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US-Wähler plagen Abstiegsängste: Trump punktet bei Ungebildeten, Weißen und Männern | ABC-Z

Vor allem wirtschaftliche Sorgen bewegen Menschen dazu, bei der US-Präsidentschaftswahl für Trump zu stimmen. Eine Umfrage unter Wählern zeigt eine Vorliebe für den Republikaner je nach Geschlecht, Ethnie und Bildungsniveau.

So gegensätzlich die Wahlprogramme des designierten US-Präsidenten Donald Trump und der Wahlverliererin Kamala Harris waren, so verschieden sind die Lebenswelten der jeweiligen Unterstützer. Eine gemeinsame Nachwahlbefragung des Senders NBC und anderer Medien in zehn US-Bundesstaaten zeigt die drei wichtigsten Trennlinien zwischen den demokratischen und den republikanischen Wählern:

Diese drei Faktoren wiederum spielen zusammen, wenn es um die Wahlentscheidung geht. Ein Beispiel: Eine afro-amerikanische Doktorandin gibt wahrscheinlich eher Harris ihre Stimme, ein weißer Schulabgänger eher Trump.

Harris’ Kampagne zielte vor allem auf ethnische Minderheiten wie Afro- und Hispanoamerikaner, aber auch auf weiße Frauen mit hohem Bildungsabschluss. Ordentlich Stimmen dazugewinnen konnte sie jedoch nur bei letztgenannter Gruppe.

Trumps wichtigste Wählergruppe waren wie erwartet die Weißen ohne Uni-Abschluss. Sie haben bereits 2016 Hillary Clinton den Sieg gekostet, konnten 2020 aber teilweise überzeugt werden, ihr Kreuz bei Joe Biden zu machen.

Steigt man tiefer in die Befragung ein, fächert sich genau auf, welche Gruppe wie abgestimmt hat. Dabei zeigt sich, dass Trump tatsächlich eher Männer, Harris eher Frauen ansprach. Demnach haben 44 Prozent der Männer für Harris gestimmt, 54 Prozent für Trump. Bei Frauen verhält es sich genau umgekehrt: 54 Prozent wählten Harris, 44 Prozent Trump. Allerdings konnte Trump bei Frauen zulegen, obwohl Harris versuchte, sie mit ihrem Kampf für den Zugang zu Abtreibungen zu erreichen.

Bei afro-amerikanischen Frauen schnitt Harris am besten ab. Sie wählten sie zu 92 Prozent. Auch 78 Prozent der afro-amerikanischen Männer machten ihr Kreuz bei den Demokraten. Nicht ganz so eindeutig sind die Präferenzen bei hispanisch-amerikanischen Wählern. In dieser Gruppe liegt Harris bei Frauen mit 61 Prozent vorn, Trump bei den Männern mit 54 Prozent. Trump konnte bei den Latinos so stark zulegen wie bei kaum einer anderen Wählergruppe. Vor vier Jahren holte er nur 32 Prozent ihrer Stimmen, dieses Mal 45 Prozent.

Am meisten konnte Trump bei weißen Männern punkten: 59 Prozent gaben ihm ihre Stimme. Aber auch die Mehrheit der weißen Frauen konnte er überzeugen, insgesamt 52 Prozent. Das dürfte ausschlaggebend gewesen sein. Weiße stellen noch immer die Bevölkerungsmehrheit in den USA.

Zudem hat das Bildungsniveau erheblichen Einfluss auf die Wahlentscheidung. So gaben 62 Prozent der republikanischen Wähler an, nie ein College besucht zu haben.

50 Prozent dieser Gruppe haben zwar eine Hochschule besucht, aber keinen Abschluss gemacht. Einen Associate Degree, also einen Abschluss nach einem zweijährigen Studium an einem Junior College, haben 55 Prozent der Trump-Unterstützer. Bei den Bachelor-Absolventen und denen mit weiterführenden akademischen Abschlüssen hat Harris die Nase vorn mit 54 beziehungsweise 61 Prozent. Kurzum: Je gebildeter die Wähler waren, desto eher stimmten sie für Harris.

Auch bei den Bildungsabschlüssen unterscheidet die Umfrage die Wähler nach Ethnie. Demnach stimmten nur 33 beziehungsweise 31 Prozent der nicht-weißen Personen ohne beziehungsweise mit Hochschulabschluss für Trump. Von den weißen Hochschulabsolventen machten schon deutlich mehr ihr Kreuz bei den Republikanern. Mit Abstand am meisten Stimmen holte Trump bei Weißen ohne Hochschulabschluss. Sie wählten ihn zu 65 Prozent.

Das Bildungsniveau gab speziell bei weißen Männern häufig den Ausschlag: Trump überzeugte 68 Prozent von denen, die kein Studium absolviert haben, aber nur 48 Prozent von ihnen mit Uni-Abschluss. Auch bei weißen Frauen spielte Bildung eine zentrale Rolle: Nur 39 Prozent der weißen Akademikerinnen entschieden sich für Trump, aber 62 Prozent ohne Hochschulabschluss.

Die verschiedenen Einkommensklassen spielen im Gegensatz zu Bildung, Ethnie und Geschlecht eine eher untergeordnete Rolle bei der Wahlentscheidung. In jeder der Lohnklassen sind die Wähler der Republikaner und der Demokraten ungefähr gleich verteilt. Hier lässt sich lediglich feststellen, dass Harris bei Menschen mit Einkommen unter 30.000 Dollar sowie bei den Empfängern von Einkommen ab 100.000 Dollar eine knappe Mehrheit von ein bis drei Prozentpunkten hat.

Dennoch spielte die Sorge über die eigene finanzielle Lage eine große Rolle bei der Wahlentscheidung. Der Unmut über die wirtschaftliche Lage der USA war ein maßgeblicher Grund für Wähler, Trump ihre Stimme zu geben. So ist beispielsweise die Arbeitslosenquote unter jenen, die keinen Highschool-Abschluss vorzuweisen haben, seit Anfang des Jahres gestiegen.

Für Harris stimmten laut der Studie 91 Prozent der Wähler, die der Meinung sind, die Lage der US-Wirtschaft sei ausgezeichnet oder gut. Nicht so gut oder schlecht finden die ökonomische Lage 69 Prozent der Trump-Unterstützer.

Auch die Bewertung der finanziellen Situation der eigenen Familie im Vergleich zu 2020 ergibt ein eindeutiges Bild: Für die Demokraten gaben 83 Prozent der Wähler ihre Stimme ab, die sich heute bessergestellt sehen. Für die Republikaner stimmten 80 Prozent der Personen, denen es heute nach eigener Einschätzung finanziell schlechter geht. So votierten auch 73 Prozent der Menschen, die nach eigenen Angaben harte Folgen der Inflation zu spüren bekommen, für Trump – und nur 20 Prozent derjenigen, die sie kaum spüren.

Wenig überraschend: Wirtschaft und Einwanderung waren die wichtigsten Themen für republikanische Wähler, dagegen standen das Abtreibungsrecht und der Zustand der Demokratie bei Harris’ Anhängern im Mittelpunkt.

Abstiegsängste und Sorgen über die finanzielle Zukunft vieler Wähler dürften also zu einem erheblichen Teil zu Trumps Wahlsieg beigetragen haben. In den USA sind neben der Inflation auch die Zinsen gestiegen. Das macht es vielen unmöglich, ein Haus zu kaufen. Die Menschen geben dem bisherigen US-Präsidenten Joe Biden wie auch Harris als seiner Stellvertreterin die Schuld dafür, weniger Geld im Portemonnaie zu haben.

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