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Nahost-Liveblog: ++ Baerbock: “Völkerrecht setzt jedem Krieg Grenzen” ++ | ABC-Z


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Stand: 19.07.2024 13:03 Uhr

Bundesaußenministerin Baerbock fordert das Ende des Krieges im Gazastreifen und kritisiert das Vorgehen Israels. In Abwasserproben aus Gaza ist das Poliovirus gefunden worden. Die Entwicklungen im Liveblog.

Im Gazastreifen breitet sich laut einem UN-Bericht Anarchie aus. Dies sei “das Ergebnis von Israels Abbau der lokalen Kapazitäten zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit in Gaza”, schreibt der Leiter des UN-Menschenrechtsbüros für die besetzten palästinensischen Gebiete, Ajith Sunghay, am Freitag im Anschluss an einen Ortsbesuch im Gazastreifen. Seine Einrichtung habe mutmaßlich rechtswidrige Tötungen von örtlichen Polizisten und humanitären Helfern dokumentiert, so Sunghay. Zugleich werde die Bevölkerung von der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern abgeschnitten.

Es komme im Gazastreifen unter anderem zu Plünderungen, Lynchjustiz, Erpressung und willkürlichen Schießereien. Der Kampf ums Überleben bringe die Menschen gegeneinander auf und zerreiße die Gemeinschaften. Der Zusammenbruch der zivilen Ordnung stelle zudem humanitäre Helfer vor enorme Herausforderungen.

Menschen sitzen vor einem zerstörten Haus an einer überfluteten Straße in Chan Yunis.

Großbritannien will die Finanzierung des Palästinenserhilfswerks UNRWA wieder aufnehmen. Wie das Außenministerium in London mitteilte, sollen 21 Millionen Pfund (knapp 25 Millionen Euro) an Hilfsgeldern freigegeben werden für die Arbeit der UN-Organisation im Gazastreifen und die Bereitstellung von Grundversorgung in der Region. 

Großbritannien hatte, wie viele andere westliche Länder, seine Unterstützung für das Palästinenserhilfswerk im Januar vorläufig eingestellt. Hintergrund waren Vorwürfe Israels, UNRWA-Mitarbeiter seien an dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober beteiligt gewesen und die Organisation als Ganzes sei von der islamistischen Hamas unterwandert. Ein Prüfbericht unabhängiger Experten kam zu dem Schluss, das UNRWA habe “robuste” Mechanismen etabliert, um seinen Neutralitätsgrundsatz zu wahren. Allerdings gebe es Verbesserungsbedarf.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kritisiert das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen – und fordert einen Waffenstillstand. “Israel hat das Recht, sich gegen Terrorismus zu verteidigen. Aber das humanitäre Völkerrecht setzt jedem Krieg Grenzen”, sagte die Grünen-Politikerin einer Mitteilung zufolge.

Dieser Krieg in Gaza muss endlich enden. Es gibt für Zivilistinnen und Zivilisten keine sicheren Orte in Gaza.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock

Auch über die Absage des israelischen Parlaments an die Gründung eines palästinensischen Staates zeigte das Auswärtige Amt sich zutiefst beunruhigt. “Die Resolution steht im Widerspruch zu mehreren Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Israel entfernt sich damit von der überwältigen Mehrheit der internationalen Gemeinschaft und isoliert sich selbst”, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin. Er warnte: “Wir alle wissen, Isolation ist der Feind jeglicher Sicherheit.” Der Sprecher sprach von einem “Rückschlag in unserem Bemühen, Israels legitime Sicherheitsinteressen mit dem Recht der Palästinenserinnen und Palästinenser auf Selbstbestimmung in Einklang zu bringen.”

Nach Antisemitismusvorwürfen will der Sportartikel-Hersteller Adidas eine Werbekampagne mit US-Topmodel Bella Hadid ändern. Das bestätigte der Konzern auf Anfrage der Nachrichtenagentur KNA.

