DFB-Pokal – Ein Maulwurf als zwölfter Mann – Sport | ABC-Z
Zwölf Gegner
Schiedsrichter Frank Willenborg hatte zwar ein Abseitstor des FC Augsburg für rechtens erklärt, dennoch machten ihm die Schalker keine Vorwürfe nach ihrer 0:3-Niederlage. Der geheime zwölfte Mann, der dem Gegner unfair Überzahl verschaffte, wurde stattdessen im Untergrund lokalisiert. Ein Maulwurf war es offenbar, der im Trikot der Gastgeber mitarbeitete, denn Augsburgs 1:0 durch Sturmentdeckung Alexis Claude-Maurice beruhte auf einem Rasenhügel, der abrupt die Flugbahn des Balls änderte. Weitere unglückliche Umstände (u.a. Abseitstor) kamen hinzu, insofern war der Schalker Auftritt nicht so peinlich, wie das Ergebnis vermuten ließ. Die dritte Niederlage unter dem neuen Trainer Kees van Wonderen war es dennoch. Zur Rettung des Trainereffekts sollten die Schalker ein paar Gelsenkirchener Maulwürfe neu einkleiden. Philipp Selldorf
Zeitreise
Weiß man eigentlich, wie die historischen Pokalsensationen (Eppingen gegen HSV! Vestenbergsgreuth gegen Bayern!) ausgegangen wären, wenn es damals schon einen Videobeweis gegeben hätte? Vielleicht wäre einem Eppinger oder Greuther ein Schubser nachgewiesen worden, siebenundzwanzig Sekunden vor Torerzielung? Darüber hat man nachdenken müssen während dieser zweiten Pokalrunde, die bekanntlich ohne VAR ausgetragen wird und deshalb wie eine Zeitreise in die Vergangenheit wirkt. Mit kuriosen Auswirkungen auf die Gegenwart: Der VfB Stuttgart hätte unter Zuhilfenahme des VAR niemals einen Elfmeter kassiert, Dortmunds Nmecha hätte vielleicht Rot statt Gelb gesehen, vielleicht hätten Kiel und der BVB einen Strafstoß bekommen und Schalke ein Gegentor weniger. Nicht über jede Szene haben sich die Leute später übrigens aufgeregt, was eine geheime Schiedsrichterthese stützt: Manchmal wird weniger über Schirifehler als solche debattiert als über Fehler, die dem Fernsehkommentator auffallen. Ende der Zeitreise. Ab dem Achtelfinale schaut der VAR wieder zu. Christof Kneer
Head of Cup Scoring
Laut Jürgen Klopp ist Yussuf Poulsen eine „absolute Klublegende“ von RB Leipzig. Klingt komisch aus dem Munde des großen Kloppo? Nun, da sprach nun mal der künftige „Head of Global Soccer“ von Red Bull über einen seiner künftigen Mitarbeiter. Im Podcast „Einfach mal Luppen“ der Brüder Toni und Felix Kroos verteidigte er seinen neuen Job gegen die Kritik vieler Fans. „Ich habe, muss man klar sagen, die Red-Bull-Geschichte nie so kritisch begleitet“, sagte Klopp. Von Januar 2025 an ist er dann auch für RB Leipzig und Poulsen zuständig, der beim 4:2-Sieg gegen St. Pauli weiter an seinem Legendenstatus arbeitete. Bei seinem zweiten Startelfeinsatz in dieser Saison erzielte der 30-Jährige zwei Tore. Mit 14 Treffern ist er erfolgreichster Pokal-Torschütze der Klubgeschichte. Oder „Head of Cup Scoring“, wie man in Leipzig vielleicht sagt. Sebastian Fischer
Ohne Heimbonus
Die SV Elversberg hat einen besonderen Platz in der Geschichte von Xabi Alonso, denn ohne sie wäre er wohl gar nicht Leverkusen-Trainer geworden. Denn es war ja auch eine Pokalpleite bei der SVE, die 2022 zum Aus seines Vorgängers Gerardo Seoane führte. Dass das erneute Pokalspiel nun kaum eine Erwähnung mehr wert ist, liegt auch daran, dass die SVE jetzt Zweitligist ist. Und als solcher haben die Saarländer kein garantiertes Heimrecht mehr, das die anderen Saarländer aus Saarbrücken in der vergangenen Saison auch unter Zuhilfenahme ihres Rasens erfolgreich für sich nutzten. Das führte nun zu einem 3:0, das nach neun Minuten mit dem 2:0 von Patrik Schick entschieden war. Nun ist das Stadion in Elversberg keine Stimmungshochburg und die Wiese dort ist ausgezeichnet. Aber ein attraktiveres Spiel wäre es wohl trotzdem geworden. Martin Schneider
Gänsehaut im Tor
„Schwäbe rettet den FC“ – „Schwäbe bester Kölner bei Pokalsensation“ – „FC dank Schwäbe aus der Krise“. Es ist nicht bekannt, ob Marvin Schwäbe von solchen Schlagzeilen geträumt hatte, bevor der langjährige Kölner Stammtorwart aus der Reserve zurückkehrte und dazu beitrug, im Pokal Holstein Kiel 3:0 zu besiegen. Vermutlich nicht. Schwäbe, 29, ist ein erfahrener Profi und ein stets beherrschter Mensch. Die Huldigungen der Fankurve haben ihn zwar bewegt („Gänsehaut pur“), doch als Garant einer Sensation fiel er gegen Kiel nicht auf – eher stellte sich die Frage, ob da wirklich ein Erstligist zu Gast war. Schwäbes routinierter Auftritt reichte allerdings, um in Köln eine Diskussion zu eröffnen: Ob Stammkeeper Jonas Urbig, 20, nun weiter Nummer eins bleibt, ließ Trainer Gerhard Struber ausdrücklich offen. Schwäbe darf träumen. Philipp Selldorf