Isartal: Radwege stehen wieder auf der Kippe – Landkreis München | ABC-Z
Die Isarauen sind bei vielen Gruppen beliebt: bei Spaziergängern wegen der schönen Natur, bei Mountainbikern wegen des abwechslungsreichen Geländes, bei Naturschützern wegen der vielen Tier- und Pflanzenarten. Dementsprechend prallen viele Interessen aufeinander. Daher wurde von verschiedenen Beteiligten ein Lenkungskonzept entwickelt, das dazu beitragen soll, die Lebensräume an der Isar besser zu schützen. Es sind Naturschutz- und Sportverbände involviert, genauso wie der Landkreis und die Landeshauptstadt München. In dem Konzept sind 78 Kilometer nutzbare Wege vorgesehen sowie 28 Kilometer Trails für Mountainbiker. Auf diese Weise sollen empfindliche Bereiche der Natur geschützt werden.
In Pullach wird nun darüber diskutiert, ob aus dem Konzept zwei Routen auf Gemeindegebiet herausgenommen werden sollen. Konkret geht es um eine Teilstrecke, die westlich des Isarkanals unterhalb von Waldwirtschaft und Burg Schwaneck über Grund verläuft, der sich im Besitz der Bayerischen Staatsforsten befindet, sowie um eine zweite Teilstrecke, die durch den denkmalgeschützten Höllriegel-Park im Gemeindewald führt. Mit der Frage wird sich der Gemeinderat in seiner Sitzung an diesem Dienstag, 24. September, um 19 Uhr befassen.
Hintergrund ist ein Antrag der örtlichen Agenda 21, wonach der Gemeinderat beim Kreistag sowie bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt eine Herausnahme der beiden als ungeeignet betrachteten Teilstrecken beantragen soll. So verlaufe die erste Route durch „einzigartige Biotope“ mit kleinen Tümpeln und Bachläufen, argumentiert die Agenda 21. Die andere Route führe über einen Pfad, über den Besucher des Parks zu einzelnen Denkmälern gelangen. Beide Strecken weisen laut Agenda 21 erhebliche Erosion auf, was ihre Eignung für regelmäßiges Befahren ausschließe.
In ihrem Antrag schlägt die Agenda zwei Alternativrouten vor: für die erste Strecke entlang der Badstraße und für die zweite am Parkgelände vorbei auf der Straße „Beim Kraftwerk“. Der Umwelt- und Mobilitätsausschuss des Pullacher Gemeinderats hat sich bereits in seiner Sitzung im Juni mit dem Vorschlag befasst. Er folgte dem Antrag mehrheitlich und empfahl dies auch dem Gemeinderat.
Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt hält dagegen nicht viel davon, die beiden Strecken aus dem Konzept herauszunehmen, wie aus einer Stellungnahme hervorgeht. Darin warnt die Behörde vor einem Scheitern des Lenkungskonzepts, wenn die beiden Trail-Abschnitte herausgenommen würden. Die intensive Nutzung des Isartals durch Erholungssuchende belaste die Schutzgüter des Flora-Fauna-Habitat-Gebiets „Oberes Isartal“ stark, ohne Umsetzung des Konzepts werde sich die Situation verschlechtern.
Bürgermeisterin Tausendfreund plädiert für eine Kompromiss-Lösung
Im Gespräch mit der SZ betont Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne), dass die Umsetzung des Lenkungskonzepts selbstverständlich nicht konterkariert werden dürfe; es sei die einzige Möglichkeit, steuernd einzugreifen. Grundsätzlich unterstützt sie aber die Änderungsanträge. Es bräuchte eben eine gute Kompromiss-Lösung, mit der alle Seiten einverstanden seien. Außer über die Herausnahme der Teilstrecken soll im Gemeinderat auch darüber gesprochen werden, ob und wie im geplanten Mountainbike-Streckennetz der Einsatz von Rettungsdiensten und der Feuerwehr sichergestellt wird.
Zu der Sitzung am Dienstag sind auch Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt und Vertreter des Deutschen Alpenvereins eingeladen, damit sie ihre Sicht kundtun können. Die Sektion München des Alpenvereins soll die Trägerschaft des Projekts übernehmen. Es kann gut sein, dass nach der Gemeinderatssitzung noch einmal Redebedarf in den Fraktionen besteht.