Glanzvolles Olympia-Comeback vor Grozer und Co. | ABC-Z
Oben aus den Hallenlautsprechern ertönte immer wieder „Major Tom“, unten auf dem Parkett zeigten sich die deutschen Volleyballspieler wie völlig losgelöst von der Erde. Die deutsche Fan-Hymne der zurückliegenden Fußball-EM funktioniert auch bei den Olympischen Sommerspielen in Paris: Sie umrahmte den bravourösen Start der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) ins olympische Turnier.
Durch das 3:2 (25:17, 23:25, 20:25, 30:28, 15:12) im Auftaktspiel gegen Japan haben sich die deutschen Männer eine gute Ausgangsposition geschaffen, um wie ersehnt ins Viertelfinale einzuziehen. „Das war ein extrem würdiger und toller Start in das Volleyballturnier“, sagte Kapitän Lukas Kampa nach dem Spiel, das am Samstagmorgen um neun Uhr begann.
Der Auftaktsieg ist zwar nicht gleich Gold wert, doch ein erster Schritt, um deutsche Medaillenträume reifen zu lassen. Jeweils die beiden bestplatzierten Teams aus den drei Vierergruppen sowie die zwei besten Gruppendritten qualifizieren sich für das Viertelfinale.
„Ich traue uns alles zu“
Mit einem weiteren Erfolg aus den verbleibenden beiden Vorrundenspielen gegen den dreimaligen Olympiasieger USA und Südamerikameister Argentinien können sich die Deutschen in eine noch aussichtreichere Position bringen. „Es war eine super Teamleistung, jeder hat wirklich Vollgas gegeben“, sagte Georg Grozer, der Star im deutschen Angriff und mit 24 Punkten bester DVV-Spieler: „So können wir jeden schlagen. Ich traue uns alles zu.“
Ihre spielerische Höchstleistung vor allem im ersten Satz übertrumpften die DVV-Männer noch mit ihrer Nervenstärke. Dominante Phasen des Weltranglistenzweiten aus Asien steckten sie ebenso weg wie einen 1:2-Satzrückstand. Selbst als die Japaner im vierten Durchgang beim Stand von 28:27 einen Matchball hatten, hielten die Deutschen so mächtig wie erfolgreich dagegen. „Sobald wir spüren, dass wir nah dran haben, wissen wir, dass wir die Qualität haben, um Serien zu starten“, sagte Kampa.
Es war mehr Segen als Fluch, am Morgen nach der offiziellen Eröffnungsfeier Samstagsmorgens um neun Uhr zum ersten Spiel des olympischen Volleyballturniers aufzulaufen. Um kurz nach halb sieben hatte sich die DVV-Auswahl zur Halle aufgemacht, um sich für ihre erste Olympiateilnahme seit dem fünften Platz 2012 in London einzustimmen. Aus dem damaligen Team sind der 39-Jahre alte Grozer und der zwei Jahre jüngere Kampa übriggeblieben, die bis heute eine Ausnahmestellung einnehmen und am Samstag wieder in der Starting Six standen.
Doch nicht nur die beiden Teams, sondern auch viele Sportfans hatten ihre Wecker gestellt, um in die zur Volleyballarena umfunktionierte größten Messehalle zu strömen. 10.600 Zuschauer brachten die provisorisch errichteten Tribünengerüste ziemlich zum Wackeln. Den deutschen Fans wurde in der ausverkauften Pariser Arena Süd auch reichlich geboten: deutsches Liedgut, von „Major Tom“ bis „Das geht ab“, aber vor allem ein couragierter Start von Kapitän Kampa und Co. Die deutschen Frühaufsteher auf dem Feld zeigten sich von Beginn an hellwach, erspielten sich schnell eine 9:2-Führung und hielten ihr hohes Niveau bis zum Satzgewinn.
Vom zweiten Durchgang an steigerten sich die Japaner, und phasenweise sah es so aus, als ob die Deutschen keine Mittel und Wege fanden, um sich zu befreien. Doch die Einwechslungen von Moritz Reichert und Moritz Karlitzek zahlten sich aus. Sie hätten „unglaublich Energie gebracht“, wie Kampa sagte.
Im vierten Satz erreichte das Spiel einen Siedepunkt. Vier Satzbälle konnten die DVV-Männer nicht nutzen, ehe sie den Matchball der Japaner abwehrten und sich danach die folgenden beiden Punkte zum Satzgewinn sicherten. Danach schien der Widerstand der Asiaten gebrochen. Am Ende ihres hochklassigen Frühsports durften die DVV-Spieler einen Kreis bilden und feiern. Vielleicht wird „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ ja zu ihrem olympischen Motto.