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Jakob Pöltl: “Europäer gelten als soft und nicht sehr athletisch” | ABC-Z

DIE ZEIT: Herr Pöltl, Sie sind neben David Alaba der bestbezahlte Sportler Österreichs und spielen in der stärksten Basketball-Liga der Welt, der NBA. Viel mehr als das wissen selbst die meisten Sportfans nicht über Sie. Was sagt das über den Stellenwert der Sportart?

Jakob Pöltl: Dass Basketball in Österreich eine Randsportart ist, ist kein Geheimnis. Ich bin eh auch niemand, der sich gern ins Rampenlicht stellt. Ich bleibe im Hintergrund und mache gern mein eigenes Ding.

ZEIT: Sie spielen als erster und bislang einziger Österreicher in der NBA, seit acht Jahren schon, viel länger, als eine durchschnittliche Karriere dort dauert. Trotzdem waren Sie nie Österreichs Sportler des Jahres.

Pöltl: Sosehr ich mich über so eine Auszeichnung freuen würde – das war nie ein Ziel, auf das ich hinarbeite. Ich habe es im Basketball weit gebracht, ja. Aber Titel auf dem allerhöchsten Level fehlen schon noch.

ZEIT: Also der Meistertitel in der NBA oder eine Auszeichnung zum Beispiel als bester Verteidiger der Saison?

Pöltl: Genau.

ZEIT: Heute entgeht kein Zwölfjähriger, der größer als zwei Meter ist, einem Talentspäher von großen europäischen Clubs. Sie dagegen haben die Ochsentour durch österreichische Turnhallen gemacht und mit 18 Jahren für Traiskirchen in der Bundesliga gespielt. Haben Sie da etwas gelernt, was die Edeltalente von heute nicht lernen?

Pöltl: Das ist schwer zu sagen. Ich hatte mit 15 schon Angebote aus ganz Europa, mir aber gedacht, ich könnte in Österreich noch genug dazulernen. Außerdem habe ich mich wohlgefühlt, ich konnte in Wien Zeit mit meiner Familie verbringen und meinen Schulabschluss machen.

ZEIT: Sie gingen dann ans College in Utah in die USA. Dort sind die Spieler ja gleichzeitig noch Studenten, mit Campusleben und allem drum und dran. Warum wurden Sie nicht gleich Profi?

Pöltl: Zum einen wollte ich irgendwie noch ein Jugendlicher bleiben und nicht sofort voll als Profi einsteigen. Und zum Zweiten war ja nicht klar, wie weit es mit meiner Karriere geht. Ich wollte einen Plan B und einen Uniabschluss in den USA in der Rückhand haben. Wobei sich schnell herausgestellt hat, dass das nicht notwendig sein wird.

ZEIT: Die amerikanischen Unis buhlen recht heftig um die besten Nachwuchsspieler. Ihr Trainer in Utah hat einmal erzählt, dass er mit dem Auto über den halben Balkan fahren musste, um Sie in Mazedonien spielen zu sehen.

Pöltl: Wie er nach Mazedonien gekommen ist, weiß ich nicht. Aber, ja, wir haben mit Österreichs U18-Nationalmannschaft an der B-EM in Mazedonien teilgenommen – und danach kamen zehn, fünfzehn Anfragen von US-Unis. Ich wurde sogar über Facebook angeschrieben. Es läuft wohl so: Sobald ein, zwei größere Colleges interessiert sind, ziehen andere nach.

ZEIT: Sie wechselten im Sommer 2014 zu den Utah Utes. Wann war für Sie klar, dass das eine ganz andere Basketballwelt ist als jene in Österreich?

Pöltl: Die Fankultur ist sicher der größte Unterschied. Mein Leben hat sich ja in Österreich schon komplett um Basketball gedreht, ich hatte achtmal die Woche Training. Aber wie schon die Collegespieler in den USA angehimmelt werden; dass wir statt vor Hunderten vor 15.000 Fans gespielt haben, da habe ich gemerkt, dass es ein anderes Niveau hat.

Jakob Pöltl im Wolves Dome in Wien © Andreas Jakwerth für DIE ZEIT

ZEIT: In Europa wird mittlerweile auch auf höchstem Niveau gespielt. Warum sind das ultimative Ziel im Basketball trotzdem noch die USA?

Pöltl: Am Ende ist die NBA die beste Liga der Welt mit den besten Spielern. Wenn man auf das höchste Niveau kommen will, muss man früher oder später rüber.

ZEIT: Mussten Sie sich extra beweisen, weil Sie aus einem Land kommen, das nicht gerade als Basketballnation bekannt ist?

Pöltl: Ja, schon. Aber nicht nur als Österreicher, sondern Europäer generell gelten erst mal als soft und nicht sehr athletisch. Dafür als skilled. Aber die Vorurteile halten nicht lange. Wenn man gut ist, ist man gut.

ZEIT: Sie sind so gut, dass Sie mittlerweile 20 Millionen Dollar im Jahr verdienen. Dafür müssen Sie innerhalb von sechs Monaten 82 Spiele absolvieren, manche sogar back to back, also an zwei Tagen hintereinander. Wie viel Spaß macht Basketball da noch?

Pöltl: Bevor ich in der NBA war, habe ich 82 Spiele für undenkbar gehalten. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt, es ist die neue Norm. Trotzdem würden mir weniger Spiele mehr Spaß machen, weil die einzelne Begegnung mehr Wert hätte. So kommt es vor, dass beide Teams nur noch 70 bis 80 Prozent im Tank haben, weil sie schon drei Auswärtsspiele in der Woche hatten.

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