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Seltener Bahamonde-Schnabelwal in Not: Warum die Tiere so rätselhaft sind – Wissen | ABC-Z

Etwa fünf Meter lang ist das Tier, das am 4. Juli in der Nähe des kleinen Fischerdorfs namens Taieri Mouth im Süden Neuseelands angespült wurde. Es sieht aus wie ein sehr groß geratener Delfin, mit einer spitz zulaufenden Schnauze und einem lang gezogenen, dunkelgrauen Körper. Das Tier war tot – was im Nachhinein nicht überraschend ist, denn es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Bahamonde-Schnabelwal (Mesoplodon traversii). Diese Walart gehört zu den seltensten der Welt. Erste Hinweise auf ihre Existenz gab es erst vor etwa 150 Jahren, als man Teile des Kieferknochens und Zähne fand. Seitdem wurden überhaupt nur sechs Mal Tiere dieser Art gefunden. Immer waren sie tot. Wie kann es sein, dass der Bahamonde-Schnabelwal noch nie lebend gesichtet wurde?

Die Walart gehört zur Familie der Schnabelwale. „Zu ihr gehören 24 Arten, und sie ist die Familie, über die wir Meeresbiologen am wenigsten wissen“, sagt Tamara Narganes Homfeldt, Meeresbiologin bei der „Whale and Dolphin Conservation Deutschland“ in München. Denn die Tiere leben ausschließlich im offenen Meer. „Diese Wale tauchen sehr tief und sehr lange. Ihr Verhalten an der Oberfläche ist sehr unauffällig. Nicht wie bei den Großen Tümmlern, die ständig aus dem Wasser springen und die man sehr oft sieht.“ Allgemein seien Sichtungen einer Schnabelwal-Art selten. Der Bahamonde-Schnabelwal jedoch ist überhaupt noch nie in freier Wildbahn beobachtet worden.

Meeresbiologin Tamara Narganes Homfeldt. (Foto: Whale & Dolphin Conservation)

Ein Tier, das man nicht sieht, kann man nicht erforschen. Deshalb gibt es über den Bahamonde-Schnabelwal kaum Daten. Es ist nicht einmal bekannt, wie viele Tiere es gibt – oder ob die Art gefährdet ist. Die IUCN Red List of threatened Species klassifiziert die Art Mesoplodon traversii lediglich als „Data deficient“, das heißt: Für eine Einordnung fehlen Informationen. „Man kann nicht ausschließen, dass die Art gefährdet ist. Aber man kann auch nicht garantieren, dass sie es nicht ist, weil man einfach gar keine Datengrundlage hat“, sagt Narganes Homfeldt.

Seit 150 Jahren wurden nur sechs Exemplare der Art gefunden – teilweise waren es nur Knochen

Das Bild der örtlichen Naturschutzbehörde DOC zeigt ein Tier, das nicht lange vor der Strandung verendet sein kann. Tamara Narganes Homfeldt hält den Fund deshalb für ein großes Glück. „Normalerweise sinken die Tiere nach dem Tod einfach auf den Meeresgrund. Dort finden wir sie nie. Außer viel später als Skelett.“ Der gut erhaltene Kadaver biete nun bessere Möglichkeiten als Knochenfunde, um die Art zu erforschen. Denn die Forschenden in Neuseeland können jetzt unter anderem das Erbgut des Wals überprüfen und damit auch feststellen, ob es sich wirklich um die vermutete Art handelt, denn in der Familie der Schnabelwale sehen sich einige Arten sehr ähnlich. Laut DOC wurden bereits genetische Proben an die University of Auckland geschickt. Bis die DNA verarbeitet ist, könne es aber mehrere Wochen oder Monate dauern. Zudem soll der Wal seziert werden. Dadurch könne man beispielsweise die Todesursache feststellen. „Oft ist auch der Mageninhalt sehr interessant“, sagt die Meeresbiologin. Schnabelwale ernähren sich unter anderem von Tintenfischen und kleinen Fischen.

Die bislang bekannten sechs Exemplare des Bahamonde-Schnabelwals wurden vor Chile und Neuseeland gefunden. „Das heißt, man kann davon ausgehen, dass die Art auf jeden Fall in der südlichen Hemisphäre zu Hause ist“, sagt Tamara Narganes Homfeldt. „Vielleicht kann man das dann wiederum einschränken auf den Südpazifik.“

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