Senkung der Netzentgelte: Habeck will Netzausbau vom Staat vorfinanzieren lassen | ABC-Z
Senkung der Netzentgelte
Habeck will Netzausbau vom Staat vorfinanzieren lassen
19.09.2024, 17:09 Uhr
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Mit den Netzentgelten finanzieren Verbraucher einen großen Teil des Ausbaus der Stromnetze. Wirtschaftsminister Habeck will diesen Kostenblock senken und den Staat bei den Ausbaukosten in Vorleistung gehen lassen. Immerhin handele es sich um eine Generationenaufgabe.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fordert eine staatliche Vorfinanzierung des Stromnetzausbaus in Deutschland. Die Leitungen seien nicht für die nächsten Jahre, es seien Investitionen für die nächsten Generationen, sagte der Grünen-Politiker bei einem Besuch des Elektro-Stahlwerks Georgsmarienhütte. “Es ist notwendig, die Kosten auch über diese Zeit zu strecken.” Das bedeutet, dass wir mit staatlichem Geld diese Kosten vorfinanzieren, um jetzt die Netzentgelte zu senken. “Dafür werbe ich.” Dies sei vor dem Verfassungsgerichtsurteil zum Bundeshaushalt auch so geplant gewesen, daher sehe er auch keinen politischen Streit. Allerdings müsse nun das Geld neu organisiert werden.
Die Stromnetze müssen vor allem von Nord nach Süd ausgebaut werden, um Windstrom in die Industriegebiete des Westens und Südens zu bringen. Die Kosten werden auf die Strompreise umgelegt. Daher stieg dieser Block zuletzt stark an und wird voraussichtlich weiter steigen. Bei Privatverbrauchern macht er etwa ein Viertel des Strompreises aus. In der Industrie liegt er meist höher, bei Georgsmarienhütte sind es inzwischen über 50 Prozent.
“Das zieht uns den Teppich unter den Füßen weg”, sagte Alexander Becker, Geschäftsführer des Unternehmens. Man könne einen erheblichen Teil der geplanten Investitionen nicht umsetzen. “Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen”, sagte er voraus. “Wir brauchen unbedingt Unterstützung bei den Netzentgelten.” Sonst werde man weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Im Elektro-Stahlwerk in Georgsmarienhütte wurde bereits 1994 aus Eigenmitteln die Stahlerzeugung in kohlebefeuerten Hochöfen durch eine elektrische Lichtbogenanlage ersetzt. Das Werk verbraucht in etwa soviel Strom wie die gesamte, benachbarte Stadt Osnabrück. Es produziert Stahl aus Schrott und veredelt in weiter. Für diese sogenannte Vergütung wurde Anfang des Jahres eine neue Anlage in Betrieb genommen, die statt Erdgas jetzt erneuerbaren Strom einsetzt. Eine zweite Anlage, vom Wirtschaftsministerium gefördert, soll Ende 2026 in Betrieb gehen. Georgsmarienhütte macht mit 6000 Mitarbeitern in 50 Ländern rund zwei Milliarden Euro Umsatz.