Olching: Generalsanierung des Gymnasiums für 85 Millionen Euro – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Es ist die teuerste Baumaßnahme, die der Landkreis Fürstenfeldbruck jemals bewerkstelligt hat, und es ist nicht einmal ein Neubau: Die Generalsanierung des Gymnasiums in Olching wird bekanntlich 85 Millionen Euro kosten. Davon entfallen allein 15 Millionen Euro auf ein Schuldorf aus Containern, das den Schülerinnen und Schülern bereits seit fast zwei Jahren als Interimsunterkunft dient und in dem sie noch bis Pfingsten 2027 bleiben sollen. Dann soll das erneuerte Hauptgebäude bezugsfertig sein. Jetzt, rechtzeitig vor den Wintermonaten, wurde die Fassade an der Großbaustelle geschlossen.
Bei einem Baustellenrundgang lässt sich Landrat Thomas Karmasin (CSU) den Fortschritt zeigen. Den anvisierten Umzug um Pfingsten herum hält der stellvertretende Leiter des Gymnasiums, Martin Kopyciok, der an der Besichtigung teilnimmt, wegen des um diese Zeit stattfindenden Abiturs für wenig glücklich gewählt. Der Landkreis als Bauherr aber möchte das Containerdorf auf dem ehemaligen Sportgelände der Schule möglichst schnell wieder abbauen, weil die Container die Kosten des Bauvorhabens um zwanzig Prozent in die Höhe treiben.
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Die Klassenzimmercontainer waren noch gar nicht bezogen, da hatte es schon Ärger gegeben im Herbst 2023: Der Prüfstatiker gab den Bezug der Container wegen statischer Mängel nicht frei, was den Baubeginn verzögerte. Schon bald auch klagten Nachbarn über den Baulärm und drohten mit einer Klage. Bei der Drohung blieb es, der Landkreis ließ sich darauf ein, die Abläufe der besonders lärmintensiven Arbeiten umzuorganisieren und Bauteile einzuhausen. Wieder dauerte es ein wenig länger. Zwischenzeitlich wurden noch Schadstoffe gefunden, doch die am Bau Beteiligten wissen mit den Unwägbarkeiten umzugehen.
„Das ist eben Bauen im Bestand“, sagt Sabine Stannecker, Referatsleiterin kreiseigener Hoch- und Tiefbau. Deshalb werde auch bei der Kostenkalkulation von Bestandsbauten ein höherer Risikopuffer eingeplant. Wie verzögernd sich bisweilen zudem die Auswahlkriterien beim öffentlichen Bauen auswirken können, das weiß auch Architekt Stefan Arlt von GHK Architekten. Das Büro aus Dachau betreut derzeit neben der Generalsanierung in Olching auch die Erweiterung des Gymnasiums Gröbenzell, wo man vor vier Wochen Richtfest feierte.

Es wäre ein Fortschritt, wenn bei den Vergabeverfahren nur eine begrenzte Anzahl an Unternehmen zur Angebotsabgabe aufgefordert werden könnte und man nicht automatisch den günstigsten Bieter nehmen müsste, sagt er. Das könnte auch dazu beitragen, Bauvorhaben zu beschleunigen.
Die seit 1972 in Betrieb befindliche Schule an der Georgenstraße in Olching von Grund auf zu sanieren statt sie abzureißen und neu zu bauen, hatte nach Abwägung aller Argumente der Kreistag Fürstenfeldbruck beschlossen. Damit verließ er den Weg, den er beim baugleichen Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck beschritten hatte, das seit mehr als einem Jahrzehnt in einzelnen Abschnitten erneuert wird. Dessen unsanierte Fassade sieht heute noch immer so aus wie in den Siebzigerjahren, als beide Schulen entstanden.
Die Fassade erhält ein neues gläsernes Antlitz
Das Schulgebäude in Olching war bis auf das Stahlbetontragwerk zurückgebaut und entkernt worden, was es kurzzeitig wie einen „Lost Place“ aussehen ließ. Mittlerweile sind eine Bodenplatte und neue Grundleitungen verlegt. Die Fassade erhielt ein neues gläsernes Antlitz, das das Gebäude nicht mehr so klobig wie in seiner Ursprungsform wirken lassen soll. Die dreifach gedämmte Verglasung lässt nun auch keine Energie mehr entweichen. Schließlich sollen auch noch Schutzfolien aufgebracht werden, um zu verhindern, dass Vögel gegen die Glasscheiben fliegen und sich dabei tödlich verletzen.

Die Fassade ist nun geschlossen und das Gymnasium wieder in seiner Form erkennbar. Um mehr Raum zu schaffen, wurde die Fassade ein wenig nach außen vor das Tragwerk geschoben. Von jetzt an gehen die Arbeiten im Inneren weiter. Die Neugestaltung der Grundrisse sieht Lehr- und Aufenthaltsräume sowie mehrere sogenannte Lernhäuser vor – Räume, um die herum jeweils fünf Klassenzimmer gruppiert sind und die als zentrale Lern- und Begegnungsorte dienen sollen.
Noch sind diese einzelnen Räume auf der Baustelle nicht erkennbar, erst müssen die Innenwände errichtet werden. Auch die Mint-Fächer erhalten neue Fachräume. Insgesamt werden 45 Klassenzimmer entstehen. Geheizt wird mit Fernwärme. Das Gebäude erhält eine moderne Lüftungsanlage, die dafür sorgen soll, dass nicht in muffigen Räumen unterrichtet werden muss.

Am Gymnasium Olching stiegen die Schülerzahlen zuletzt deutlich an, von 875 im Jahr 2020 auf jetzt 1132. Die Schule ist derzeit nach der in Gröbenzell und dem Viscardi in Fürstenfeldbruck das drittgrößte der sieben Gymnasien im Landkreis.
Kein Wunder, dass es auch in den Interimscontainern „eng zugeht“, wie der stellvertretende Schulleiter Kopyciok sagt. Manche der Olchinger Schülerinnen und Schüler werden am Ende der Generalsanierung nicht nur fast drei Gymnasialjahre in Klassenzimmercontainern verbracht haben, sondern sogar noch mehr. Denn die heutigen Gymnasiasten, die Ende der 2010er-Jahre an der Grundschule im Stadtteil Graßlfing eingeschult wurden, hatten auch dort ein Schulleben im Container kennengelernt: Die Grundschule wurde damals neu errichtet und brauchte vorübergehend ein Ausweichquartier.





















