Krailling: Platz für Obdachlose gesucht – Starnberg | ABC-Z
Es ist noch gar nicht so lange her, da schien die Unterbringung von Obdachlosen ein Thema, das die Gemeinde Krailling endlich von der To-do-Liste streichen konnte. Im Winter 2018 nahm die Kommune eine gemeindeeigene Immobilie in der Gautinger Straße als Unterkunft in Betrieb, hier sollten alle ein Dach über dem Kopf finden, die sich in Krailling als obdachlos gemeldet hatten. Doch nun steht das Thema schon wieder auf der Tagesordnung im Rathaus, denn die Unterkunft in der Gautinger Straße ist voll – und schon bald müssen womöglich weitere Obdachlose untergebracht werden.
Franz Wolfrum, der Geschäftsleiter der Gemeinde Krailling, kann sich nicht erinnern, dass der Bedarf im Ort schon einmal so groß gewesen ist. „Es ist immer mal mehr und mal weniger“, sagt er. Doch so viele Menschen ohne festen Wohnsitz wie in diesen Tagen habe es in den vergangenen 30 Jahren nicht gegeben. Woran das liegt, kann auch er nicht sagen. Die Gründe sind vielfältig: Arbeitslosigkeit, Trennung vom Partner, Krankheit, Sucht, psychische Störungen, Mietschulden. Manchmal ist es ein schleichender Prozess, manchmal kann es sehr schnell gehen, etwa, wenn die Wohnung ausbrennt. Im Fünfseenland kommt hinzu, dass günstiger Wohnraum ohnehin rar ist. So hat sich für Anfang November bereits eine vierköpfige Familie „angemeldet“, deren Wohnung gekündigt wurde und die bislang keine neue Bleibe gefunden hat.
Doch wohin mit ihnen, sollte sich auch in den kommenden Wochen für die Familie keine Wohnung finden? Dann müsste sich die Gemeinde um das Problem kümmern. Denn die Unterbringung von Obdachlosen ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen.
Das Haus in der Gautinger Straße verfügt über zwölf Plätze. Im Erdgeschoss leben momentan getrennt in zwei Zimmern zwei Frauen und zwei Männer. Im ersten Stock lebt in einem Raum eine Familie mit drei Kindern und nebenan eine Frau mit zwei Kindern. Für alle Bewohner gibt es lediglich eine Küche und ein Badezimmer, eine weitere Toilette und eine Dusche stehen hinter der Küche zur Verfügung. Das Konfliktpotenzial ist hoch, eine Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt steht den Bewohnern als Ansprechpartnerin zur Verfügung und unterstützt dabei, Wege aus der Obdachlosigkeit zu finden. Doch das gelingt nicht immer, manche Bewohner bleiben für Jahre. Sie zahlen eine Nutzungsgebühr von sieben Euro pro Tag – kostendeckend ist das für die Gemeinde aber natürlich nicht.
Trotzdem ist das immer noch günstiger, als Obdachlose in Pensionen unterzubringen, wie Wolfrum sagt. Darum hat die Gemeinde nun eine weitere Immobilie im eigenen Besitz ins Auge gefasst, die womöglich als Obdachlosenunterkunft dienen könnte: ein altes, leer stehendes Einfamilienhaus am Talangerplatz. Das Bauamt sei bereits dabei zu kalkulieren, was eine Sanierung kosten würde, so Wolfrum. Anfang 2025 soll dann der Bauausschuss des Kraillinger Gemeinderats eine Entscheidung treffen. Die Alternative seien Container, wobei Wolfrum nicht weiß, wo man diese im Ort aufstellen sollte. In der Not müssten die Räume in der Gautinger Straße enger belegt werden. Doch soweit soll es nach Möglichkeit gar nicht erst kommen.