Wirtschaft

Ehrendoktor für den Terminator: „Das ist meine Art zu denken, mag etwas radikal sein“, sagt Dr. h.c. mult. Arnold Schwarzenegger | ABC-Z

Berühmt wurde Arnold Schwarzenegger als Terminator und Bodybuilder. In Berlin bekommt er nun die Ehrendoktorwürde verliehen. Die Laudatio hält Wirtschaftsminister Habeck. Der lobt Schwarzenegger als Veganer und E-Auto-Befürworter – doch Arnie macht klar, dass er auch für andere Werte steht.

So ganz ernst nimmt der Geehrte die Veranstaltung selbst nicht, das macht Arnold Schwarzenegger gleich zu Anfang klar: „Wenn man 77 Jahre alt wird, bekommt man viele Preise, Trophäen, Medaillen und Ehrungen, aber die heute ist zweifellos – die neueste“, witzelt der Schauspieler, Bodybuilder und Ex-Gouverneur. Die neueste Auszeichnung, die Schwarzenegger am Dienstag im Auditorium an der Berliner Friedrichstraße entgegennimmt, ist eine Ehrendoktorwürde der privaten Hertie School. Arnie darf sich nun Dr. h.c. mult. Arnold Schwarzenegger nennen.

Älter ist er natürlich geworden, der Mann, der als Terminator weltberühmt wurde: Er geht ein wenig langsamer, die Haare sind dunkel gefärbt, der Drei-Tage-Bart ist grau, aber noch immer sieht man das viele Training, das ihn einst zum Mr. Universe gemacht hat. Schwarzenegger bekommt die Ehrendoktorwürde jedoch nicht für seine Hollywood-Rollen oder seine Bodybuilding-Karriere, sondern für seine Verdienste als Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien, in dem er unter anderem den Umwelt- und Klimaschutz vorantrieb.

Es ist keine klassische akademische Ehrung, die da am Dienstag zelebriert wird: Statt Doktoren und Dekanen sitzen in der ersten Reihe Schauspiel-Kollege Ralf Möller („Gladiator“) und die beiden Sänger der deutschen Country-Band BossHoss. Schwarzenegger selbst berichtet an diesem Nachmittag von den Mühen seiner eigenen akademischen Karriere. „Es hat mich acht Jahre gekostet, einen College-Abschluss zu bekommen“, sagt er. „Business“ habe er studiert auf einer staatlichen amerikanischen Hochschule.

Und wenn es um die Befindlichkeiten der heutigen Studenten-Generation geht, versteht der Terminator oft die Welt nicht mehr. Inzwischen werde immer gefragt, wer denn für die Studien-Kredite bezahlen solle. „Ich habe gearbeitet und selbst dafür bezahlt“, sagt Schwarzenegger. Damals habe er täglich fünf Stunden im Fitnessstudio trainiert und fünf bis sechs Stunden auf dem Bau gearbeitet – alles neben dem Studium. Deshalb habe es halt etwas länger gedauert. „Egal wo ich hingehe – Österreich, Deutschland, Amerika – sagen die Leute, dass ihnen Mitarbeiter fehlen“, sagt er. Das Problem ließe sich lösen, wenn die Studenten einfach wieder arbeiten gehen würden. „Das ist meine Art zu denken, mag etwas radikal sein“, gibt Schwarzenegger zu. Er habe sein Leben immer selbst in die Hand genommen. „Wir schlafen sechs Stunden am Tag“, sagt Schwarzenegger. „Manche vielleicht länger, aber ich denke, die sollten einfach schneller schlafen.“

„Der siebenfache Mr. Olympia ist ein Veganer“, schwärmt Habeck

Sein Laudator hört das alles nicht mehr, der musste schon nach wenigen Minuten weiter. Ausgerechnet Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) würdigt Schwarzenegger in Berlin. Zwischen das Gespräch mit dem chinesischen Handelsminister über Elektroautozölle und eine Rede beim Start-up-Gipfel seines Ministeriums haben Habecks Leute ihm diesen Auftritt mit dem Terminator gelegt. „Arnold hat draußen gesagt, als wir den Auftritt besprochen haben: Du entscheidest, Du bist der Boss – oder vielleicht auch nicht“, erzählt der Minister. Er bewundere die Lebensgeschichte des Österreichers aus einfachen Verhältnissen, der es bis zum Hollywood-Star und Gouverneur geschafft hat, man könne von Schwarzenegger lernen, immer wieder aufzustehen und sich selbst neu zu erfinden.

„Der siebenfache Mr. Olympia ist ein Veganer“, schwärmt Habeck von Schwarzenegger. Außerdem sei er „noch immer der beliebteste Republikaner“ – obwohl er sich für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ausgesprochen hat. „Auf der Leinwand warst Du Conan, der Zerstörer“, sagt Habeck und das Publikum unterbricht ihn mit Jubel. „Ihr habt beim falschen Teil des Satzes applaudiert“, setzt er neu an, „Auf der Leinwand warst Du Conan, der Zerstörer, als Mensch und Politiker standest Du für Anstand und Kompromiss.“ Schwarzenegger sei ein Vorbild für Männer „in einer Zeit, in der Männer damit kämpfen, ihre Rolle zu finden“.

