Segler Boris Herrmann kämpft sich bei Vendée Globe nach vorne – Sport | ABC-Z
Essen kochen, mal entspannt durchschnaufen, schlafen – alles, was im normalen Leben so selbstverständlich abläuft, ist für Boris Herrmann auf seiner „Malizia-Seaexplorer“ ein ganzes Stück komplizierter. Der deutsche Extremsegler scheint sich aber nach dem Start der Vendée Globe und anfänglichen technischen Problemen nun besser zurechtzufinden – und holt auf. Am Dienstag schob Herrmann sich unter das erste Drittel der 40 Teilnehmer, am Mittwochnachmittag deutscher Zeit lag er auf Rang acht.
Kurz nach dem Start gab es so eine Situation, als Herrmann Probleme mit der Bootssteuerung identifizierte und dies erstmal mithilfe telefonischer Hinweise der Technik-Crew an Land in Ordnung brachte. „Jetzt ist es wieder gut“, sagte er danach zufrieden und startete eine Aufholjagd. Inzwischen haben die Segler das Kap Finisterre im Nordwesten Spaniens passiert. Der Franzose Yoann Richomme führte am Mittwochmittag vor seinem Landsmann Charlie Dalin und dem Briten Sam Goodchild.
:Zum Tor der Hölle
Eisberge, Einsamkeit und brüllende Winde: Die Vendée Globe ist eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit. Einer der Verrückten: Segler Boris Herrmann. Er gehört dieses Mal zu den Favoriten bei der Weltumsegelung.
„Diese Dinge, die an Land normal und simpel sind, sind an Bord manchmal nicht so einfach“, sagte Herrmann, der bei dem Solo-Rennen rund um die Welt jeden Schritt auf seiner 18 Meter langen Yacht planen muss. An den ersten der rund 80 Tage auf dem Meer gilt es für den 43 Jahre alten Familienvater, einen Rhythmus aufzubauen, mit dem er die hohe Belastung meistern kann.„Ich habe etwas Kopfschmerzen und nicht viel geschlafen. Ich empfinde es als intensiv, aber das habe ich auch erwartet“, hatte Herrmann nach der ersten, doch eher unrunden Nacht auf dem Wasser berichtet. Stundenweise legt er sich in seine Koje – die Kopfhörer, die vor den lärmenden Bootsgeräuschen schützen, mit einem Stirnband fixiert. Und schöpft frische Kraft für die nächsten Stunden, die immer wieder auch unvorhersehbare Herausforderungen bringen.
Die Abstände sind weiterhin klein in dem Rennen, das auch als „Mount Everest des Segelns“ bezeichnet wird. Ihr Weg, der viele Gefahren birgt, führt die Skipper in 45 000 Kilometern um die Welt – noch stehen Herrmann und seine Konkurrenten ganz am Anfang ihres Abenteuers. Herrmann, der 2021 nach einer Kollision mit einem Fischerboot kurz vor dem Ziel auf Rang fünf zurückfiel, gilt als Mitfavorit auf den Sieg.