Im Städel-Museum werden die besten IPOs des Jahres ausgestellt | ABC-Z
Die Besten ihrer Zunft haben gemalt, was im im Frankfurter Städel-Museum ausgestellt ist. Dürer, Botticelli, Monet, Picasso – die Liste bedeutender Künstler, deren Werke hier hängen, ist lang. Die passende Kulisse, um herausragende Leistungen auf ganz anderen Gebieten einzurahmen.
Zum zweiten Mal zeichneten die Deutsche Börse Group und die Weimer Media Group in dieser exklusiven Atmosphäre die Besten am Kapitalmarkt aus. Ein feierlicher Festakt im Herzen der Mainmetropole, der Talent, Geschick und ein ruhiges Händchen auch fernab der Malerei würdigte. Sowie nicht zuletzt den Freigeist und den Mut, den es braucht, um den Sprung an die Börse zu wagen, oder Investoren von dreistelligen Millionen-Investments zu überzeugen. Vor allem derzeit. „Unser Finanzmarkt leidet“, stellte Christiane Goetz-Weimer, Verlegerin der Weimer Media Group, in ihrer Eröffnungsrede fest. Deutschland müsse im Kerngeschäft des Geldes aufpassen, dass es wettbewerbsfähig bleibe. Die Börsen meldeten zu viele Delistings und zu wenige IPOs.
„Wir müssen mit dem Verbessern einfach anfangen“
Deshalb gibt es seit dem vergangenen Jahr die IPO Night. „Wir müssen mit dem Verbessern einfach anfangen“, erklärte Goetz-Weimer. Mit der Veranstaltung werde Börsenkultur gefeiert und gewürdigt. Ein erster Schritt für mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit des Kapitalmarktes in Deutschland.
Dieses Vorwärtsdenken kommt an. Hochkarätige Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft waren zu der von BusinessPunk-Herausgeber Oliver Stock moderierten Preisverleihung nach Frankfurt gekommen, darunter Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), die CEOs von Commerzbank und Deutsche Bank, Bettina Orlopp und Christian Sewing, sowie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) via Live-Schalte. Das größte Problem in Deutschland sei der Mangel an privatem Kapital, erklärte Lindner im Gespräch mit Verleger und Journalist Wolfram Weimer. „Wir haben zu wenig Geld, um Börsengänge und das Wachstum junger Unternehmen zu finanzieren“, stellte Lindner fest.
ESA-Astronaut Matthias Maurer sah das mit Blick auf die Raumfahrt genauso. „Wir brauchen mehr Förderung für Start-ups in der Wachstumsphase“, wünschte sich der 54-Jährige, der 2022 als zwölfter Deutscher ins All geflogen war. „Wir können hier alles genauso gut oder sogar besser als andere, aber wir brauchen andere Rahmenbedingungen“, sagte Maurer im Interview mit Oliver Rolofs und forderte: „Investieren Sie in die Raumfahrt.“ So würde vielleicht auch klappen, was sich Ministerpräsident Rhein in seiner Ansprache wünschte: „Endlich mal wieder einsteigen in Technologien, nicht immer nur aussteigen.“
Schott Pharma – 2023 der größte Börsengang in Deutschland
Etwas, das Schott Pharma seit vielen Jahren konsequent umsetzt. Die Tochter des Glasspezialisten Schott stellt Spritzen, Ampullen und Fläschchen für die globale Medikamentenindustrie her, verpackt unter anderem den Corona-Impfstoff von Biontech. Mit einem Emissionsvolumen von 935 Millionen Euro gelang Schott Pharma 2023 der größte Börsengang in Deutschland. Dafür wurden die Mainzer auf der IPO Night mit dem Award in der Kategorie „Herausragender Börsengang“ ausgezeichnet. Frank Vogel von BNP Paribas Deutschland nannte den IPO in seiner Laudatio „ein Ausrufezeichen für den deutschen Mittelstand“. Die Top-30-Pharmaunternehmen der Welt arbeiteten alle mit Schott Pharma-Produkten, stellte Vogel klar.
Der Börsengang sei „ein weiterer Schritt in unserer Erfolgsgeschichte“, sagte Almuth Steinkühler, CFO bei Schott Pharma, nachdem sie den Preis entgegengenommen hatte. „Nach zwei Monaten SDax, ein Jahr später MDax, das macht mich stolz, wir konnten mit unserem kontinuierlichen profitablen Wachstum punkten“, ergänzte sie.
Talanx vorne bei „Herausragende Eigenkapitalfinanzierung“
In der Kategorie „Herausragende Eigenkapitalfinanzierung“ ging der Award an Talanx. Deutschlands drittgrößter Versicherer hatte im September des vergangenen Jahres die erste Kapitalerhöhung seit dem Börsengang 2012 durchgeführt, um den Anteil der frei handelbaren Aktien zu erhöhen. „Unsere Motivation war, uns als langfristiger Spieler breiter aufzustellen, unsere Handelsliquidität deutlich zu erhöhen“, erklärte Wilm Langenbach, Management Board Member bei Talanx. Talanx tue, was wir alle im Sinn hätten, hatte Commerzbank-Vorstandschefin Orlopp die Hannoveraner zuvor in ihrer Laudatio gelobt. „Wir wollen den Finanzstandort voranbringen, Talanx ist mutig vorangegangen.“
Helsing gewinnt „Herausragende private Finanzierungsrunde“
Mutig vorangegangen ist auch Helsing. Das Verteidigungs-Start-up entwickelt KI-Software für Kampflugzeuge, Panzer und U-Boote und wurde 2023 zum ersten Rüstungseinhorn Europas. Erst 2021 gegründet, hatten die Münchener bereits prestigeträchtige Aufträge wie das Upgrade der elektronischen Kriegsführung des deutschen Eurofighters gewonnen. Für die im Juli abgeschlossene und äußerst erfolgreiche Series-C-Finanzierungsrunde im Wert von 450 Millionen Euro, gab es auf der IPO Night den Award in der Kategorie „Herausragende private Finanzierungsrunde“.
„Danke an Helsing, dass ihr euch für ein sicheres Europa einsetzt, dass ihr mit euren Projekten dabei helft unsere Freiheit und Demokratie zu verteidigen“, sagte Unternehmerin und Investorin Janna Ensthaler in ihrer Laudatio. Sie habe manchmal den Eindruck, dass dieses Thema hierzulande zu viele verdrängten.
Ganz anders verhält es sich offenbar bei Helsing. „Bei uns arbeiten Menschen aus 18 Ländern und alle haben die Mission unsere Demokratie zu schützen“, sagte Marc Griffiths, Vice President Finance bei Helsing, in seiner Dankesrede.
Es gibt sie also noch, die Performer, die Bessermacher, die Vorwärtsdenker. Dieser Abend habe Lust auf mehr „solche tollen deutschen Erfolgsgeschichten gemacht“, sagte Deutsche Börse-CEO Stephan Leithner abschließend. Und Lust „auf mehr IPO Nights“.