Politik

Alphabet, Meta und Tiktok wegen Suchtgefahr vor Gericht | ABC-Z

Der Social-Media-Konzern Meta muss sich in den USA wegen der potentiellen Suchtgefahr der Netzwerke Facebook und Instagram vor Gericht verantworten. Wie die Agentur Reuters berichtet, wies eine Bundesrichterin in Kalifornien den Antrag von Meta ab, die Klagen mehrerer US-Bundesstaaten abzuweisen. Der Vorwurf gegen Meta lautet, der Konzern beschwöre durch das Suchtpotential der Netzwerke psychische Probleme bei Jugendlichen herauf. Abgewiesen wurden auch die Anträge von Meta, Tiktok (Bytedance), Youtube (Google/Alphabet) und Snapchat, Klagen von Einzelpersonen wegen Körperverletzung nicht zuzulassen.

Meta müsse für den Schaden, der Kindern im ganzen Land zugefügt worden sei, „zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte der kalifornische Generalstaatsanwalt Rob Bonta. Die Klagen fordern unter anderem finanzielle Entschädigungen und Verfügungen gegen die Geschäftspraktiken des Unternehmens.

Gerichtsdokumente geben Aufschluss

Beim Netzwerk Tiktok der chinesischen Firma Bytedance, das wie Meta wegen der Suchtgefahr für Minderjährige angeklagt ist, scheint man sich der Risiken, denen die jungen Nutzer ausgesetzt sind, sogar bewusst zu sein. So geht aus ursprünglich geschwärzten Gerichtsunterlagen, die eine Journalistin des National Public Radio durch einfaches Copy und Paste lesbar machte, angeblich hervor, dass Tiktok Kinder und Jugendliche bewusst abhängig macht. So sollen von Tiktok selbst eingeleitete Untersuchungen ergeben haben, dass Kinder am anfälligsten dafür seien, in den unendlich fließenden Video-Feed der App hineingezogen zu werden. Bereits nach dem Ansehen von 260 achtsekündigen Videos könne eine Abhängigkeit entstehen. So wird der durchschnittliche Nutzer schon nach weniger als 35 Minuten süchtig.

Interne Dokumente enthüllen Risiken

Interne Dokumente des Unternehmens legen angeblich offen, dass die Forschung außerdem gezeigt habe, dass die zwanghafte Nutzung der App Minderjährigen den Schlaf nehme, sie vom Essen abhalte, ihre Empathie und kognitive Fähigkeiten mindere. Kontextbezogenes Denken und Gedächtnisbildung nähmen ab, ein Angstgefühl nehme zu. Ebenso fördere der Algorithmus das Abrutschen in gefährliche „Filterblasen“ mit Videos zu Themen wie Selbstverletzung oder gestörtem Essverhalten. Hier mangele es der App an angemessener Inhaltsmoderation, um gegen die Community-Richtlinien verstoßenden Videos vorzugehen.

Gegen Tiktok wird der Vorwurf erhoben, der Konzern beschwöre durch das Suchtpotential der Netzwerke psychische Probleme bei Jugendlichen herauf.dpa

Zudem wüssten Führungskräfte von der Ineffektivität des Bildschirmzeit-Begrenzungs-Tools, welches die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer nur minimal verringert: Die automatisch aufscheinende Nachricht, dass der Videokonsum nun eine kritische Marke erreicht habe, lässt sich kinderleicht wegklicken. Hier sei es Tiktok – so die Dokumente – nur darum gegangen, „das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken“, nicht die App-Nutzung einzuschränken, die bei Kindern immer noch bei mehr als eineinhalb Stunden pro Tag liege. Wie einst die Tabakindustrie scheint sich das Unternehmen der Risiken und potentiell negativen Auswirkungen seines Produkts bewusst zu sein. Es ist jedoch nicht erkennbar, dass Tiktok die Suchtgefahr einschränkt.

Ein Sprecher von Tiktok bezeichnete die Veröffentlichung der Prozessdokumente in der Presse als unverantwortlich. Meta und Alphabet wiesen die Vorwürfe, man setze Kinder und Jugendliche Gefahren aus, zurück. Man habe „zahlreiche Instrumente entwickelt, um Eltern und Jugendliche zu unterstützen“, hieß es von Meta, darunter neue „Konten für Jugendliche“ auf Instagram mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen. Ein Google-Sprecher sagte der Agentur Reuters: „Jungen Menschen eine sicherere und gesündere Erfahrung zu bieten war schon immer der Kern unserer Arbeit.“

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