Kirchbergers Woche: Ran ans Eingemachte – Freising | ABC-Z
So manches in diesen Tagen ist gescheitert. Die Ampelregierung, die Wahl von Kamala Harris oder die Einhaltung der Klimaziele. Manches droht zu scheitern, das Deutschland-Ticket etwa oder der Versuch, den Freisinger Verwaltungshaushalt auszugleichen. Manches ist auch ins Stocken geraten, wie der Verkauf von E-Autos oder der Einbau von Wärmepumpen. Und so manches funktioniert nicht so richtig wie der Aufzug auf den Domberg. Womöglich hat das die Erzdiözese schon geahnt, als sie zwar den Neubau finanziert, aber die Instandhaltung der Stadt Freising übertragen hat. Ob die jetzt nur die Technik nicht beherrscht oder den Aufzug aus Kostengründen stillgelegt hat, weiß man nicht. Möglich ist auch, dass die Stadt ihren Besuchern einfach Gutes tun will. Schließlich ist es gesünder, den Trimm-Dich-Pfad zum Domberg zu benutzen, statt sich in zehn Sekunden nach oben beamen zu lassen.
Was den städtischen Haushalt angeht, hilft die Technik nur bedingt. Auch ein Taschenrechner kommt nämlich zu dem Ergebnis, dass die Ausgaben zu hoch und die Einnahmen zu gering sind. Also muss sich etwas ändern. Fördern und fordern heißt die Devise. Gefördert wird in erster Linie die Bauwirtschaft. Etwa durch die Renovierung von Gebäuden sowie den Bau von Straßen und Brücken. So wird gerade die Moosachbrücke zwischen der Dr.-von-Daller-Straße und der Luitpoldanlage erneuert und das vom THW errichtete, gut funktionierende und stabile Provisorium abgerissen. Das hätte bestimmt noch einige Jahre gehalten. Der Neubau, den niemand in der Bevölkerung gefordert hat, verschlingt eine halbe Million Euro.
Anderes Beispiel. Der Geh- und Radweg zwischen der Hallbergmooser Straße in Freising und der Freisinger Allee am Flughafen ist zwar nur ein Schotterweg, aber auf dem lässt sich prima radeln. Vielleicht nicht immer bei Schnee und Eis. Darum soll der Weg jetzt geteert werden, die 400 000 Euro dafür wollen sich Stadt und Flughafen teilen. Und wer übernimmt den Winterdienst? Wir ahnen es.
Auf der Einnahmenseite wird in Freising natürlich auch gebastelt. Weil man sich an die Erhebung eines Pflasterzolls für die Innenstadt nicht so recht herantraut, bleiben Hundesteuer, Zweitwohnungssteuer, Gewerbesteuer und Grundsteuer. Ob diese Reform aber tatsächlich aufkommensneutral verläuft? Sonst geht da nicht viel. Aber an den Gebührenschrauben lässt sich drehen. Da sind Turnhallenbenutzungsgebühren, Kita-Gebühren, die Eintrittspreise für das Eisstadion und der Wertstoffhof. Was dort für Sperrmüll und Bauschutt gelöhnt werden muss, ist ungehörig. Eigentlich ist es sogar ein Skandal. Oder wie soll man es sonst nennen, wenn für die Annahme eines alten Bürostuhls 14 Euro gefordert werden und für zwei alte Matratzen sage und schreibe 28 Euro bezahlt werden müssen? Das ist unverschämt, egal ob Stadt oder Landkreis das so festgelegt haben. Da vergeht einem die Lust, sich etwas Neues zu kaufen. Früher stellte man seinen Sperrmüll auf die Straße und er wurde zweimal im Jahr kostenlos abgeholt. Heute muss man den Sperrmüll bringen und dafür zahlen.
Trotzdem hat die Stadt kein Geld mehr. Aktuell fehlen im Verwaltungshaushalt 780 000 Euro. Wo sollen die nur herkommen? Schon wird überlegt, das Altstadtfest und das Volksfest nur noch alle zwei Jahre zu veranstalten. Oder das Eingemachte zu verkaufen. Die „rote 1300“ auf dem Marienplatz zum Beispiel. Wir sind gespannt, ob jemand dieses beliebte Fotomotiv erwerben will. Allerdings ist noch nicht heraus, ob der Käufer es dann auch aufstellen kann und darf. Denn auch wenn das Grundstück groß genug ist, es gibt Bauvorschriften. Und die „rote 1300“ fügt sich ganz schlecht in die umgebende Bebauung ein. Vielleicht kann man sie ja exportieren. Der Fujiidera-Tempel in Japan wird nächstes Jahr 1300 Jahre alt. Bingo.