Welche Wirkung hat Holunder als Heilpflanze? | NDR.de – Ratgeber | ABC-Z
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Holundersaft, Holundersirup, Holunderblütentee: Holunder ist vor allem als Getränk beliebt. Aber auch als Heilpflanze hat er sich bewährt. Welche Wirkung genau kann Holunder im Körper haben?
Als Heilpflanze soll Holunder im Körper antiviral, immunstimulierend, schweißtreibend und schleimlösend wirken – und so gegen Erkältungen helfen. Holunder soll außerdem antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen und damit auch einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System sowie den Stoffwechsel und Diabetes haben.
Holunder: Heilpflanze des Jahres 2024
Weltweit gibt es etwa 20 Arten von Holunder. Beliebt in Deutschland ist der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), auch bekannt als Holderbusch oder Holler.
Der Schwarze Holunder ist die Heilpflanze des Jahres 2024. Er kommt in ganz Europa, Asien und Nordafrika vor und wächst in Gärten, an Wegen, Feldern und Waldrändern. Ein Holunderstrauch kann drei bis sieben Meter hoch werden. Ab Mai bis Ende Juni blüht die Pflanze. Aus den kleinen gelb-weißen Blüten entwickeln sich ab August schwarz gefärbte Steinfrüchte. Die Holunderbeeren werden im Frühherbst geerntet.
Rohe Holunderbeeren: Giftstoff kann zu Erbrechen und Durchfall führen
Verwendet werden Blüten und Beeren. Aber Achtung: Holunderbeeren nicht roh essen. Denn sie enthalten das cyanogene Glykosid Sambunigrin, das im Körper zu Blausäure umgewandelt wird. Der Verzehr kann zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Durch Erhitzen auf über 80 Grad verliert das Pflanzengift aber seine toxische Wirkung.
Auch Blätter, Stängel und unreife Früchte enthalten Glykoside und sind damit giftig. Einzig die Holunderblüten kann man roh verzehren.
Verwechslungsgefahr mit giftigem Zwergholunder
In Deutschland wachsen neben dem Schwarzen Holunder auch der essbare Rote Holunder sowie der Zwergholunder. Beim Zwergholunder sind alle Teile der Pflanze giftig. Er unterscheidet sich vom Schwarzen Holunder dadurch, dass seine Früchte nicht herabhängen, sondern nach oben wachsen. Zwergholunder ist – wie der Name schon sagt – außerdem kleiner als der Schwarze Holunder.
Die Wirkung von Holunder im Körper
Holunderbeeren sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium, Phosphor und Eisen. Sie enthalten unter anderem viel immunstärkendes Vitamin C und Vitamin B6, das einen Einfluss auf den Fettstoffwechsel, das Immunsystem und die Bildung von Botenstoffen im Nervensystem hat.
Holunder enthält außerdem sekundäre Pflanzenstoffe, sogenannte Polyphenole. Sie besitzen unter anderem antivirale, immunstärkende und entzündungshemmende Eigenschaften. In den hellen Holunderblüten finden sich vor allem Flavonoide.
Die farbigen Holunderbeeren enthalten zusätzlich Anthocyane, die stark antioxidativ wirken. Sie schützen die Zellen des Körpers, indem sie schädliche Oxidationsprozesse dämpfen, die bei Entzündungen und Erkältungserkrankungen auftreten. Anthocyane haben eine positive Wirkung auf verschiedene Blutwerte wie Cholesterin und Harnsäure und können das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verringern. Dazu gibt es allerdings nur präklinische Studien, darunter In-vitro- und Tiermodellstudien.
Im Holunder finden sich noch weitere sekundäre Pflanzenstoffe wie Phenolsäuren oder Triterpene. Studien an Zellkulturen haben gezeigt, dass Polyphenole einen positiven Einfluss auf den Blutdruck haben, den Blutzucker senken und das Antitumorpotenzial steigern.
Mit Holunder gegen Erkältungen
Holunderbeeren sind zwar zellbiologisch intensiv erforscht, jedoch existieren nur wenige klinische Studien. Zu den bekanntesten Untersuchungen gehört eine Studie aus dem Jahr 2016 mit 312 Flugreisenden. Die Hälfte der Passagiere nahm vor, während und nach der Reise Kapseln mit einem Holunderextrakt ein – die andere Hälfte erhielt ein Placebo-Präparat. Die Anzahl an Erkältungstagen und die Schwere der Symptome war bei der Gruppe reduziert, die das Holunderextrakt eingenommen hatte.
Holunderblüten – ein traditionelles Heilmittel
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat Holunderblüten als ein traditionelles Arzneimittel anerkannt – zur Linderung der frühen Symptome einer Erkältung. Grundlage dafür ist die langjährige Anwendungserfahrung. Allerdings hat die EMA bisher keine Monografie zum Schwarzen Holunder herausgegeben, da hierzu Daten fehlen.
Holunderblüten stecken auch in einem Arzneimittel, das gegen Nasennebenhöhlenentzündung eingesetzt wird und klinisch sehr gut untersucht ist. Die Blüten wirken in diesem Kombinationspräparat schleimlösend.
Holunderblütentee – die Wirkung
Die EMA empfiehlt bis zu dreimal täglich einen Holunderblütentee. Dazu zwei bis fünf Gramm frische oder getrocknete Holunderblüten in 150 Milliliter kochendes Wasser geben und fünf bis zehn Minuten ziehen lassen. Der Tee wirkt schweißtreibend und schleimlösend.
Wofür ist Holundersaft gut?
Holunder wird auch als Granulat oder Kapseln angeboten. Für einen Liter Holundersaft benötigt man etwas mehr als ein Kilogramm Holunderbeeren. Beim Entsaften die Beeren etwa 50 Minuten lang kochen – das macht sie genießbar. Holundersaft kann den Körper bei Erkältungen unterstützen und vorab immunstärkend wirken.
Holunderbeerensirup selber machen
Holundersaft mit der gleichen Menge Zucker in einem Topf kurz aufkochen und in sterile Flaschen füllen. Verschlossen hält die Flasche bis zu ein Jahr im Kühlschrank, geöffnet bis zu zwei Monate. Holundersirup kann pur eingenommen werden oder mit Wasser aufgegossen. Er schmeckt auch in Salatdressings oder im Müsli.
Holunder: Keine Nebenwirkungen bekannt
Nebenwirkungen von Holunder sind nicht bekannt. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es aber keine Daten zur Anwendung. Diese fehlen auch für Schwangere und Stillende, weswegen ihnen eine Einnahme von Holunder nicht empfohlen wird.
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