Studenten gehen am Berliner Wohnungsmarkt oft leer aus | ABC-Z
Berlin. Etliche Studenten zieht es jedes Jahr für ein Studium nach Berlin, doch die größte Herausforderung bleibt für viele das Wohnungsproblem. Welche Erfahrungen Betroffene gemacht haben.
Jeder, der schon einmal auf dem Berliner Wohnungsmarkt eine bezahlbare Wohnung oder ein WG-Zimmer gesucht hat, ist wahrscheinlich irgendwann am Punkt der Verzweiflung angekommen, wenn es einfach nur Absagen oder gar keine Antwort auf die Bewerbung gibt. Gerade Studenten müssen sich oft auf teure möblierte Apartments oder etliche Zwischenmieten einlassen. Eine bezahlbare Unterkunft zu finden, gleicht für viele daher einem Lottogewinn. Jetzt startet in Berlin das neue Semester, und die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist angespannt.
Vom Au Pair zur FU-Studentin: Natalia Valdespino über Wohnungssuche in Berlin
Wie herausfordernd es sein kann, als Studentin in Berlin eine Wohnung zu finden, weiß auch Natalia Valdespino aus Mexiko. Die 23-Jährige lebt bereits seit 2019 in der Hauptstadt und kam ursprünglich als Au Pair zu einer deutschen Gastfamilie. „Irgendwann während dieses Jahres habe ich dann entschieden, dass ich in Berlin bleiben und studieren wollte“, erinnert sich die Studentin an die Zeit zurück. Mittlerweile studiert sie Sonderpädagogik und Philosophie an der Freien Universität. Vor ihrer Suche nach einer Wohnung in Berlin wusste sie nicht, was sie erwarten würde und ergänzt: „Ich hatte keine Ahnung, wie schwer es ist, eine Wohnung in Berlin zu finden.“
Dass zu dem Zeitpunkt die Corona-Pandemie in ihrer Hochphase war, erleichterte die Wohnungssuche auch nicht gerade. Doch der Berliner Wohnungsmarkt macht bekanntlich erfinderisch. Mit einer Wohnung oder WG-Zimmer hatte es nicht geklappt, weswegen die 23-Jährige kurzerhand in ein Hostel für Langzeitaufenthalte zog. Doch aus ein paar Wochen in dem Hostel wurden schließlich fast zwei Jahre. Die Studentin erinnert sich trotzdem gerne an die Zeit zurück: „Um ehrlich zu sein, waren es zwei sehr schöne Jahre.“
Wohnheime am Ende der Kapazitäten
Eine erste Anlaufstelle für viele Studenten, die nach Berlin ziehen möchten, sind die Wohnheime des Studierendenwerks Berlin. Doch die Nachfrage könne laut Jana Judisch, Pressesprecherin des Studierendenwerks, kaum gedeckt werden. Durchschnittlich zwei Semester warten Studentinnen und Studenten nach der Bewerbung auf ein Zimmer. Wer von außerhalb in die Stadt zieht, kann wohl kaum so viel Zeit mitbringen.
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Auch Natalia wartet seit 4 Jahren auf der Warteliste für ein Zimmer im Wohnheim. Obwohl sich die Studentin sehr gefreut hat, dass sie fast zwei Jahre eine Unterkunft in dem Hostel gefunden hatte, konnte sie ihren Vertrag irgendwann nicht mehr verlängern und musste den darauffolgenden Monat ausziehen. Deshalb machte sich Natalia mit ihrer besten Freundin gemeinsam auf Wohnungssuche, um eine WG zu gründen. Schnell wird klar: Die Suche ist noch schwieriger als erwartet. „Kompliziert ist nicht genug, um die Wohnungssuche zu beschreiben“, sagt die 23-Jährige. In den drei Wochen, die sie Zeit hatten, seien sie nicht fündig geworden. Nicht nur, weil sie Studentinnen sind, war es für die beiden schwer. Natalia empfand auch, dass sie gerade als Ausländerin häufig auf Ablehnung bei Besichtigungen gestoßen ist.
