Jahn Regensburg: Tor-, aber nicht hoffnungslos – Sport | ABC-Z
Vielleicht wollte Alexander Zorniger ja einfach mal wieder sehen, wie es seinem alten Schützling geht: Tim Lemperle hatte sich als Leihspieler in der vergangenen Saison unter dem Trainer bei der SpVgg Greuther Fürth mächtig weiterentwickelt und ist nun einer der Leistungsträger beim 1. FC Köln. Zorniger, der vom Kleeblatt im Oktober entlassen worden war, kam also am Sonntagnachmittag in den Jahn-Sportpark, um sich das Zweitligaduell der Teams aus den beiden Domstädten anzusehen.
Der Unterhaltungswert blieb bei nasskaltem Wetter auf überschaubarem Niveau, zumindest aber bekam Zorniger eine ganz starke Aktion seines ehemaligen Schülers zu sehen: Lemperle traf nach einer guten halben Stunde nach einem genialen Pass von Florian Kainz am aus seinem Tor stürmenden Jahn-Keeper Felix Gebhardt vorbei zum 1:0 für Köln (33.). Und griff sich unmittelbar danach an den Oberschenkel – der Sprint in den Sechzehner hatte wohl mindestens eine Muskelfaser über Gebühr strapaziert. Der Torschütze musste raus und von der Bank aus beobachten, wie er letztendlich zum Matchwinner avancierte.
Sein Erfolgserlebnis sollte nämlich das einzige Tor des Tages bleiben, einmal mehr verließen die Oberpfälzer den Platz als Verlierer – das unbefriedigende Ende einer weiteren ernüchternden Woche mit dem 0:0 im Kellerduell bei Eintracht Braunschweig und dem 0:3 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart. Weil auch von den unmittelbaren Konkurrenten am 15. Spieltag keiner punktete, liegt der Jahn als Tabellenletzter weiterhin vier Zähler hinter dem SSV Ulm auf Relegationsrang 16. Vor allem im Angriff läuft es alles andere als rund – seit dem 1:0-Heimsieg gegen Elversberg am 2. November hat Regensburg keinen Pflichtspieltreffer mehr erzielt, das sind 524 Minuten.
Dabei präsentierte sich die Jahn-Elf vor allem defensiv einmal mehr stabil. Es dauerte eine Viertelstunde, ehe Gebhardt bei einem Kopfball des Kölners Dominique Heintz erstmals sein ganzes Können aufbieten musste. Dummerweise hatte Verteidiger Kai Pröger diesen Versuch mit seinem Arm leicht abgefälscht, weshalb der Videoassistent auf Elfmeter plädierte. Doch auch diesen, getreten von Dejan Ljubicic, parierte Gebhardt glänzend.
Der frühere Profi Oliver Hein beerbt Vorstandschef Hans Rothammer
Weil er gegen Lemperles Versuch weitere 14 Minuten später machtlos war und seine Offensivkollegen keine ihrer wenigen Chancen nutzten, wurde Gebhardt nach dem Spiel vom Sky-Reporter gefragt, ob der Jahn überhaupt genügend Qualität für diese Spielklasse habe: „Dass wir nicht zweitligatauglich sind, das sehe ich nicht so.“ Überhaupt gebe man sich nicht auf: „Wir müssen noch mehr machen, das Glück noch mehr erzwingen.“ Trainer Andreas Patz wollte sich ebenfalls nicht ins Bockshorn jagen lassen: „Wir verteidigen viel weg, sind auf einem guten Weg. Es fehlt das Erfolgserlebnis, damit die Jungs den Glauben zurückbekommen.“
Ein solches hatte es Ende der Woche zumindest für den früheren Profi Oliver Hein gegeben. Wie der SSV Jahn bekanntgab, wählte der Aufsichtsrat den 34-jährigen bisherigen Sportvorstand einstimmig zum Nachfolger des zum Jahresende freiwillig aus dem Amt scheidenden Hans Rothammer als Vorstandsvorsitzenden des Vereins.