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Schöne Pools für Design-Enthusiasten: 8 Meisterwerke der Architektur | ABC-Z

Beton trifft auf karge Felsen: Der Pool an der Küste der Leça da Palmeira in Matosinhos, Portugal, von Álvaro Siza. (Bild: Imago)


Schwimmbäder von Architekten

Über der Funktion von Swimmingpools steht nicht selten deren Form. Acht Aussenpools von renommierten Architektinnen und Architekten, bei denen die Abkühlung oder die sportliche Ertüchtigung in den Hintergrund rückt.

1. Tadao Ando: Scharf geometrische Formen

An einem abgelegenen Strand in der Nähe von Puerto Escondido, Oaxaca, hat der japanische Architekt Tadao Ando auf einem fast 30 Hektaren grossen Grundstück ein Anwesen erbauen lassen, das die Casa Wabi Foundation, eine vom mexikanischen Künstler Bosco Sodi gegründete Kunststiftung, beherbergt. Mit einer 312 Meter langen und 3,6 Meter hohen Betonmauer, die parallel dem Meer entlang verläuft, trennt er das öffentliche vom privaten Gelände.

Genau in deren Mitte, im 90-Grad-Winkel und zum Meer hin, erstreckt sich eine lange, schmale Terrasse, auf der zwei streng grafische Pools liegen. Das lange, rechteckige Becken ist zum Schwimmen gedacht, das dreieckige, weniger tiefe, zum Planschen. Wenn das Blau, Gelb und Orange des Himmels sich in der Wasseroberfläche spiegeln, wirkt die Betonterrasse wie eine Mauer mit Fenstern zum Himmel.

Von linearem Purismus zeugt ein anderer Pool der Casa Monterrey, den Ando ebenfalls in Mexiko erbauen liess. Dieser ragt einige Meter aus seiner Hanglage heraus und wirkt mit seiner geringen Tiefe wie eine Spiegelscheibe, die das Treiben des Himmels wiedergibt. Auch hier ergänzt das minimalistische Erscheinungsbild des Beckens das dahinter liegende Haus aus horizontalen und vertikalen Betonflächen.

Die Casa Wabi kann man auf Anmeldung besuchen. Die Casa Monterrey hat der Architekt als Unterkunft für eine Familie entworfen.

Der Bau mit seinem Pool wurde zwischen 2011 und 2013 errichtet und bietet den direkten Ausblick auf die Berge der Sierra Madre (Bild: Imago)

Casa Wabi, Salina Cruz – Santiago Pinotepa Nacional Km 113, 71983 Puerto Escondido, Oax., Mexiko.

2. Herzog & de Meuron: vom traditionellen Basler Rheinbad inspiriert

Bereits 1979 gewann das heute weltberühmte Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron den Designwettbewerb für ein neues Riehener Bad – eines ihrer ersten Projekte überhaupt. Realisiert wurde es jedoch erst rund dreissig Jahre später, nach «mehreren nicht realisierten Projekten in den folgenden Jahren», wie das Architekturbüro schreibt. In deren Verlauf veränderten die beiden Gründer Jacques Herzog und Pierre de Meuron das herkömmliche Konzept eines mechanischen und chemischen Wasseraufbereitungssystems zugunsten eines naturnaheren Beckens mit biologischer Filterung.

Besucherinnen und Besucher schwimmen in einem See, der mit Wasserpflanzen und Schichten aus Erde, Sand und Kies sauber gehalten wird. (Bild: PD)

Um diesen Badesee herum, den Kern der Anlage, liegt das Betriebsgebäude mit Café, Garderoben und Kasse, ganz in Holz gehalten. Die Anlage des Naturbads wurde nach dem Vorbild der «Badi», des traditionellen Basler Rheinbads aus Holz, gestaltet.

Das von Herzog und de Meuron entworfene Bad ist eine Hommage an die traditionellen Flussbäder Basels. (Bild: PD)

Naturbad Riehen, Weilstrasse 69, Riehen, Basel, Schweiz.