Teure Zimmer, Kurzzeitvermietung – das Phänomen der privaten Studentenwohnheime
Die Notlösung war dann ein privates Studentenwohnheim in Berlin. „Es ist zwar einfacher, ein Zimmer zu bekommen, aber auch sehr teuer“, zieht Natalia ihr Fazit aus der Zeit dort. Auch die Höchstmietdauer von einem Jahr empfindet sie als Nachteil. Wenn man den Vertrag verlängern möchte, müsse man jedes Jahr neu umziehen. Da die beiden Freundinnen bis heute keine passende Wohnung gefunden haben, leben sie immer noch im privaten Wohnheim und beantragen gerade einen Wohnberechtigungsschein. Trotzdem gibt Natalia nicht auf: „Es ist immer schwer, Student zu sein. Aber wir suchen trotzdem weiter nach einer richtigen Wohnung.“ Gerade da viele keine Möglichkeit hätten, im Notfall bei jemandem unterzukommen, findet sie die Situation in Berlin frustrierend.
Mietervereine auch Anlaufstelle für Studentinnen und Studenten
Der Berliner Mieterverein ist einer der größten in der Hauptstadt und hat rund 190.000 Mitglieder. Wibke Werner, Geschäftsführerin des Vereins, setzt sich mit ihren Mitarbeitern für die Rechte von Mieterinnen und Mietern ein und leitet insgesamt über 9 Beratungszentren in Berlin. Auch etwa 4.000 Studenten sind Mitglied im Berliner Mieterverein. Hier bekommen sie die passende Beratung und Unterstützung, gerade auch unter dem wachsenden Aspekt von möblierten Apartments. Auch die Beratung rund um das Problem der möblierten Wohnungsvermietung nehme in den letzten Jahren immer mehr zu, so Werner. Nicht zuletzt zur Umgehung der Mietpreisbremse sei diese Wohnform problematisch, da laut Angaben des Berliner Mietervereins die Mieten durchschnittlich 60 Prozent höher seien als vergleichbare unmöblierte Wohnungen.
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„In Berlin nimmt man, was man kriegt“ – Dualer Student Niklas Abend über endloses Umziehen
Auch der 24-jährige Niklas Abend musste während seiner Zeit in Berlin bereits oft umziehen. Der duale Student beim Finanzamt kommt ursprünglich aus dem Harz in Sachsen-Anhalt. Nach Berlin wollte er, um mal etwas Neues zu erleben. Als Niklas im Mai 2022 seine Zusage für sein Studium im September bekam, schrieb er direkt erste Wohnungsangebote an und pendelte zwischen seiner Heimat und Berlin für Besichtigungen. „Anstrengend, riesige Schlangen vor Wohnungen und sehr teuer“ – das waren seine Erwartungen an den Berliner Wohnungsmarkt. Ursprünglich hatte er sich eine eigene Wohnung gewünscht.
Doch die Realität sah zunächst anders aus. „Im ersten Jahr bin ich von September bis Dezember insgesamt dreimal umgezogen“, sagt der duale Student und erzählt von seiner kurzen Zeit in einer WG und einer teuren Zwischenmiete bei einer Familie.
Seit Dezember 2022 wohnt er in einem privaten Studentenwohnheim in Berlin, nicht allzu weit von seiner Uni entfernt. Persönlich habe er so gut wie keine negativen Erfahrungen mit seinem Apartment gemacht. „Für das, was es ist, ist es halt teuer“, muss Niklas schließlich doch zugeben. Jedoch sei er über Kontakte immer rechtzeitig an eine Unterkunft gekommen. Vielleicht hänge das auch damit zusammen, dass er als dualer Student bereits eigenes Geld verdient, so der 24-Jährige.
Ab November zieht er aus seinem Wohnheim aus. Doch die privaten Apartments würde er trotzdem als erste Unterkunft anderen Studenten empfehlen. „Wenn man weiß, dass man nach Berlin gehen möchte, sollte man früh bei den Wohnheimen anfragen und schauen, weil es meistens überall Zimmer gibt.“ Auch wenn es oft etwas teurer als andere Wohnformen sei, könnten Neu-Berliner Studenten dort erstmal ankommen und dann weiterschauen.