Ola Källenius: Mercedes-Chef kritisiert deutsches System der Krankschreibung | ABC-Z
Der Krankenstand in Deutschland ist so hoch wie lange nicht mehr. „Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch“, findet Mercedes-Chef Källenius – und fordert eine politische Lösung.
Mercedes-Chef Ola Källenius stellt das Verfahren der Krankschreibungen für Arbeitnehmer in Deutschland infrage. „Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden. Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch“, sagte der in Schweden geborene Källenius, der seit 2023 auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, der „Süddeutschen Zeitung“.
Der Krankenstand in Deutschland sei laut verschiedenen Studien so hoch wie lange nicht. „Auch in unseren deutschen Werken ist das so“, sagte der 55 Jahre alte Vorstandschef des Autobauers. Die Mercedes-Werke seien überall auf der Welt gleich, es gebe die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. „Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch“, sagte Källenius.
Er sitze jedes Jahr einmal mit dem verantwortlichen Werksarzt zusammen. „Dann frage ich ihn: Was können wir tun, um das zu verbessern? Er sagt dann immer: Nichts über das hinaus, was wir schon machen“, sagte Källenius und forderte: „Das müsste man politisch lösen.“
Der schwächelnde Autobauer Mercedes-Benz hatte zuvor seine Sparvorgaben konkretisiert: Bis 2027 sollen nach einem Bericht des „Manager Magazin“ rund 5 Milliarden Euro eingespart werden. Schon Ende 2025 solle die Hälfte davon erreicht sein.
Nach Angaben des „Manager Magazins“ sollen mehr als 20.000 Arbeitsplätze gefährdet sein. Diese Darstellung wies der Sprecher des Konzerns kategorisch zurück. Es gebe keine Pläne, Werke in Deutschland zu schließen. Die Beschäftigungssicherung, die für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland gilt, stehe nicht infrage. Diese Vereinbarung, intern „Zusi 2030“ genannt, schließt betriebsbedingte Beendigungskündigungen grundsätzlich bis Ende 2029 aus.
Gewinneinbruch für das dritte Quartal
Das Unternehmen hat aber unter anderem die Möglichkeit, frei werdende Stellen nicht wieder zu besetzen. Mercedes-Chef Källenius sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Wir haben immer mit Demografie, mit der Fluktuation gearbeitet und wenn wir Restrukturierungen gemacht haben, dann zum Beispiel mit Abfindungen. Wir kommen nicht mit dem Rasenmäher und sagen, wir machen minus X Prozent. Wir drehen jeden Stein um und verbessern unsere Strukturen.“
Mercedes hatte Ende Oktober einen Gewinneinbruch für das dritte Quartal vermeldet: Das Konzernergebnis fiel im Vorjahresvergleich um mehr als die Hälfte auf 1,72 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um 6,7 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro zurück. Diese Finanzergebnisse entsprächen nicht den Ansprüchen, die man bei Mercedes habe, teilte Finanzchef Harald Wilhelm damals mit. Zu dieser Gelegenheit hatte der Manager auch angekündigt, nun noch mehr auf Kosten und Effizienz achten zu wollen.
epd/dpa/kami