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Handball: HC Erlangen verliert nach starker erster Halbzeit in Leipzig – Sport | ABC-Z

Am Anfang stand das Lob: „Es war eine geile erste Halbzeit, das muss man auch mal sagen.“ Martin Schwalb begann seine Analyse mit diesen wohlklingenden Worten, doch schon diesem ersten Satz wohnte eine weniger anerkennende Fortsetzung inne. Doch zunächst wollte er betonen, was am Montagabend in der Leipziger Handball-Arena vor 4524 Zuschauern seinen Spielern so „geil“ gelungen war. Der 61-jährige Trainer, der bekanntermaßen alle möglichen Titel im deutschen Vereinshandball gewonnen hat, verantwortet seit zwei Wochen den sportlich kriselnden Handball-Bundesligisten HC Erlangen. Und der hat beim Gastspiel in Sachsen den als sehr heimstark bekannten Sportclub Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig dominiert – aber nur in den ersten 30 Minuten.

Der neue Spielmacher Marko Bezjak führte umsichtig Regie, der rechte Rückraumspieler Christoph Steinert agierte in seiner Olympia-Silber-Form, der Schwede Jonas Svensson traf aus dem Rückraum mit wuchtigen Würfen, Linksaußen Christopher Bissel versenkte Konter nervenstark. Und die Abwehr agierte vor dem exzellenten Torhüter Klemen Ferlin zupackend und aufmerksam und wusste das gefürchtete Leipziger Tempospiel zu unterbinden. 17:16 führten die Gäste aus Mittelfranken zur Halbzeit verdient, nichts deutete auf den bevorstehenden Einbruch nach der Pause hin. Der zweite Durchgang wurde aber mit 8:16 Toren verloren, am Ende stand eine gefühlt zu hohe 25:32-Niederlage – und das Ende der zarten Aufwärtsentwicklung der vergangenen Tage.

Nur der slowenische Nationaltorhüter Klemen Ferlin auf Erlanger Seite kann das hohe Niveau über 60 Minuten halten

Denn nach dem schlechten Saisonstart mit vier Niederlagen am Stück und dem Trainerwechsel von Johannes Sellin zu Schwalb gelang erst ein achtbares Pokal-Aus (beim 27:28 gegen Gummersbach wurde in letzter Sekunde ein Siebenmeter vergeben) und dann der erste Saisonsieg gegen Schlusslicht Potsdam. Und nun schien sich dieser Aufwärtstrend in jener Festung fortzusetzen, die selbst das Schwergewicht Rhein-Neckar Löwen nicht zu stürmen wusste. Aber nur besagte 30 Minuten lang. Wobei schon in dieser guten ersten Halbzeit auch die Erlanger Defizite, die das Team schon vergangene Saison in die Bredouille brachten, zutage traten. Würfe waren unvorbereitet, Pässe fanden den Abnehmer nicht, beste Chancen wurden vergeben. Dass Erlangen dennoch führte, war zum einen der herausragenden Leistung von Torhüter Klemen Ferlin zu verdanken, der nicht umsonst mit seinen Slowenen den vierten Olympiaplatz belegte, zum anderen einer ähnlich hohen Fehlerquote der Leipziger.

Die aber wussten die Fehlleistungen in Halbzeit zwei wirkungsvoll zu dezimieren und hatten in ihren Torhütern Kristian Saeveras, der auch das norwegische Tor hütet, und vor allem Domenico Ebner im zweiten Durchgang ebenfalls überragende Schlussleute. Und je besser der SC DHfK Leipzig in Fahrt kam, desto mehr schwanden in den Reihen der Erlanger die Kräfte. „Wir hatten nur Energie und Feuer in der ersten Halbzeit“, konstatierte ein sichtlich enttäuschter Svensson am Dyn-Mikrofon. Und: „Wir hatten die gleichen Probleme wie bisher.“

Das sieht sein Trainer ähnlich: „Wir haben Fehlentscheidungen getroffen, und ihr Torwart hat uns in der zweiten Halbzeit das Leben zur Hölle gemacht.“ Schwalb monierte ebenfalls die körperliche Verfassung der Mannschaft, die viel zu hohe Zahl an einfachen Fehlern sowie die schwache Wurfausbeute. Wie er dem beikommen will? Zunächst könne man der Mannschaft „mit Automatismen“ helfen. Sprich: „Eine stabile Abwehr, ein klares Gegenstoßkonzept, Tempoverschärfungen im richtigen Moment“ und ein daraus resultierendes Selbstvertrauen. „Das ist unser Weg“, sagt Schwalb, „und dann müssen wir das über 60 Minuten hinbekommen.“

Kein schöner Abend: Erlangens Torhüter Ferlin agierte in bestechender Form, an der Niederlage in Leipzig konnte er aber nichts ändern. (Foto: Daniel Marr/Sportfoto Zink / Imago)

Zum Amtsantritt hatte der frühere Nationalspieler gewarnt, wie schwer es sein werde, vom letzten Tabellenplatz wegzukommen. Auf selbigem hatte er den HCE übernommen, das ist ihm mit dem ersten Erfolg gegen Potsdam immerhin gelungen. „Es gibt noch so viel zu tun“, sagt Schwalb nun, es verbiete sich derzeit, auf Tabellenstände zu blicken oder Ziele auszugeben. Immerhin entnehme er der ersten Leipziger Halbzeit ein gutes Maß an Hoffnung: die Rückkehr des polnischen Nationalkreisläufers Maciej Gebala, der an alter Wirkungsstätte zumindest defensiv überzeugend agierte; zudem die steigende Form bei Svensson und Steinert, die Rückkehr von Spielmacher Nico Büdel, das wachsende Spielverständnis der neu zusammengestellten Mannschaft – in Abwehr und Angriff.

Gleichwohl ist Schwalb bewusst, dass all dies länger als 30 Minuten funktionieren muss, und das möglichst bald: Am Donnerstag steht das Gastspiel bei den Rhein-Neckar Löwen auf dem Programm, eine Woche später gastiert der Rekordmeister THW Kiel. „Na und?“, sagt Schwalb, man wisse nun, wie der Weg des HC Erlangen aussehen muss. Die Gegner spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

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