“Abrechnung mit Massenmörder”: Netanjahu rechtfertigt Tötung von Hisbollah-Chef | ABC-Z
“Abrechnung mit Massenmörder”
Netanjahu rechtfertigt Tötung von Hisbollah-Chef
28.09.2024, 23:41 Uhr
Nach dem gewaltsamen Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah fürchten viele im Westen eine Vergeltung aus Teheran. Doch Israels Premier spricht eine überdeutliche Warnung an den Iran aus. Auch die Ajatollahs seien nicht sicher, wenn sie sein Land angriffen, erklärt Netanjahu.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die gezielte Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah als “Abrechnung mit einem Massenmörder” bezeichnet. “Er war nicht nur irgendein Terrorist, sondern der Terrorist schlechthin”, sagte Netanjahu vor Medienvertretern in Tel Aviv. Es war seine erste öffentliche Äußerung, nachdem das israelische Militär den libanesischen Schiiten-Führer am Freitag in Beirut getötet hatte.
Nasrallah sei eine Art Turbo der vom Iran geschaffenen “Achse des Bösen” gewesen, führte er weiter aus. Der Hisbollah-Chef habe sich der Ermordung zahlloser Israelis, hunderter Amerikaner und dutzender Franzosen schuldig gemacht. “Solange Nasrallah am Leben gewesen wäre, hätte er die militärischen Fähigkeiten, die wir der Hisbollah genommen haben, schnell wiederhergestellt”, fuhr er fort. “Deshalb habe ich die Order gegeben – und Nasrallah ist nicht mehr unter uns.”
Die Tötung Nasrallahs sei auch ein Fortschritt mit Blick auf die erstrebte Rückkehr zehntausender Israelis in den Norden des Landes, sagte Netanjahu. Sie mussten ihr Zuhause verlassen, weil die Hisbollah den Landesteil seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr mit Raketen, Granaten und Drohnen beschießt. Die Hisbollah gibt an, dabei aus Solidarität mit der palästinensischen Hamas im Gazastreifen zu handeln.
Warnung an die Ajatollahs
Zugleich warnte Netanjahu den Iran vor einem Angriff auf Israel. “Und an das Regime der Ajatollahs sage ich: Wer uns angreift, den greifen wir an. Es gibt keinen Ort im Iran oder im Nahen Osten, den Israels langer Arm nicht erreichen kann”, warnte er.
Der Iran unter Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei gilt als Schutzmacht und wichtigster Verbündeter der schiitischen Hisbollah-Miliz. Staatsoberhaupt Chamenei ordnete nach der Tötung Nasrallahs bei einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort von Beirut Staatstrauer an. Unter den Opfern des Luftschlags vom Freitag war auch der iranische Brigadegeneral Abbas Nilforuschan, der stellvertretende Kommandeur für Operationen der Revolutionsgarde.
Allerdings ist längst nicht klar, ob der Iran der Hisbollah zu Hilfe eilen wird. Die neue iranische Regierung unter Präsident Massud Peseschkian kämpft mit einer schweren Wirtschaftskrise und strebt eine Wiederannäherung an den Westen an. Obwohl Irans militärische Führung nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran Ende Juli Vergeltung angekündigt hatte, blieb diese bis heute aus.