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Benzinpreise: Mehr Steuergeld für Bio-Sprit? Das sind die neuen Klima-Ambitionen des ADAC | ABC-Z

Trotz Preisvorteil wird Superbenzin E10 weit seltener getankt als E5. Um die CO₂-Emissionen im Verkehrssektor zu senken, fordert der ADAC ein Eingreifen des Staates. WELT erklärt außerdem, worauf sich Autofahrer im neuen Jahr einstellen sollten.

Wer regelmäßig das Auto tankt, hat die goldene Regel für den perfekten Tageszeitpunkt bestimmt schon verinnerlicht. Von den „acht Spitzen“ sprechen Branchenkenner und meinen, dass an den 14.500 Tankstellen hierzulande im Durchschnitt achtmal innerhalb von 24 Stunden die Preise hochgehen, um danach wieder zu fallen. Zumindest gilt das für die Städte. Auf dem flachen Land kann es weniger Preisbewegungen an den Stationen geben. Grundsätzlich sind Benzin und Diesel morgens am teuersten und abends am günstigsten. Die Tiefpunkte werden nach Erkenntnissen des Automobilclubs ADAC zwischen 19 und 20 Uhr und noch einmal zwischen 21 und 22 Uhr erreicht.

Wenn es um die Kraftstoffpreise geht, dann war 2024 nach Berechnungen des ADAC das drittteuerste Tank-Jahr bislang in den Aufzeichnungsdaten. Die Vorjahre 2023 und 2022 waren deutlich teurer. Zum Jahresstart 2024 kosteten Superbenzin E10 rund 1,73 Euro und Dieselkraftstoff 1,71 Euro je Liter im Durchschnitt. Aktuell sind es 1,65 Euro für Superbenzin E10 und 1,59 Euro für Diesel.

„Die Autofahrer haben 2024 von der Entspannung beim Rohölpreis profitiert, weil der Preis an den Zapfsäulen seit Mitte des Jahres gesunken ist“, sagt Christian Laberer, Kraftstoffmarktexperte beim ADAC. Allerdings geben die Tankstellenketten an einigen Tagen im Jahr den Vorteil sinkender Rohölpreise nicht umgehend an die Kunden weiter. Benzin oder Diesel sind dann eine Zeit lang teurer, als sie es sein müssten.

Aktuell ist das wieder zu beobachten. Zwar entsprechen die Benzinpreise laut dem ADAC zuletzt in etwa der Relation aus Rohölpreis und Euro-Dollar-Währungsverhältnis. „Problematisch ist es dagegen beim Diesel. Auch wenn hier Einflüsse wie die Heizölnachfrage im Winter eine Rolle spielen, müsste der Dieselpreis dennoch einen Tick günstiger sein, hier steckt noch Luft drin“, sagt Laberer.

Um im Straßenverkehr jedoch eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes zu erreichen, bedarf es laut dem ADAC staatlicher Vergünstigungen. „Wir brauchen dringend eine Lösung für die Bestandsflotte an Autos mit Verbrennermotor, weil sie noch sehr lange auf den Straßen fahren werden“, sagt Verkehrsexperte Laberer. Ein kurzfristiger Weg könne möglicherweise über einen höheren Anteil an Biokraftstoffen im Absatz der Tankstellen führen.

„Es sollte viel mehr Superbenzin E10 getankt werden. Der höhere Anteil an Bio-Beimischung verringert den Ausstoß an Kohlendioxid“, sagt Laberer. Beigemischt wird Bio-Ethanol mit einem Anteil von zehn Prozent. Auch einer neuen Benzinsorte mit 20 Prozent Bio-Anteil, einem Superbenzin E20, steht der ADAC nach eigenen Angaben grundsätzlich offen gegenüber.

Doch derzeit liegt der Verkaufsanteil von Superbenzin E10 bei lediglich rund 26 Prozent, Superbenzin E5 kommt auf fast 70 Prozent – und das, obwohl E10 rund sechs Cent je Liter günstiger an den Tankstellen zu haben ist.

Laut den Automobilherstellern vertragen mehr als 90 Prozent der Autos den höheren Bio-Anteil. „Der Bund könnte Biokraftstoffe deutlicher unterstützen und beispielsweise von der Abgabe auf Kohlendioxid befreien, so wie es bei der Dieselsorte HVO 100 schon der Fall ist“, fordert Laberer. Länder wie Österreich, Tschechien oder in Skandinavien haben die Benzinsorte Super E5 bereits komplett abgeschafft.

Auch die Tankstellenketten sind aus Sicht des ADAC hier in der Pflicht. „Anstatt ihre Premiumsorten mit Marketingaufwand zu bewerben, könnten die Ölkonzerne die Mittel besser in der Werbung für klimafreundliche Kraftstoffe einsetzen“, fordert Laberer. Das könne den Verkauf zum Beispiel von Superbenzin E10 sicherlich erhöhen.

HVO 100 wird an rund 200 Tankstellen verkauft

Der erwähnte Dieselkraftstoff HVO 100 steht für Hydrotreated Vegetable Oils („mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle“). Der Kraftstoff wird aus biogenen Rest- und Abfallstoffen wie gebrauchtem Speiseöl hergestellt. Er senkt nach Angaben der Tankstellenverbände den Ausstoß von Kohlendioxid um bis zu 90 Prozent.

„HVO 100 ist aus unserer Sicht aktuell leider noch ein Nischenthema, weil es bislang an lediglich rund 200 Tankstellen im Land verkauft wird und weil längst nicht alle Dieselmotoren für diesen Kraftstoff freigegeben sind“, sagt Laberer. Im Verkaufspreis ist diese Sorte zwischen zehn und 15 Cent teurer als herkömmlicher Dieselkraftstoff. Der ADAC empfiehlt das Tanken des Biokraftstoffs HVO 100, wenn der Dieselmotor vom Autohersteller dafür freigegeben ist und der Kunde aus Umweltgründen den Preisaufschlag zu zahlen bereit ist.

Autofahrer sollten jedoch zum Jahresende den Tank noch einmal auffüllen. Denn zum Januar erhöht der Bund die Abgabe auf Kohlendioxidemissionen je Tonne auf 55 Euro. Dadurch steigt der Preis für Benzin und Diesel rein rechnerisch um drei Cent je Liter.

„Die eine oder andere Tankstelle könnte versuchen, bei der Preisumstellung einen Vorteil mitzunehmen und die Umstellung direkt zum 1. Januar umsetzen“, sagt der ADAC-Kraftstoffexperte. Dabei dürften die neuen Preise erst dann gelten, wenn die Vorräte in den Tanks der Stationen mit der niedrigeren Kohlendioxidabgabe aus dem Vorjahr aufgebraucht sind.

Für das kommende Jahr sind derzeit keine großen Preissprünge wieder in Richtung von zwei Euro je Liter Kraftstoff absehbar. Der ADAC rechnet für 2025 beim Rohölpreis nicht mit gravierend höheren Preisen, sondern eher mit einer Seitwärtsbewegung. So dürften sich nach der Aussage die Brent-Preise weiterhin in dem Korridor von 70 Dollar bis 90 Dollar je Barrel (159 Liter) Rohöl bewegen.

Birger Nicolai ist Wirtschaftskorrespondent in Hamburg. Er berichtet über Schifffahrt, Logistik, den Tankstellen- und Kaffeemarkt sowie Mittelstandsunternehmen.

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