Ebersberger Food-Festival-Fiasko wird teuer für den Landkreis – Ebersberg | ABC-Z
Die Ankündigung klang recht verlockend: Unter dem Motto „Besser Essen“ hat das Landratsamt Anfang Juli ein „Food Festival“ im Ebersberger Klosterbauhof veranstaltet. Statt regionaler Schmankerl wurde dort aber nicht mal Magerkost serviert, denn der vermeintliche Essensmarkt entpuppte sich als reine Informationsveranstaltung, bei der über ökologisch wertvolle Lebensmittel aufgeklärt werden sollte. Entsprechend groß war die Enttäuschung bei den Besucherinnen und Besuchern, die sich bereits auf ein wenig kulinarische Abwechslung in der Kreisstadt gefreut hatten. Nun bekommt das Festival obendrein noch einen bitteren Nachgeschmack, denn dem Landkreis liegt inzwischen die Rechnung dafür vor – und die fällt nicht gerade gering aus.
Ziemlich genau 10 400 Euro hat das Klimaschutzmanagement am Landratsamt, das die Veranstaltung organisiert hatte, dafür ausgegeben. Das gab Brigitte Keller, Abteilungsleiterin für Zentrales und Bildung, in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses bekannt. Sie kenne diese Zahl deshalb so genau, weil sie sich nach den vielen negativen Reaktionen, die das Festival hervorgerufen hatte, extra die Rechnungen angeschaut habe. „Das sind aber nur die reinen Zahlungen“, so Keller, „die Arbeitszeit der Mitarbeiter ist da noch nicht mit drin.“
Letztere dürfte ebenfalls nicht allzu wenig gewesen sein, denn das Food Festival wurde im gesamten Landkreis mit Plakaten angekündigt, die entsprechend auch auf- und abgehängt werden mussten. Sie könne sich an kaum eine Veranstaltung des Landratsamtes erinnern, die derart intensiv beworben worden sei, sagte CSU-Kreisrätin und stellvertretende Landrätin Magdalena Föstl in der Sitzung. Sie war es auch, die das Thema überhaupt erst auf den Tisch gebracht hatte: Was sie von den Besuchern gehört habe, sei die Veranstaltung „ein Reinfall“ gewesen, sagte Föstl. „Es gab dort ja fast nichts zu Essen.“
Das las sich in der Ankündigung der Veranstaltung tatsächlich etwas anders: Mit den Worten „Kommen und genießen Sie“ wurde die damalige Pressemitteilung eingeleitet. Weiter hieß es dort: „Es erwartet Sie ein buntes Angebot zu gesunder, nachhaltiger und leckerer Ernährung sowie interaktive Informationen über den gesamten Produktions- und Lebenszyklus unserer Lebensmittel.“ Zu diesem Zyklus zählte das Landratsamt aber offenbar nicht deren Verzehr, denn außer kleinen Häppchen wurde den Besuchern nichts Essbares serviert.
Sollen die Bürger im Landkreis Ebersberg künftig fleischlos leben?
Das war jedoch nicht das Einzige, was Kreisrätin Magdalena Föstl an der Veranstaltung störte. „Ist es eigentlich unser Ziel, dass der Landkreis jetzt fleischlos werden soll?“, fragte die ehemalige Ebersberger Kreisbäuerin in der Sitzung. Bereits bei besagtem Food Festival habe sich alles um vegetarische beziehungsweise vegane Lebensmittel gedreht, und auch bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen der Energieagentur am vergangenen Freitag seien ausschließlich fleischlose Häppchen gereicht worden, so Föstl. Sie jedenfalls halte wenig davon, die Bürger auf eine solche Art und Weise zu bevormunden.
Dieser Meinung schloss sich grundsätzlich auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) an: Er sei ebenfalls der Ansicht, dass sich die Politik heraushalten solle, was die Lebensgewohnheiten der Menschen betrifft. „Wir können zwar aufklären und informieren, die Schlüsse daraus muss aber jeder selbst ziehen“, sagte er mit Blick auf das Angebot des Food Festivals, das er selbst aus Zeitgründen gar nicht habe besuchen können. Und auch zum Häppchen-Thema beim Energieagentur-Jubiliäum könne er wenig beitragen. „Die habe ich nur aus der Ferne gesehen“, so der Landrat. Grundsätzlich sei es aber jedem Veranstalter selbst überlassen, welche Art von Speisen er anbiete. „Das sind individuelle Entscheidungen“, sagte Niedergesäß. Einen Plan, dass die Bürger des Landkreises künftig vegetarisch leben sollen, gebe es jedenfalls nicht.
Apropos Plan: Besser geplant soll das nächste Food Festival werden, sollte es nochmals so eine Veranstaltung geben. Das jedenfalls forderte Martin Lechner (CSU). „Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht“, sagte er mit Blick auf die Premiere im Juli. Das sei jedoch schade, denn im Landkreis gebe es zahlreiche Hersteller und Selbstvermarkter, die in einem solchen Rahmen ihre Produkte präsentieren könnten. Thomas von Sarnowski (Grüne) lobte derweil die grundsätzliche Initiative des Klimaschutzmanagements, so eine Veranstaltung zu organisieren. „Ich finde es gut, dass etwas ausprobiert wird in der Verwaltung“, sagte er – was Landrat Niedergesäß nur zu gerne aufgriff, um die Debatte über das misslungene Festival endgültig abzumoderieren: „Ausprobieren ist gut, es gab ja gar nichts zu probieren.“ Na dann, Mahlzeit!