischen fünfzig und sechzig Bestellungen gegeben, berichtet Siegele. Verpackt werden diese eigenhändig im Büro. Kunden erhalten ihre Bestellungen aber auch per Abholung in der Manufaktur.
Ein Bestseller der Manufaktur ist die hauseigene Gemüsebrühe. Stangl betont, es handle sich bei den Zutaten nur um bayerisches Gemüse. Alles „Natur pur“, wie seine Tochter auf einem ihrer selbsterstellten Flyern schreibt. Die Gemüsebrühe wird so oft gekauft, dass sie sogar mehrmals pro Woche gemischt wird. Für Allergiker gibt es eine separate Mischtrommel, in der Gemüsebrühe ohne Sellerie angefertigt wird. Der Gewürzjoghurt, genannt „Golden Milk“, ist zusätzlich besonders beliebt bei Kunden. Er beinhaltet die Gewürze Kurkuma, Ingwer, Zimt, Pfeffer und Chili. Eine konkrete wissenschaftliche Untersuchung gibt es nicht, angeblich soll der Gewürzjoghurt aber bei Gelenkschmerzen und Arthrose eine helfende Wirkung haben.
Weihnachtlich wird es in der Manufaktur, als Siegele einen großen weißen Sack gefüllt mit Sternanis öffnet. Der intensive Geruch des Gewürzes füllt kurzzeitig den Raum. Sternanis ist nur einer der Gewürztrends für Weihnachten, verraten Siegele und Stangl. Zimt sowie Glühwein- und Punschgewürze werden im Advent zudem viel gekauft. Lebkuchengewürz hat einen besonderen Status. Als einziges der Weihnachtsgewürze verkauft es sich nicht nur besonders gut im Advent, sondern das ganze Jahr über. Grund dafür sei, dass manche Kunden unter anderem ihre Tasse Tee mit dem Gewürz verfeinern, erklären Tochter und Vater.
Seine zwanzigjährige Erfahrung mit Gewürzen und Gewürzmischungen gibt Toni Stangl jetzt an seine Tochter Katherine Siegele weiter. Das Wissen ihres Vaters erweitert Siegele mit ihren eigenen Ideen: Die Gewürze gibt es inzwischen nicht mehr nur in Päckchen, sondern auf Sonderwunsch der Kundschaft auch in Gläsern. Diese Verpackungsform will Siegele auch in die Geschäfte zu bringen. Ob die Manufaktur sich um eine Verkaufstheke erweitern wird, sei „Zukunftsmusik“.