Vorwurf des Drogenkaufs: Olympus entlässt Stefan Kaufmann | ABC-Z
Weil er illegale Drogen gekauft haben soll, hat der japanische Medizintechnikkonzern Olympus seinen aus Deutschland stammenden Vorstandschef Stefan Kaufmann entlassen. In einer Mitteilung schrieb das Unternehmen am Montag, dass Kaufmann auf der Grundlage der bisherigen Untersuchungen „wahrscheinlich Verhaltensweisen an den Tag gelegt hat, die im Widerspruch zu unserem globalen Verhaltenskodex, unseren Grundwerten und unserer Unternehmenskultur stehen“. Der Konzern arbeite zusammen mit den Ermittlungsbehörden. Die Führung des Konzerns übernimmt nun vorerst wieder Kaufmanns Vorgänger Yasuo Takeuchi.
Der Aktienkurs des Unternehmens, das sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr vom Kamerahersteller zum Produzenten von Medizintechnik entwickelt hat, gab daraufhin kräftig nach. Bis zum Handelsschluss an der Tokioter Börse verlor die Aktie 5,6 Prozent.
Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News berichtete, dass die Polizei ebenfalls Ermittlungen führe. Zu den Hintergründen der Vorgänge wurde aber zunächst nichts bekannt. Das Unternehmen verwies auf Nachfrage auf das laufende Ermittlungsverfahren. So ist bislang unklar, um welche Drogen es sich gehandelt hat und ob Kaufmann festgenommen wurde. In der Regel sind die japanischen Behörden bei Drogendelikten sehr streng. In der Vergangenheit haben Ausländer aber auch schon mal Schwierigkeiten bekommen, weil sie Medikamente, die im Ausland zugelassen sind, nach Japan einführen wollten.
Nur wenige Ausländer schaffen es in Japan an die Spitze
Kaufmann war einer von wenigen ausländischen Managern, die es an die Spitze eines japanischen Konzerns gebracht haben. Der gebürtige Frankfurter hatte seine Karriere zunächst im Personalmanagement des Warenhauskonzerns Karstadt begonnen. 2003 wechselte er in die europäische Tochtergesellschaft von Olympus – vor allem um in Hamburg leben zu können, wie er der F.A.Z. einmal sagte. 2019 zog er dann aber nach Tokio und arbeitete sich in der Konzernzentrale rasch nach oben. Zum Vorstandsvorsitzenden wurde er im April 2023.
Seine Aufgabe bestand vor allem darin, den Wandel des Konzerns hin zu einem führenden Hersteller von Endoskopen und anderen medizinischen Geräten voranzutreiben. Seit seinem Amtsantritt legte der Aktienkurs des Unternehmens um 18 Prozent zu. Dieser Erfolg relativiert sich allerdings mit Blick auf den Aufschwung, den der gesamte japanische Aktienmarkt in den vergangenen zwei Jahren hingelegt hat. Der Leitindex Nikkei 225 gewann im gleichen Zeitraum 40 Prozent.
Olympus hatte schon einmal einen ausländischen Vorstandsvorsitzenden, der nach kurzer Zeit wieder entlassen wurde. Der Brite Michael Woodford sagte damals gegenüber Medien, er glaube, dass seine Entlassung damit zusammenhänge, dass er Nachforschungen zur früheren Buchführung des Unternehmens angestellt habe.
Besonders spektakulär war im November 2018 die Festnahme von Carlos Ghosn, dem Leiter des Dreierbündnisses von Renault, Nissan und Mitsubishi, in Tokio. Ihm wurde unter anderem Veruntreuung von Firmengeldern vorgeworfen. Gut ein Jahr nach seiner Festnahme floh er filmreif versteckt in einem großen Koffer in einem Privatjet aus dem Land.