Gegenstand des Streits ist eine Neuauflage des Sneaker-Modells “SL 72”, das ursprünglich für die Olympischen Spiele in München 1972 entwickelt worden war. Mehrere jüdische Organisationen empfinden die Marketing-Aktion vor dem Hintergrund des damaligen Olympia-Attentats als respektlos. Damals wurden mehrere israelische Sportler von palästinensischen Terroristen ermordet. Hinzu kommt, dass Bella Hadid zuletzt mehrfach israelfeindliche Äußerungen vorgeworfen wurden. Ihr Vater ist Palästinenser.

Bella Hadid wurden zuletzt israelfeindliche Äußerungen vorgeworfen.

Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas will laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Mitte August nach Moskau reisen und dort mit Russlands Präsident Wladimir Putin zusammenkommen.

Die jemenitische Huthi-Miliz hat erklärt, sie habe die israelische Stadt Tel Aviv mit einer Drohne angegriffen. Sie würden auch weiterhin Ziele in Israel attackieren, weil sie solidarisch mit den Palästinensern im Gazastreifen seien. Die Huthi-Miliz gehört wie auch die libanesische Hisbollah-Miliz zur vom Iran geführten sogenannten Achse des Widerstandes und ist mit der radikalen Palästinenserorganisation Hamas verbündet.

Der Sprecher der israelischen Streitkräfte, Daniel Hagari, bestätigte später in einem Meeting, Israel gehe davon aus, dass die Drohne iranischen Bautyps vom Jemen aus gesteuert wurde.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei der schweren Explosion in Tel Aviv ist offenbar ein Mann ums Leben gekommen. Ersthelfer berichten außerdem von mindestens zehn Verletzten. Das israelische Militär erklärte, es prüfe den Vorfall, der auf Grundlage erster Untersuchungen auf “ein Luftziel” zurückgeführt wurde.

In einem Gebäude in der israelischen Stadt Tel Aviv hat es nach Angaben der Polizei eine heftige Explosion gegeben. Zahlreiche Polizisten und Bombenentschärfungsexperten seien vor Ort, erklärte die Polizei. Das Militär prüft, ob es sich um einen Drohnenangriff handelt.

Augenzeugen berichteten laut der Nachrichtenagentur dpa von einem lauten Knall nahe einer Niederlassung der US-Botschaft. Umliegende Gebäude seien beschädigt worden. Die Explosion ereignete sich den Angaben zufolge vor 4.00 Uhr (Ortszeit, 3.00 Uhr MESZ). Mindestens sieben Menschen seien leicht verletzt worden, berichtete die Polizei.

Drohnen haben in dieser Woche einen Stützpunkt im Irak angegriffen, in dem US-Soldaten untergebracht sind. Das bestätigte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh. Bei dem ersten Angriff dieser Art seit April habe es Sachschäden gegeben, aber keine Opfer.

Während des Angriffs auf den Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad im Westen des Iraks sei eine Drohne zerstört worden, eine weitere habe die Einrichtung getroffen, aber nur minimale Schäden verursacht. Vertreter irakischer Milizen hatten sich dazu bekannt.

Tage nach dem Überfall der militant-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober begann eine Koalition von Milizen, die vom Iran unterstützt werden und sich “Islamischer Widerstand im Irak” nennen, damit, Einrichtungen im Irak und Syrien zu attackieren, in denen US-Soldaten untergebracht sind. Erst nach einer Reihe von Vergeltungsangriffen durch die USA, ausgelöst durch einen Drohnenangriff auf einen Stützpunkt in Jordanien, bei dem drei US-Militärangehörige starben, nahmen die Attacken ab.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen weiteren hochrangigen Kommandeur der schiitisch-islamistischen Hisbollah-Miliz getötet. Der Kommandeur einer Eliteeinheit der Hisbollah sei mit weiteren Kämpfern bei israelischen Angriffen auf zwei Grenzdörfer im Südlibanon getötet worden. Laut Aussagen des Direktors des naheliegenden Tebnine-Krankenhauses, Mohammed Hamadi, wurden 18 Verwundete in das Krankenhaus eingeliefert. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte bisher nicht feststellen, ob sich darunter auch Zivilisten befanden.

