Das Erste-Korrespondentin: “Tod von Nasrallah könnte neues Kapitel aufmachen” | ABC-Z
Die Tötung von Hisbollah-Anführer Nasrallah durch Israel könnte ein neues Kapitel für den Iran und den Krieg in Nahost bedeuten, sagt ARD-Korrespondentin Willinger. Denn der Druck auf Teheran, direkt einzugreifen, sei groß.
Nach der Mitteilung des israelischen Militärs, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah mit einem Luftschlag getötet zu haben, hat Irans Religionsführer Ajatollah Ali Khamenei eine Erklärung abgegeben. Dass er dabei den Tod Nasrallahs nicht dementierte, wird als dessen Bestätigung gewertet, sagt ARD-Korrespondentin Katharina Willinger in Teheran. Auch die Hisbollah hat mittlerweile den Tod bestätigt.
Das Statement Khameneis enthalte zwar keine Hinweise auf eine bevorstehende Reaktion durch den Iran, dem engsten Verbündeten der schiitischen Hisbollah-Miliz. Trotzdem werde ein direktes militärisches Eingreifen des Iran in den Nahost-Krieg mit dem Tod Nasrallahs immer wahrscheinlicher, erklärt Willinger. Vorher ankündigen würde Teheran ein Eingreifen diesmal vermutlich nicht.
Hardliner fordern Vergeltung
In den letzten Jahrzehnten habe der Iran vor allem über seine Stellvertreter Krieg geführt: die Hisbollah, die Huthis im Jemen, proiranische Milizen im Irak oder in Syrien. “Jetzt könnte der Tod von Nasrallah und das Vorgehen der Israelis insgesamt gegen die Hisbollah ein neues Kapitel aufmachen – das Ende des sogenannten Stellvertreterkrieges”, sagt Willinger.
In den letzten Wochen sei der Druck auf die iranische Regierung vonseiten der Hardliner immens gestiegen. Diese würden nun schnelle Vergeltung fordern. “Heute Nacht gab es schon Demos von Hardlinern auf der Straße hier in Teheran, und auch für den Nachmittag sollen welche angekündigt sein”, sagte Willinger.
Der Iran habe eine sehr starke Armee. Erst vergangene Woche seien auf einer Militärparade in Teheran neue ballistische Raketen präsentiert worden. “Aber in einer direkten Auseinandersetzung mit den Israelis, die ja auch westliche Verbündete wie die USA im Rücken haben, würde man vermutlich den Kürzeren ziehen.” Das sei auch die Erklärung dafür, warum sich die Führung in Teheran in den letzten Monaten bislang zurückgehalten habe.