Warum die Herkunftsfrage etwas Ausgrenzendes hat | ABC-Z
Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Berlin-Charlottenburg, Frühjahr 2024. Ich betrete das Behandlungszimmer, guten Tag, hallo, setze mich auf den Behandlungsstuhl. Der Arzt sagt: „Diba Shokri, woher kommt denn der Name?“ Binnen Sekunden entsteht eine absurde Konversation. Ich sage: „Diese Frage wird mir sehr oft gestellt, ich beantworte sie nicht so gerne“ und lächle dabei, präventiv-deeskalatorisch. Er sagt: Als HNO-Arzt interessiere er sich für „Zungenschlag“. Ich bin so perplex, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Hat der Typ mir gerade zu verstehen gegeben, ich habe einen Akzent? Warum wäre das relevant? Hat mein Name irgendetwas mit der Bewegung meiner Zunge zu tun? Hat Zungenschlag nicht irgendwas mit Blasmusik zu tun? Warum interessiert ihn das als Arzt? Gleichzeitig rattert es: Komm, jetzt nicht eskalieren, es war schwierig, diesen Termin zu bekommen, ich brauche wirklich Hilfe mit meinem Atemnotproblem. Irgendwie schaffen wir es, der Arzt und ich, das Gespräch aufs Medizinische zu lenken. Ich verlasse die Praxis, aber seine Frage verlässt mich nicht.