Eine Entscheidung des Fußball-Weltverbandes FIFA über einen Antrag des palästinensischen Fußballverbands zu möglichen Sanktionen gegen den israelischen Verband ist vertagt worden. Nach Angaben der FIFA haben beide Parteien um eine Fristverlängerung gebeten. Es werde “mehr Zeit benötigt, um diesen Prozess mit der gebotenen Sorgfalt und Vollständigkeit abzuschließen”, heißt es. Eine Bewertung werde dem FIFA-Rat nun bis spätestens 31. August vorgelegt. Mit der Vertagung der Entscheidung steht auch fest, dass Israel am olympischen Fußballturnier der Männer teilnehmen darf.

Der palästinensische Verband hatte auf dem FIFA-Kongress im Mai im thailändischen Bangkok einen Antrag auf “angemessene, sofortige Sanktionen gegen israelische Teams” gestellt. Dabei wirft der Verband Israel den Bruch internationalen Rechts besonders in Gaza vor und beruft sich auf FIFA-Statuten mit Bezug auf Menschenrechte.

Kranke und verletzte Kinder im Gazastreifen sollen keine Behandlung durch Israel erhalten. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit. Er kassierte damit einen Plan von Verteidigungsminister Yoav Gallant ein, ein Feldlazarett für palästinensische Kinder einzurichten, die dringend einer Behandlung bedürfen. Netanyahu heiße den Plan nicht gut, deshalb werde das Krankenhaus nicht gebaut, erklärte das Büro des Regierungschefs.

Gallants Büro hatte in dieser Woche erklärt, die jungen Patienten hätten das Palästinensergebiet nicht in Richtung anderer Länder verlassen können. Grund sei die ausgedehnte Schließung des Grenzübergangs Rafah zu Ägypten. Ägypten weigert sich, den Übergang wieder zu öffnen, solange das israelische Militär dort präsent ist. Galant reagierte auf Netanyahus Veto mit einer Mitteilung, in der es hieß, dass sein ursprünglicher Plan, palästinensische Patienten über Israel in andere Länder zu bringen, ins Stocken geraten sei und er das Feldlazarett “angesichts der dringenden Notwendigkeit, eine Entscheidung zu treffen” einrichten wolle.

Im Juni hatte Israel 19 kranken oder verletzten Kindern und ihren Begleitern gestattet, den Gazastreifen über Israel oder Ägypten zu verlassen und von dort ins Ausland zu reisen.

In Abwasserproben des kriegszerstörten Gazastreifens ist nach palästinensischen und israelischen Angaben das Poliovirus gefunden worden. Mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef ausgeführte Tests “zeigten das Vorhandensein des Poliovirus” in dem Palästinensergebiet, erklärte das Gesundheitsministerium des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gazastreifens.

Das israelische Gesundheitsministerium gab seinerseits an, dass in Abwasserproben aus dem Gazastreifen bei der Untersuchung in israelischen Laboren der Poliovirus Typ 2 nachgewiesen worden sei. Demnach hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO Ähnliches festgestellt. “Das Vorhandensein von Polioviren in Abwässern, die sich zwischen den Zelten der Vertriebenenlager und in bewohnten Gebieten aufgrund der zerstörten Infrastruktur ansammeln und fließen, stellt eine neue Gesundheitskatastrophe dar”, erklärte das Ministerium im Gazastreifen. Der Fund “birgt für Tausende von Menschen das Risiko, an Polio zu erkranken”.

Die Krankheit Poliomyelitis – der medizinische Begriff für Kinderlähmung – wird durch ein akut ansteckendes Virus ausgelöst, das das Rückenmark angreift und bei Kindern irreversible Lähmungen verursachen kann. Das Poliovirus wird in der Regel über die Fäkalien einer infizierten Person verbreitet und über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel aufgenommen. Es gibt zwar kein Heilmittel gegen Polio, aber die Impfung verhindert die Ausbreitung.

Israel hat nach eigenen Angaben etwa 20 Hamas-Mitglieder im Gazastreifen getötet. Das israelische Parlament sprach sich erneut gegen die Gründung eines Palästinenserstaats aus.

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