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Kater der Extreme: Beim TSV 1860 brennt es gleich in vielen Bereichen | ABC-Z

München – Drei Pleiten zu Saisonbeginn, die bitteren, weil knappen 2:3-Heimniederlagen gegen Dynamo Dresden und Wehen Wiesbaden, die 1:5-Rekordpleite gegen Energie Cottbus. Man könnte meinen, die Löwen haben schon genügend Nackenschläge erlitten in der laufenden Saison ‒ und dann kommt diese Totopokal-Blamage daher, ausgerechnet im S-Bahn-Derby gegen zuletzt so formschwache Hachinger.

„Diese Geschichte mit dem Tiefpunkt, und dann gibt’s nochmal einen Tiefpunkt und noch einen niedrigeren Tiefpunkt. So ein Scheiß, das kann ich nicht mehr hören!“  So hatte sich der damalige Bundestrainer und Ex-Löwen-Torjäger Rudi Völler nach einem faden 0:0 gegen Island anno 2003 in einer legendären Wutrede gegen Kritik und eine enorme Erwartungshaltung gewehrt und TV-Journalist Waldemar “Waldi” Hartmann an den Kopf geworfen:

“Ja, du bist ja auch nicht gemeint. Du sitzt hier locker und in aller Ruhe und hast schon drei Weizenbier getrunken….”

TSV 1860 München gibt gegen Haching mögliche DFB-Pokal-Qualifikation aus der Hand

Was das mit den Löwen zu tun hat? Die Sechzger befinden sich aktuell in einer irgendwie ähnlichen Situation, wie sich im Umfeld der Blauen zigfach vernehmen lässt, getreu des Mottos: “Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein neuer Tiefpunkt her.” Zum Ausflippen! Oder, wie es Kapitän Jesper Verlaat frustriert formulierte: “Es ist ärgerlich, da kommt alles zusammen.” Sechzigs Kater der Extreme.

Löwen-Kapitän Jesper Verlaat.
© IMAGO/Lackovic
Löwen-Kapitän Jesper Verlaat.

von IMAGO/Lackovic

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Die weiß-blaue Katerstimmung setzt sich aus deutlich mehr Bestandteilen zusammen, als der Niederländer hier meint (und öffentlich sagen würde): Auf sportlicher Ebene stellt die 1:3-Derby-Schmach zu Hause gegen Haching, auch durch den blutleeren Auftritt der Mannschaft, einen bitteren Höhepunkt bisheriger Nackenschläge dar. 1860 ließ sich nicht nur einen prestigeträchtigen Derbysieg entgehen, man gab die Qualifikation für den lukrativen DFB-Pokal einmal mehr leichtfertig aus der Hand.

Den Umbruch-Löwen fehlt noch immer die Konstanz

Keeper René Vollath hatte das vermeintlich unabwendbare Schicksal mit seinem Patzer eingeleitet, doch wie Verlaat so treffend klarstellte: “Wir gewinnen und wir verlieren zusammen, ich möchte diese Niederlage nicht an einzelnen Spieler festmachen, da wir heute generell als Mannschaft nicht ganz da waren.” Hinterfragen muss sich dafür jeder Spieler selbst.

Trainer Argirios Giannikis und Sport-Boss Christian Werner müssen sich ebenfalls vorwerfen lassen, eine Mannschaft geformt zu haben, die noch nicht performt wie erhofft. Stichwort Konstanz: Kaum scheint in der Liga die Trendwende der Umbruch-Löwen durch die überzeugenden 3:0-Siege in Sandhausen und gegen Mannheim geschafft, folgt die desaströse Pleite gegen Unterhaching.

Ob sie Giannikis ebenfalls zum Verhängnis wird, wie für Vorgänger Maurizio Jacobacci das 0:1-Debakel im Vorjahr beim FC Pipinsried, ebenfalls im Viertelfinale des Verbandspokals? Auffällig ist, dass sich das Team mehrfach demonstrativ hinter Giannikis stellte. Ob 1860 mit einem neuen Trainer in diesem toxischen Umfeld überhaupt besser funktionieren würde?

Der Zoff im Löwen-Kosmos spitzt sich weiter zu

Zum Tiefpunkt der Blauen trägt auch der fortwährende Gesellschafterstreit zwischen den Bossen und Investor Hasan Ismaik bei. Zuletzt veränderte sich der zermürbende Zwist: Das Präsidium um Robert Reisinger und der Verwaltungsrat zerfleischten sich gegenseitig, weil Reisinger und Co. dem Jordanier für die erneute Rettung vor der Insolvenz Zugeständnisse machten, die von den Hardlinern im Kontrollgremium abgelehnt werden.

Wie könnte jahrelanger Ärger, der aktuell die Ernennung eines neuen Finanzbosses wie Anton Hiltmair oder anderen Kandidaten blockiert, keinen Einfluss auf das große Ganze haben?

Wie sich die Bosse entzweien, streiten sich die Fan-Lager. Der Frust schlug zuletzt auch Pechvogel Vollath entgegen. Die KGaA reagierte in einer denkwürdigen Stellungnahme: “Mannschaft, Trainer und Verantwortliche werden die Leistung des Spiels genau analysieren und sich und die Leistung hinterfragen. Wir rufen alle Fans dazu auf, das Gleiche zu tun, sich und das eigene Verhalten ebenfalls zu hinterfragen.”

Man stelle sich nur vor, wie stark 1860 sein könnte, würden sie alle mitmachen…

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