Als Gouverneur habe Schwarzenegger in Kalifornien Entscheidungen zugunsten von Elektroautos getroffen, „über die Europa teils noch heute diskutiert“, lobt Habeck. Als eine „deutsche Autofirma mit drei Buchstaben“ bei Schwarzenegger gefragt habe, ob er nicht für ein Verbrennerauto werben wolle, habe der gesagt: „Keine Chance, kommt wieder, wenn ihr ein Elektroauto habt“, berichtet der Minister. Der Titel von Schwarzeneggers Buch „Be useful“ (deutsch: „Sei nützlich“) sei ein „anständiges Motto, das könnte das Motto meines Wahlkampfs nächstes Jahr werden“, sagt Habeck.

Schwarzenegger habe durch seine Zeit als Gouverneur etwas zurückgeben wollen

Doch Schwarzenegger lässt sich nicht wirklich vom deutschen Minister vereinnahmen. Es sei ihm eine große Ehre, dass Habeck die Laudatio halte, sagt der Ex-Gouverneur. Der sei schließlich ziemlich beschäftigt. „Die Wirtschaft mit der Umwelt zu verbinden, ist eine große Herausforderung“, sagt selbst der Terminator. Er selbst habe durch seine Zeit als Gouverneur auch etwas zurückgegeben wollen, schließlich habe er auf Schauspiel-Honorare in Höhe von „hunderten Millionen Dollar“ verzichtet, um Politiker zu werden, auf das Gouverneursgehalt von 178.000 Dollar habe er verzichtet. „Ich hab’ gesagt: Behaltet es, für mich ist das eh nur Kleingeld.“ Ihm sei schon klar, dass vielleicht einige gar nicht für ihn, sondern für den Terminator oder Conan, den Barbaren gestimmt hätten. Doch er habe gewusst, was er verändern wollte als Gouverneur. Der Klimawandel sei ein Problem, aber jedes Jahr würden sieben Millionen Menschen an Luftverschmutzung sterben, das habe er angehen wollen.

Und doch sei er eben kein Demokrat, sondern stehe dafür, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen. „Ich bin ein Republikaner“, sagt Schwarzenegger. „Es macht mich traurig, wenn ich sehe, dass die Partei nicht mehr so agiert, wie es die republikanische Partei traditionell getan hat.“ Er hält nicht viel vom Präsidentschaftskandidaten seiner Partei, Donald Trump. Er wirkt wie ein US-Politiker aus einer anderen Zeit. „Ich habe meine Erfolge als Gouverneur erreicht, weil ich mit Demokraten und Republikanern zusammengearbeitet habe“, sagt Schwarzenegger. Er habe niemanden für „böse“ gehalten.

Man dürfe Trump auch nicht mit der gesamten republikanischen Partei verwechseln. „Wenn da eine Person rumläuft und Sachen erzählt über das Essen von Haustieren, dann ist das nur eine Person“, sagt er. Man müsse das mit Humor nehmen, das sei doch lustig, es gäbe schließlich nachweislich keine Fälle von vermissten Haustieren, weil sie jemand gegessen habe. Viele Leute seien wegen dieser falschen Behauptungen von Trump während des TV-Duells vor wenigen Tagen außer sich. „Man kann die Dinge auf dramatische, traurige oder lustige Art sehen“, sagt Schwarzenegger. Er hat sich offensichtlich entschieden, sich über die Falschmeldung Trumps einfach lustig zu machen.

Er spricht dann noch über seine Mentoren, über Begegnungen mit Nelson Mandela und Michail Gorbatschow, die seien seine Idole geworden. „Wenn man keine Visionen hat, wo man hin will, was man erreichen will, wer und was man sein will, wird man es nicht schaffen“, sagt Schwarzenegger. Er selbst habe als 15-Jähriger beschlossen, Mr. Universe zu werden. „Das hatte noch nie ein Österreicher geschafft, es war ein unmöglicher Traum“, sagt er.

Fünf Jahre mit täglich fünf Stunden Training später habe er es dann geschafft. „Jede Wiederholung, jedes Gewicht, das ich gestemmt habe, hat mich meinem Ziel einen Schritt näher gebracht.“ Und auch auf seinem Weg zum Hollywood-Star und Gouverneur habe er von vielen Leuten gesagt bekommen, dass er das nicht schaffen könne. „Habt Visionen“, fordert Schwarzenegger zum Schluss. Es ist ein Aufruf, der Robert Habeck wohl gefallen hätte. Der ist da aber leider schon auf dem Weg zum nächsten Termin.

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