EM: Gemeinsames Fußballschauen kommt bei Fans im Landkreis Ebersberg gut an – Ebersberg | ABC-Z
Eins fällt auf bei dieser EM: In den Spielen der Gruppenphase fielen gleich von Anfang an ungewöhnlich viele Tore. Man könnte meinen, dass das zu einem fröhlichen Fest für alle interessierten Zuschauerinnen und Zuschauer führt. Aber ist das wirklich so? Lukas Podolski sagte einst: „Es ist bitter, wenn jeder Ball, der reingeht, ein Tor ist.“ Höchste Zeit also, einen Blick auf die Stimmung bei den Fußballfans im Landkreis Ebersberg zu werfen.
Am besten lässt sich Fußball schauen – und ein Stimmungsbild einfangen – beim gemeinsamen Public Viewing im Biergarten, in der Bar oder im Brauhaus. An vielen Orten im Landkreis finden sich Menschen zusammen, um gemeinsam die Spiele zu verfolgen. Die Straßen sind leer gefegt, die Rufe der Fans schallen durch die Gemeinden und informieren alle darüber, dass wieder etwas passiert sein muss.
:Gemeinsam mitfiebern
Von Freitagabend an wird’s spannend: Auch viele Wirte im Landkreis Ebersberg bieten Public Viewing zur Fußball-Europameisterschaft.
Wenig überraschend ziehen besonders die Deutschlandspiele die Fußballfans in die Gaststätten. Viele Lokale zeigten nur die drei Spiele gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz. Mancherorts konnte man aber auch andere internationale Begegnungen verfolgen. Das Restaurant „Zum Elfer“ in Forstinning etwa oder der Gutsgasthofs „Stangl“ in Vaterstetten zeigen alle Spiele der EM – wenn auch die Spiele ohne deutsche Beteiligung auf kleinerem Bildschirm.
Auch im „Wildbräustüberl“ in Grafing kann man alle Spiele schauen, die übertragen werden. Selbst bei Spielen ohne deutsche Beteiligung ist schon mal richtig was los. Etwa, als Spanien auf Italien traf. Da sei es richtig voll gewesen und die Sympathien klar verteilt, berichtet Wirt Christoph Bieringer. Dass sich Italien am Ende nicht durchsetzen konnte, habe viele enttäuscht. Das große Fest gibt es aber ohnehin nur bei Deutschlandspielen: „Dann schmücken wir jedes Mal extra und verschenken bei einem Sieg ein 20-Liter-Fass“, erzählt Bieringer.
„Die Atmosphäre ist toll“, berichtet Johannes Schimpf vom „Bergfeldbräu“ in Poing. Hier hat man gerade in der Hauptstraße neu geöffnet und freut sich über die ersten Veranstaltungen am neuen Standort. „Das wird super positiv angenommen“, erzählt Schimpf weiter. „Wir haben 200 Plätze, waren immer gut besetzt und bei den Toren wird wunderbar gejubelt.“ Und auch Bieringer vom „Wildbräustüberl“ antwortet auf die Frage, wie viele denn kommen würden, zufrieden mit „rappelvoll!“.
Ein Ergebnis, das niemand kommen sieht
So freuen sich nicht nur die Fans, sondern auch die Wirte darüber wie gut die EM bisher verläuft. „Die Ergebnisse sind besser als die letzten Male, da kommen viele zu jedem Spiel wieder vorbei“, sagt Ludwig Fauth vom Gutsgasthof „Stangl“ in Neufarn. Besonders das Auftaktspiel gegen Schottland hat die Menschen begeistert. „Wir machen auch immer ein Tippspiel“, erzählt Fauth. Etwa 50 bis 70 Menschen versuchen vor jedem Spiel im „Stangl“, das richtige Endergebnis zu raten – „aber 5:1, das hat niemand getippt. Dann konnten wir den Pott mit in das nächste Spiel nehmen“, erzählt der Wirt lachend.
Aber nicht nur eingefleischte Fußballfans aus dem Landkreis kommen zu den Spielen. Bei der Frage, ob eine Horde schottischer Fans ihre Biervorräte leer getrunken habe, müssen die Wirte aus dem Landkreis zwar lachen, aber verneinen. Doch den einen oder anderen internationalen Gast gab es schon. Im „Bergfeldbräu“ konnte man bei dem letzten Deutschlandspiel der Gruppenphase manchen Unterstützer der Schweiz in den Reihen entdecken, berichtet Wirt Schimpf. Und Grafing wurde vergangenen Dienstag von Slowenien-Fans belebt: „Die haben richtig gute Stimmung gemacht“, erzählt Wirt Bieringer.
Slowenen und Schweizer bleiben nicht die einzigen Überraschungsgäste auf den Bierbänken. Zum einen finden sich auch viele junge Fans in den Gaststätten ein. „Es waren total viele Kinder da. Die besetzten die vorderen Reihen und haben den besten Blick“, berichtet Schimpf vom „Bergfeldbräu“. Zum anderen beschwert sich, nach Bundestrainer Julian Nagelsmann, nun auch Uli Lischka von der Gaststätte „Steinsee“ über kleine unerwünschte Gäste. Zu viele Mücken sorgten dafür, dass es – trotz malerischer Atmosphäre – bisher verhältnismäßig ruhig geblieben sei in seiner Gaststätte.
Wie es weiter geht
Für die kommenden Wochen setzt auch er trotzdem auf das steigende Fußballfieber. Ab dem Viertelfinale werden am Steinsee alle Spiele gezeigt, im „Stangl“ ist ab dem Halbfinale alles auf großer Leinwand zu sehen. Im „Wildbräu“ hält man weitere Fässer bereit, die noch verschenkt werden dürfen, falls Musiala und Füllkrug weiter munter Tore schießen. Und auch in Poing freut man sich auf die kommenden Spiele. „Wenn Kracher dabei sind, zeigen wir vielleicht auch Achtelfinalspiele ohne deutsche Beteiligung“, sagt Johannes Schimpf, der sich auf die kommende Woche freut.
Und so scheint es, als ob Lukas Podolski falsch lag mit seiner Warnung. Von dem Italien-Spiel abgesehen, haben die Tore wenig Bitterkeit ausgelöst. Viel eher verbindet viele im Landkreis die Hoffnung auf weitere Tore und deutsche Erfolge – zuallererst die Fans, aber auch Wirte und Kinder und Mücken.