3. Ricardo Bofill: surreal anmutende Becken

Die meisten, oft monumentalen Bauwerke des im Januar 2022 verstorbenen Architekten Ricardo Bofill sehen Filmkulissen gleich; sie sind visionär und utopisch. La Muralla Roja, ein Wohnkomplex aus den 1970er Jahren, der an der spanischen Mittelmeerküste thront, gehört zu seinen bekanntesten. Hinter den roten Mauern dieses surreal anmutenden Gebäudes mit den unzähligen undefinierten Strukturen und wechselnden Grundrissen liegt ebenfalls ein eindrücklicher Pool verborgen, von dem aus man nur die darum herum stehenden bunten Gemäuer oder den Blick in den Himmel geniessen kann. Zutritt haben alle, die im ikonischen Gebäude wohnen – oder Gäste, die Wohnungen etwa über booking.com oder Airbnb gemietet haben.

In der Farbgebung etwas zurückhaltender ist Bofills Sommerhaus in der Nähe des Dorfes Mont-ras, wenige Kilometer von der spanischen Costa Brava entfernt. Die gesamte Aussenfassade und der Boden sind in blassen terracottafarbenen Ziegeln gehalten, der nur von verschiedenen Naturelementen unterbrochen wird oder von einer Ruine einer ehemaligen Bauernhütte, die in das Volumen des Hauses integriert ist. Nur der Pool, das Kernstück des Baus, mitsamt der Überdachung ist mit signalroten Fliesen ausgelegt, die einen dramatischen Kontrast zu den Zypressen bilden. Die roten Keramikfliesen findet man auch im Inneren des mehrgliedrigen Hauses, etwa im Hauptspeisesaal. Bofill liess das Gebäude 1973 für seine Eltern errichten, wonach es nicht öffentlich zugänglich ist.

Edifici La Muralla Roja, Partida Manzanera, 3, 03710 Calp, Alicante, Spanien.

4. Álvaro Siza: Beton trifft auf Felsen

Dieses futuristische Strandbad an der Küsten des Atlantischen Ozeans stammt von Álvaro Siza, der 2012 von der Architekturbiennale Venedig für sein Lebenswerk mit dem Leone d’oro ausgezeichnet wurde. Der portugiesische Architekt, der zum Zeitpunkt des Auftrags 26 Jahre jung war, liess das brutalistische Bauwerk in die Felsenlandschaft entlang der Küste der Leça da Palmeira in Matosinhos, Portugal, einbetten.

Gebadet wird in Meerwasser, Wellen der tosenden Brandung schwappen immer wieder über die Natursteinwände. (Bild: Imago)

Zur Poolanlage Piscinas de Marés, die in den 1960er Jahren erbaut wurde, gehören ein kleineres, im Gegensatz zum Hauptbau rundes Bassin für Kinder, ein Café, Sanitär- und Umkleidekabinen. Diese wurden ebenfalls aus Beton gegossen. Die scharfe Geometrie von Sizas Architektur bildet einen starken Kontrast zu den organisch geformten Felsen und dem feinen Sandstrand, der sich gleich daneben befindet.

Je nach Wetter strahlt das Wasser der beiden Becken in einem anderen Blauton. (Bild: Imago)

Piscina das Marés, Av. Liberdade, 4450-716 Leça da Palmeira, Portugal.

5. Oscar Niemeyer: ein organischer Pool inmitten der Natur

In der Casa das Canoas, die der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer 1951 in einem Vorort von Rio de Janeiro als Wohnhaus für seine Familie erbauen liess, finden sich nur wenige Ecken und Kanten: Der Grundriss, ebenso wie das Flachdach, das von leichten Stahlstützen getragen wird, ist in organischen Formen gehalten. Natürlich mutet die minimalistische Architektur aus Stahlbeton und Glas aber keinesfalls an – eher lässt die grosszügige Verglasung eine Verschmelzung von Innen- und Aussenraum zu, eine Verwebung von Natur und Architektur.

Und gibt den Blick auf den ebenso geschwungenen, asymmetrischen Swimmingpool frei, der sich auf einer Veranda befindet, dessen Garten nahtlos in die tropische Landschaft übergeht. In ebendiese blickt man vom Bassin aus.

