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Sparhammer vom Freistaat: Drogennotdienst L43 im Bahnhofsviertel in Gefahr | ABC-Z

München – Rund um die Uhr ist der Drogennotdienst, das L43 in der Landwehrstraße, eine Anlaufstelle für Suchtkranke im Bahnhofsviertel und darüber hinaus, inklusive 32 Notschlafplätzen und einem Schutzraum für Frauen. Es sind die einzigen Notschlafplätze explizit für Suchtkranke. Es ist die “zentrale Anlauf-, Kontakt-, Vermittlungs- und Beratungsstelle” für Menschen, die Drogen konsumieren, so schätzt es der Gesundheitsbeirat der Stadt ein.

Bayerischer Rechnungshof interveniert: Finanzierung von Münchner Drogennothilfe in Gefahr

Wegen einer Intervention des bayerischen Rechnungshofs ist das Angebot nun aber in Gefahr: Vier von insgesamt 20 Stellen des L43 werden nämlich vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) gefördert – seit mittlerweile 28 Jahren.

Diese finanzielle Förderung entspreche aber nicht der Förderrichtlinie für Suchtprävention und Beratung des Freistaats, so der Rechnungshof. Als Alternative bietet das Gesundheitsministerium nun an, ein Modellprojekt über drei Jahre zu fördern, mit weniger Geld und zusätzlichen Aufgaben, wie es heißt.

“Müssten Angebote ausweiten”: Linke im Stadtrat will Drogennothilfe retten

Entsetzen hat das bei der Linken im Stadtrat ausgelöst. “Eigentlich müssten die Hilfsangebote für suchtkranke Menschen ausgeweitet und nicht gekürzt werden”, findet Linken-Fraktionschef Stefan Jagel. “Denn die Bedarfe als auch die Anzahl der betroffenen Menschen wachsen stetig an.”

Das L43 wird vom Verein Prop e.V. betrieben. Ab 1993 war es erst eine Notschlaftstelle und ein sogenannter Kontaktladen – also ein niedrigschwelliges Hilfsangebot für Suchtkranke. Das wurde finanziell gefördert vom Bezirk Oberbayern und der Stadt. Ab 1997 wurde das Angebot erweitert mit einer 24-Stunden-Beratungsstelle und das Personal um die bereits erwähnten vier Stellen aufgestockt.

Wie der Gesundheitsbeirat der Stadt aber befürchtet, hätte der Verlust der vier Stellen große Auswirkungen auf den ganzen Betrieb. “Nicht nur die 24-Stunden-Beratungen entfallen, es würde sich auch auf die Schichtdienste in der Notschlafstelle und den Personaleinsatz im Kontaktladen gravierend auswirken”, schreibt der Beirat in einer Stellungnahme, die der AZ vorliegt.

Trotz Kokainwelle, Crack und vermehrten Psychosen: Freistaat streicht Gelder für Drogennothilfe in München

Und das in einer Zeit, in der “hochproblematische Entwicklungen im Drogenkonsum in München” passieren, so der Beirat. Eine Kokainwelle, vermehrten Konsum von Crack und einen zunehmenden Anteil an Suchtkranken mit Psychosen stellen die Experten fest. Außerdem ist das L43 auf einen Sicherheitsdienst angewiesen, weil das Aggressions- und Konfliktpotenzial zunehme. Man brauche also anstatt einer Kürzung eher mehr Personal, so das Fazit des Beirats.

Auch auf den Nußbaumpark könnten die Kürzungen beim Drogennotdienst Auswirkungen haben.
Auch auf den Nußbaumpark könnten die Kürzungen beim Drogennotdienst Auswirkungen haben.
© Daniel von Loeper
Auch auf den Nußbaumpark könnten die Kürzungen beim Drogennotdienst Auswirkungen haben.

von Daniel von Loeper

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Linke fordert: Stadt soll Finanzierung der Drogennothilfe sichern

Auch nach Einschätzung von Linken-Stadtrat Jagel ist das Angebot des L43 sehr wichtig für die Unterstützung von Suchtkranken in München, auch über das Bahnhofsviertel hinaus, zum Beispiel im Nußbaumpark. “Die L43 ist nicht nur für das Bahnhofsviertel ein wichtiger Bestandteil, sondern für das Hilfesystem insgesamt”, sagt er.

Darum fordert die Fraktion der Linken/die Partei mit einem Antrag den Oberbürgermeister dazu auf, sich beim Freistaat dafür einzusetzen, dass die Förderung über das Jahr 2025 hinaus weitergeführt wird.

Sollte das nicht klappen, soll die Stadt gemeinsam mit dem Bezirk dafür sorgen, dass die Finanzierung des gesamten Angebots des L43 gesichert wird.

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