Der Bau, der als eines der bedeutendsten Beispiele moderner Architektur in Brasilien gilt, ist normalerweise für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet den Besuchern eine Dauerausstellung zu Oscar Niemeyers Schaffen. Wegen Umbau ist die Casa Casa aber bis Ende 2022 geschlossen.

Casa das Canoas, Estrada da Canoa, 2310 – São Conrado, Rio de Janeiro – RJ, 22610-210, Brasilien.

6. Patricia Urquiola: Ein Schwimmbecken verschmilzt mit dem Comersee

Die Grenzen zwischen Innen und Aussen verschwimmen ebenfalls im «Il Sereno» am Ufer des italienischen Comersees. Patricia Urquiola hat dafür beinahe jedes Detail entworfen, vom Gebäude über die Einrichtung bis hin zu den Uniformen der Mitarbeiter. «Ich liebe die Farben, das Licht, das den ganzen Tag über wechselt, die Blau- und Grüntöne, die sich im Wasser spiegeln, die klaren Linien der Berge und des Himmels», sagt die spanische Architektin und Designerin über den Comersee. Sie lässt ihn optisch mit dem 18 Meter langen Infinity-Pool aus Karstgestein verschmelzen, der direkt über den See ragt.

Il Sereno Hotel, Via Torrazza, 10, 22020 Torno, Italien.

7. Luis Barragán: eine Pool-Perle, die Pferden vorbehalten ist

Die international bekannte Cuadra San Cristóbal Ranch wurde 1966 Luis Barragán vom schwedischen Industriellen Folke Egerström und seiner ersten Frau in Auftrag gegeben. Die beiden züchteten Voll­blü­ter, die als Renn­pferde trai­niert wur­den. So erbaute der mexikanische Architekt neben dem Wohn­haus ein Innenhof und Stal­lun­gen in einem Vorort von Mexiko-Stadt.

Während Barragán, der als bedeutendster mexikanischer Architekt des 20. Jahrhunderts gilt, das Wohnhaus schneeweiss streichen liess, blieben Rot, Pink und Violett der Pferdewelt vorbehalten. Polychrome, geometrisch abstrahierte Wände mit grosszügigen Öffnungen flankieren ein grosses, flaches, L-förmiges Becken mit türkisfarbenem Wasser. Dieses wurde nicht nur als dekoratives Element errichtet, sondern sollte als Aufenthaltsbereich für Reitende und ihre Pferde dienen. Der Teich ist so tief, dass das Wasser bis zum Bauch des Tieres reicht und dieses sich darin abkühlen kann. Auch der Brunnen, der darin mündet, wurde speziell als Tränke konzipiert.

Cuadra San Cristobal diente 2016 als Hintergrund für die Kampagne «Travel» von Louis Vuitton. (Bild: Imago)

Cuadra San Cristóbal ist ein privates Anwesen und als solches nur beschränkt für die Öffentlichkeit zugänglich. Während dreier Zeitfenster pro Woche kann das Anwesen besucht werden, ebenfalls werden Gruppenbesichtigungen angeboten.

Cuadra San Cristóbal, Cda. Manantial Ote. 20, Mayorazgos de los Gigantes, 52957 Cd López Mateos, Mexiko.

8. Peter Zumthor: Therme mit Weltruhm

Nur wenige Jahre nachdem die Gemeinde Vals die alte Hotel- und Kuranlage gekauft hat, schrieb diese 1986 einen Wettbewerb für eine neue Therme aus, die auf den alten Quelleneinfasssungen errichtet werden soll. Gewonnen hat diesen Peter Zumthor, der renommierte Basler Architekt und ehemalige Denkmalpfleger in Graubünden. Sein Vorhaben sah neben dem Badehaus auch ein Vier-Sterne-Hotel für das Areal vor. Das 44 Millionen teure Vorhaben konnte jedoch nicht alleine von der Gemeinde gestemmt werden, weshalb auf das Hotel verzichtet und nur die Therme in Auftrag gegeben wurde. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde die aus 60 000 Platten Valser Quarzit errichtete Therme eröffnet. Zwei Jahre später wurde sie unter kantonalen Denkmalschutz in Graubünden gestellt.

7132 Therme, Poststrasse 560, 7132 Vals, Graubünden, Schweiz.

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